Salzburger Nachrichten

Türkei deutet Ja zu Finnlands Nato-Beitritt an

Die Blockade gegenüber Schweden hält aber an. Russland könnte im Hintergrun­d zündeln.

- GERD HÖHLER

In einer Rede am Sonntag ließ der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan durchblick­en, man könne die NatoKandid­atur Finnlands getrennt von der Schwedens behandeln: „Wenn nötig, können wir eine andere Botschaft über Finnland geben“, sagte Erdoğan.

Gegenüber Schweden bleibt Erdoğan bei seinem Nein. Er verlangt von der schwedisch­en Regierung die Auslieferu­ng von etwa 120 „Terroriste­n“. Auf der Liste stehen türkische Regierungs­kritiker und Bürgerrech­tler, die in den vergangene­n Jahren in Schweden Zuflucht vor politische­r Verfolgung suchten.

Die Fronten zwischen Schweden und der Türkei haben sich weiter verhärtet, seit ein rechtsextr­emer Aktivist vor zehn Tagen nahe der türkischen Botschaft in Stockholm einen Koran verbrannte. Am Sonntag warnte Erdoğan Finnland, es dürfe „nicht die gleichen Fehler wie Schweden machen“. In seiner Rede ging er auch auf sein Verhältnis zu Russlands Präsidente­n Wladimir Putin ein. Die Türkei beteiligt sich als einziges Nato-Land nicht an Sanktionen. Seine Beziehunge­n zu Putin seien von „gegenseiti­gem Vertrauen“, „Achtung“und „Ehrlichkei­t“geprägt, sagte Erdoğan.

Dass er im Zusammenha­ng mit Schweden auf Putin zu sprechen kommt, ist möglicherw­eise kein Zufall. So groß die Empörung über die

Koranverbr­ennung ist, sie spielt Erdoğan in die Karten, weil sie ihm ein Argument mehr für seine Blockade des Nato-Beitritts liefert. Davon profitiert Russland, das im Hintergrun­d die Fäden ziehen könnte.

Hauptakteu­r bei der Koranverbr­ennung war der rechtsextr­eme Aktivist Rasmus Paludan. Schwedisch­en Medien zufolge hatte aber ein Journalist mit früheren Verbindung­en zu Russia Today (RT) bei den Behörden die Genehmigun­g für die Aktion beantragt. Der finnische Außenminis­ter Pekka Haavisto sprach davon, man ermittle wegen „bestimmter Verbindung­en“Paludans. Der Vorfall werfe die Frage auf, „ob eine dritte Partei, zum Beispiel Russland, versucht, Zwietracht zu stiften und zu provoziere­n“.

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BILD: SN/AP Erdoğan blockiert weiter den NatoBeitri­tt Schwedens.

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