Soll ich Almosen annehmen?
Die jüngste Nachricht, dass der Pflegebonus nach langem Hin und Her nun doch ausbezahlt werden darf, fühlt sich genauso an, als ob Almosen verteilt würden. Und um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob mein (Berufs-)Stolz dies zulassen soll.
Soll ich den Bonus schweigend annehmen? Soll ich dankbar sein dafür? In beiden Fällen
gebe ich meine Zustimmung, dass sich die Politik freikauft von der Verpflichtung, den Pflegeberuf endlich tatsächlich aufzuwerten. Dem Pflegeberuf endlich den Stellenwert zu geben, der angemessen wäre.
Ich für meinen Teil möchte darauf verzichten. Nicht, weil ich das Geld nicht nötig hätte, sondern weil ich mir zu schade bin, Almosen anzunehmen.
In einer Zeit, in der SalzburgAG-Mitarbeiter Coronazahlungen erhalten, in der millionenschwere Firmen horrende Coronaentschädigungen erhalten, in der aber jenen, die sich tagtäglich den Nasenrücken von stramm sitzenden FFP3-Masken wundreiben lassen, die in Mäntel gehüllt, hinter Visieren verborgen um Menschenleben kämpfen und bangen, die energielose Körper von Seite zu Seite, vom Bauch auf den Rücken
bewegen, immer darauf bedacht, nur ja keine Zugänge zu entfernen und vor allem die Sauerstoffzufuhr nicht zu unterbrechen, die rund um die Uhr damit beschäftigt sind, von Ärzten verwaltete Therapien auch tatsächlich an die Patientin, den Patienten zu bringen, diese paar Groschen zu gönnen eine mehrmonatige Debatte verlangt, verzichte ich dankend darauf und schlage vor, das Geld frühzeitig anzulegen, damit wir uns zum Jahreswechsel die Bonuszahlungen leisten können für jene, die sich „das (wirklich) verdienen“.
Danke für nix.
Friedrich Gurnig