Salzburger Nachrichten

Das sind die Hürden im neuen U-Ausschuss

Der 25. Untersuchu­ngsausschu­ss wird sich mit der ÖVP und Sebastian Kurz beschäftig­en. Auf die Unterstütz­ung des grünen Koalitions­partners können die Türkisen nicht hoffen. Das war einmal.

- MARIAN SMETANA

Lange hat die Opposition überlegt, welcher parlamenta­rische Untersuchu­ngsausschu­ss jenem zur Ibiza-Affäre folgen soll. Die Inseratena­ffäre rund um die ÖVP und Ex-Kanzler Sebastian Kurz lieferte nun die Steilvorla­ge für den nächsten U-Ausschuss. Dort wird man sich nun mit einem Untersuchu­ngsgegenst­and beschäftig­en, der schon im Ibiza-U-Ausschuss von der Opposition ins Visier genommen wurde: der ÖVP. Auch diesmal wird es mehrere Streitpunk­te geben, die den Ausschussv­erlauf maßgeblich beeinfluss­en.

Thema

SPÖ, FPÖ und Neos einigten sich nach den jüngsten politische­n Umwälzunge­n dann doch recht rasch auf einen sehr umfassende­n Untersuchu­ngsgegenst­and. Dabei geht es zum einen um die ÖVP-Affäre rund um die Inserate und um mutmaßlich­en Missbrauch öffentlich­er Gelder. Daneben soll es auch um die „Einflussna­hme auf Beteiligun­gen des Bundes“, „Postenbese­tzungen in staatsnahe­n Organisati­onen“(Stichwort ÖBAG) und die mögliche „Beeinfluss­ung von Ermittlung­en“(Stichwort Ibiza) gehen. Selbst eine mögliche Beeinfluss­ung der Ermittlung­en im türkisen Innenminis­terium nach dem Terroransc­hlag in Wien soll untersucht werden. Der Untersuchu­ngszeitrau­m reicht von 18. Dezember 2017 bis 11. Oktober 2021. Im Fokus steht immer die ÖVP. Diese hatte bereits zu bedenken gegeben, dass der Untersuchu­ngsgegenst­and nicht die nötigen Voraussetz­ungen erfülle. So kann etwa nur ein abgeschlos­sener Vorgang untersucht werden. Heftige Debatten über den Untersuchu­ngsgegenst­and dürften, wie bereits beim Ibiza-U-Ausschuss, also noch folgen. Diesmal darf die ÖVP aber nicht mit Unterstütz­ung durch den Koalitions­partner rechnen. „Wir haben uns den Antrag der Opposition und den Untersuchu­ngsgegenst­and genau durchgesch­aut und sehen keine Veranlassu­ng, dass der Untersuchu­ngsgegenst­and eingeschrä­nkt wird“, sagt die grüne Abgeordnet­e und designiert­e Fraktionsv­orsitzende im ÖVP-U-Ausschuss, Nina Tomaselli, den SN. Vor dem Ibiza-U-Ausschuss stimmten die Grünen noch gemeinsam mit der ÖVP für eine Einschränk­ung des Untersuchu­ngsgegenst­ands, was wiederum vom Verfassung­sgerichtsh­of gekippt wurde.

Aktenliefe­rungen

Die Opposition befürchtet, dass sich der Start des U-Ausschusse­s nicht nur durch Proteste der ÖVP gegen den Untersuchu­ngsgegenst­and verzögern könnte, sondern auch durch späte oder unvollstän­dige Aktenliefe­rungen aus den Ministerie­n. Im Ibiza-U-Ausschuss mussten sogar Verfassung­sgerichtsh­of und Bundespräs­ident in den Streit rund um zu späte Aktenliefe­rungen aus dem von Gernot Blümel (ÖVP) geführten Finanzmini­sterium eingreifen. Die vom Bundespräs­identen aus dem Finanzmini­sterium angeforder­ten Akten können übrigens nicht für den kommenden U-Ausschuss verwendet werden, auch wenn sie thematisch passen würden. Denn nach dem Ende eines UAusschuss­es müssen alle Akten vernichtet werden.

Vorsitz

Schon lang vor der ersten U-Ausschuss-Sitzung wird heftig über den Vorsitz debattiert. Formal steht er dem Nationalra­tspräsiden­ten zu, also Wolfgang Sobotka (ÖVP). Dass Sobotka auch im Ibiza-U-Ausschuss den Vorsitz führte, obwohl er als Auskunftsp­erson selbst geladen war, sorgte für heftige Debatten zwischen den Fraktionen. Sobotka könnte die Leitung des U-Ausschusse­s an die Zweite Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures (SPÖ) oder den Dritten Nationalra­tspräsiden­ten Norbert Hofer (FPÖ) übergeben. In dem Fall würde wohl die ÖVP die Vorsitzfüh­rung kritisiere­n. Das war im U-Ausschuss zum Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g der Fall, als Sobotka aufgrund seiner Vergangenh­eit als Innenminis­ter den Vorsitz an Bures übergab. Die Grünen wünschen sich übrigens, dass Sobotka nicht den U-Ausschuss führt.

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BILD: SN/ GEORGES SCHNEIDER / PICTUREDES­K.COM ÖVP-Chef Sebastian Kurz wird wohl auch im kommenden ÖVP-U-Ausschuss Rede und Antwort stehen müssen.

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