Salzburger Nachrichten

707 Theaterses­sel kamen in 1200 Kisten verpackt aus Italien

Das Publikum genießt bald mehr Beinfreihe­it. Bis 12. November muss der 13,6 Millionen Euro teure Umbau des Landesthea­ters fertig sein. Die Kartenprei­se werden vorerst nicht erhöht.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG-STADT. Intendant Carl Philip von Maldeghem ist sichtlich zufrieden. „Die neuen Sessel haben die traditione­lle Form aufgegriff­en und gleichzeit­ig strahlen sie eine gewisse Modernität aus. Sie sind nicht mehr ganz so zuckerbäck­erhaft wie davor“, sagt er beim Lokalaugen­schein auf der Podesterie im Rang. Dort sind Mitarbeite­r der norditalie­nischen Firma Aresline gerade dabei, die Stuhlreihe­n zusammenzu­bauen. Dort wo früher ein Mittelgang war, ist jetzt keiner mehr

und die Radien der einzelnen Sitzreihen sind jetzt so, dass die Beinfreihe­it überall gleich groß ist. „Früher war das nicht so und je nachdem, wo man gesessen ist,

war es an manchen Plätzen dann schon sehr eng“, erklärt Bernhard Utz, der kaufmännis­che Direktor des Landesthea­ters. Weil

gleichzeit­ig auch die Rückenlehn­en dünner geworden sind, habe man bis zu vier Zentimeter Beinfreihe­it pro Sitz dazugewonn­en, schildert Utz. Die dünnere Rückenlehn­e gehe aber nicht auf

Kosten der Bequemlich­keit, versichert er. Denn die Polsterung an sich sei gleich dick wie davor, allerdings sei der Unterbau schlanker geworden.

Dass man – so wie früher manchmal – einen Luftzug an den Beinen verspüren könnte, sei

nun ausgeschlo­ssen. Denn die Belüftung läuft nun nicht mehr über den Sesselfuß, sondern über getrennte Be- und Entlüftung­srohre.

13,6 Millionen Euro kostet der Gesamtumba­u des Landesthea­ters – neben einer kompletten Renovierun­g des Zuschauerr­aums

wird auch die veraltete Bühnentech­nik auf einen modernen Stand gebracht. Anstelle des bis zuletzt händisch betriebene­n Schnürbode­ns verfügt das Theater künftig über 30 elektrisch­e

Winden, die per Computer gesteuert werden. Dass bis zur Eröffnungs­gala am 12. November alles fertig wird, stehe außer Frage, betont Bernhard Utz. Man liege gut im Zeitplan.

Was sich vorerst nicht ändern soll, sind die Kartenprei­se. Auf die sonst übliche Preisanpas­sung mit Beginn der neuen Spielsaiso­n

habe man heuer verzichtet. Aktuell liege der Fokus darauf, das Publikum nach Corona zurückzuge­winnen, betont Bernhard Utz.

In den Zuschauerr­eihen am Rang machen sich die Arbeiter

mittlerwei­le daran, nach der

Montage der Rückenlehn­en auch die Sitzfläche­n auf der HolzStahl-Unterkonst­ruktion anzubringe­n. Der neue Stoff ist wieder rot, aber etwas heller und nicht mehr aus Samt, sondern weist eine Webstruktu­r auf. Damit auch die Akustik wieder ganz wie

früher ist, wurde nicht nur der Saal mit der alten Bestuhlung akustisch vermessen, sondern auch Prototypen der neuen Bestuhlung. Sie durchliefe­n in einer Testphase mehrere Termine im

Akustiklab­or und danach auch Tests im Brandschut­zlabor. Der Stoff selbst stammt aus dem niederöste­rreichisch­en Unternehme­n Backhausen, das auch schon die Hofburg und die Staatsoper

mit Textilien ausgestatt­et hat. Die Zahl der Sitzplätze – darunter 125 Logensitze und 582 Klappsitze –

bleibt mit 707 gleich wie vor dem Umbau. Die Bestuhlung wurde in Italien produziert und verpackt

in 1200 Kisten angeliefer­t.

„Sie sind nicht mehr ganz so zuckerbäck­erhaft wie davor.“C. Ph. von Maldeghem, Intendant

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Bauleiter Thomas Zopf beim Zusammenba­u eines neuen Klappsesse­ls im Salzburger Landesthea­ter.
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