Für wen die FPÖ zur ersten Wahl wurde
Beim Wahlverhalten gab es im Vergleich zur Landtagswahl 2018 starke Verschiebungen.
Zwei Umstände sind für den Absturz der ÖVP in Niederösterreich gegenüber 2018 hauptverantwortlich. Erstens: der massive Stimmenverlust an die FPÖ (72.000). Zweitens: der Verlust der Zweitwohnsitzer als Wahlberechtigte, den Sora in seiner Wählerstromanalyse für die ÖVP mit 36.000 beziffert – zu denen sich weitere 10.000 Nichtwähler gesellten.
Die FPÖ konnte nicht nur der ÖVP Zehntausende Wähler abspenstig machen, sondern auch der SPÖ (29.000); zudem mobilisierte sie stark bei ihren blauen Sympathisanten, von denen 2018 viele zu Hause geblieben waren. 23.000 von ihnen brachte sie zurück an die Urnen.
Deutliche Verschiebungen gab es beim Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht. Laut Sora-Wahlanalyse war die ÖVP bei der Generation 60 plus mit Abstand die erste Wahl: 56 Prozent dieser Altersgruppe stimmten für sie – nur 16 Prozent für die FPÖ. Auch bei den Jungen (16- bis 29-Jährige) hatte die ÖVP die Nase vorn, wenn auch nur noch knapp: 31 Prozent wählten schwarz, 29 blau. Die FPÖ war klar die Nummer
eins bei den 30- bis 44-Jährigen: Ein Drittel wählte blau, 27 Prozent machten ihr Kreuzerl bei der ÖVP. Kopf an Kopf lagen FPÖ und ÖVP bei den 45- bis 59-Jährigen: 32 Prozent wählten blau, 31 schwarz. Die SPÖ kam quer durch alle Altersgruppen auf je 20 bis 21 Prozent der Stimmen. Die Grünen konnten am stärksten bei den 30- bis 44-Jährigen punkten (11 Prozent), die Pinken bei den 16- bis 29-Jährigen (10 Prozent).
Die ÖVP blieb – mit Abstand – die Frauenpartei in Niederösterreich (45 Prozent der Frauen wählten schwarz, 22 Prozent blau), während die Männer scharenweise zur FPÖ wechselten (34 Prozent wählten schwarz, 29 blau). Bei beiden Geschlechtern gleich schnitten SPÖ (mit je 20 bis 21 Prozent), Grüne und Neos (jeweils je 7 Prozent) ab.
Die krasseste ÖVP-FPÖ-Diskrepanz im Wahlverhalten zeigte sich anhand der finanziellen Situation in der Wählerschaft. Von jenen, die gut mit dem Einkommen auskommen, wählten 46 Prozent die ÖVP und 19 die FPÖ. Exakt umgekehrt war es bei jenen, die schlecht über die Runden kommen: 45 Prozent wählten die FPÖ, 19 die ÖVP.