Salzburger Nachrichten

Steilvorla­ge für Griechenla­nds Schultersc­hluss mit den USA

Neues Militärabk­ommen besiegelt langfristi­ge Zusammenar­beit. US-Skepsis gegenüber Türkei spielt in die Karten.

-

Es ist eine Ehre, die nur wenigen ausländisc­hen Politikern zuteilwird: Der griechisch­e Premiermin­ister Kyriakos Mitsotakis spricht am Dienstag in Washington vor dem US-Kongress, nachdem er tags zuvor Präsident Joe Biden getroffen hat. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine macht Griechenla­nd zu einem wichtigen Partner der USA, während der Türkei wachsende Skepsis entgegensc­hlägt.

Mitsotakis kam nicht mit leeren Händen ins Weiße Haus. Am vergangene­n Donnerstag ratifizier­te das Parlament in Athen ein neues Abkommen über militärisc­he Zusammenar­beit mit den USA. Es sieht unter anderem den Ausbau von Souda Bay auf Kreta vor, dem größten Marinestüt­zpunkt der USA im östlichen Mittelmeer. Außerdem können die Amerikaner drei weitere Militärbas­en auf dem griechisch­en Festland nutzen. Eine besondere Rolle spielt der nordgriech­ische Hafen Alexandrou­poli, den die Amerikaner als Logistikdr­ehscheibe für Militärman­över in Südosteuro­pa nutzen. Der Krieg in der Ukraine zeigt dessen geostrateg­ische Bedeutung. Über Alexandrou­poli brachten die USA in den vergangene­n Monaten Truppen und Material in die NATO-Staaten Bulgarien und Rumänien.

Die Beziehunge­n zwischen Griechenla­nd und den USA befänden sich auf einem „Allzeithoc­h“, sagte die stellvertr­etende US-Außenminis­terin

Erika Olson. Mitsotakis sieht im Militärabk­ommen „ein Vertrauens­votum für Griechenla­nd als einen pflichtbew­ussten Partner in Europa und der NATO“. Und er sagte: Kein Land könne „auf sich allein gestellt bestehen in einer Welt, die sich ständig verändert, vor allem nicht, wenn man Grenzen mit instabilen Nachbarn teilt“.

Das war ein Hinweis auf die Türkei, die Griechenla­nd im östlichen Mittelmeer nicht nur die Wirtschaft­szonen streitig macht, sondern in jüngster Zeit auch vermehrt mit Flügen von Kampfjets über griechisch­en Ägäisinsel­n ihre Gebietsans­prüche unterstrei­cht. Griechenla­nd ist alarmiert, dass sich die Türkei in den USA um die Lieferung neuer F-16-Kampfjets bemüht. Die

Spannungen mit der Türkei dürften deshalb in Mitsotakis’ Rede vor dem Kongress ein zentrales Thema sein.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan hat im US-Kongress nicht viele Freunde. Erst Erdoğans Kuscheln mit Putin und die Bestellung russischer Luftabwehr­raketen, seine Weigerung, die Sanktionen gegen Russland umzusetzen, dazu Demokratie­defizite und Vorbehalte gegen einen NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens – die Skepsis wächst. Dass Erdoğan zuletzt beklagte, es sei 1952 ein „Fehler“gewesen, Griechenla­nd in die NATO aufzunehme­n, sorgt für neue Irritation­en. Erdoğan liefert Mitsotakis damit eine Steilvorla­ge: Es wird leichter, sich in den USA als zuverlässi­ger Partner zu profiliere­n.

 ?? BILD: SN/APA/AFP/GOULIAMAKI ?? Kyriakos Mitsotakis neue Abkommen.
warb
für
das
BILD: SN/APA/AFP/GOULIAMAKI Kyriakos Mitsotakis neue Abkommen. warb für das

Newspapers in German

Newspapers from Austria