Der Sommer wird wieder bunt
Der touristische Sommer 2022 dürfte in Österreich wieder internationaler werden. Die Gäste könnten aber auch sparsamer sein.
WIEN. Der Zeitpunkt für die erste Pressekonferenz in ihrem neuen Amt hätte für Susanne Kraus-Winkler am Montag nicht besser sein können. „Ich freue mich, dass gerade mit heute die 3G-Regel bei der Einreise nach Österreich fällt“, betonte die neu ernannte Tourismusstaatssekretärin anlässlich der Eröffnung der Österreichischen Tourismustage in Wien. Als Branchensprecherin für die Hotellerie in der Wirtschaftskammer hatte KrausWinkler zuletzt seit Wochen darauf gedrängt, die Covidkontrollen an den Grenzen abzuschaffen, und sie als Nachteil im touristischen Wettbewerb bezeichnet.
Die Reisetätigkeit im Sommer wird innerhalb Europas heuer noch einmal einen Zahn zulegen. Bei den Einheimischen dürfte der Urlaub in Österreich zwar weniger stark nachgefragt sein als in den beiden vergangenen Pandemiejahren – die Österreicherinnen und Österreicher zieht es den Umfragen zufolge heuer wieder vermehrt ans Meer nach Italien, Kroatien oder Griechenland. Gleichzeitig kehren aber die Gäste aus anderen Märkten zurück. Stammten im Vorjahr 82 Prozent aller Sommergäste aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz, erwartet die Österreich Werbung (ÖW) heuer wieder einen Anstieg bei Urlaubern aus den Niederlanden, den südeuropäischen sowie den arabischen Ländern. Von einer stabilen Nachfrage geht man aus den USA aus. „Damit erreichen wir österreichweit auch eine bessere Auslastung“, betonte ÖW-Chefin Lisa Weddig, große Sprünge erwartet sie dennoch nicht und hält Steigerungen gegenüber dem Vorjahr „im einstelligen Prozentbereich“für möglich. 2021 lag Österreich bei den Nächtigungen noch um 16 Prozent hinter dem Vor-Corona-Sommer. China sei nach wie vor vom internationalen Reiseverkehr abgeschnitten, sagte Weddig. Und die hohe Inflation und der Krieg in der Ukraine brächten für alle, speziell aber in den osteuropäischen Ländern Unsicherheiten.
„Die Teuerungen werden Spuren hinterlassen“, erklärte Oliver Fritz, Tourismusexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zum Auftakt der Tourismustage. Noch vor Ausbruch des Kriegs hätte er heuer den besten Sommer aller Zeiten erwartet, „jetzt werden die Menschen sparsamer umgehen“. Das Reisen würden sie sich dennoch nicht nehmen lassen. Der Tourismusexperte sieht aber auch das Thema Overtourism zurückkehren, „es gab ein Zuviel an Tourismus, Menschen und Natur haben das nicht mehr akzeptiert“. Es sei schwer, dagegen etwas konzeptionell zu unternehmen, „aber das wird man tun müssen“. Auch in Zusammenhang mit dem Klimawandel. „Wenn es uns nicht gelingt, da entgegenzusteuern, können wir den ganzen Tourismus vergessen“, sagte Fritz.
Tourismusstaatssekretärin KrausWinkler erklärte, es werde „sinnvolle Maßnahmen gegen die Preissteigerungen“brauchen. Die Erholung des Städtetourismus bleibe „oberste Priorität“, da brauche es „Hebel“. Der Tourismussprecher in der Wirtschaftskammer, Robert Seeber, gab der neuen Tourismusstaatssekretärin gleich ein paar Forderungen mit, etwa einen Energiekostenzuschuss für Thermen, noch einmal eine Einmalzahlung für Betriebe, die in der Pandemie durchgehalten haben, oder noch einmal eine Investitionsprämie. „Du stehst zwar jetzt auf der anderen Seite, aber es wird gute Synergien geben“, sagte Seeber in Richtung seiner ehemaligen Spartenobfrau und Kollegin in der Wirtschaftskammer.
„Sinnvolle Maßnahmen setzen.“
Susanne Kraus-Winkler