Leberknödel für Wolferl: „Der kleine Mozart“im Oval
„Reiß di z’samm“, schreit Wolferl. Seine Schwester Nannerl hat sich wieder einmal einen Fehler beim Klavierspielen erlaubt, und das bringt den verhaltensauffälligen Buben zur Weißglut. Die beiden Geschwister verbindet die Musik, die im Hause eines hochrangigen Salzburger Hofmusikers immer die zentrale Rolle spielt. „Besser anständig Klavier g’spielt als anständig g’schissen“, sagt das Zornbinggerl, dessen wahre Fähigkeiten bald erkannt werden.
Unter der Leitung von Rolando Villazón hat die Mozartwoche den Gang aus den Konzertstätten der
Altstadt gewagt, um sich auch anderen Genres zu öffnen. Das Oval im Europark zählt seit 2019 zu den Partnern und beheimatet das diesjährige Kinderstück des Festivals: „Der kleine Mozart“. Was wie eine nette Petitesse klingt, erweist sich als aufwendige Produktion des Hamburger Allee Theaters. Zwei Schauspielerinnen, ein Erzähler, echte Sänger und ein intensiv eingesetztes Klaviertrio entführen in die Welt des Wunderkinds. Die ist nicht auf Salzburg beschränkt, denn schnell erkennt Papa Leopold das Potenzial von Wolferl. Und schon geht es per Pferdekutsche in die kaiserliche Metropole Wien, wo der Sechsjährige nicht nur Maria Theresia beeindruckt, sondern sich auch in ihre Tochter Marie Antoinette
verliebt – ein klein wenig halt.
Mozarts Reisen durch halb Europa fügen sich zur abwechslungsreichen Szenenfolge, die mit allerlei Anekdoten angereichert ist. Dass die Dauer von eineinviertel Stunden kaum spürbar ist, liegt nicht zuletzt an der Hauptdarstellerin: Eva Langer ist ein Energiebündel, das Klavierstühle und Konzertflügel akrobatisch bespringt und die Figur des hochbegabten Springinkerls zum Leben erweckt. Die gebürtige Niederösterreicherin bringt zudem natürlichen Originalklang in die dialektal gefärbten Dialoge, während Constanze Marienfeld als Nannerl sich das österreichische Idiom wohl erst aneignen musste. Dennoch bilden die beiden Schauspielerinnen ein hinreißendes Geschwisterpaar, das mit dem Gesangsduo Jana Lou und Titus Witt auch schon mal Mozarts vierstimmigen Kanon „Bona nox“anstimmt. Marcus Prell führt amüsant durch die Mozart-Reisen, die nicht immer nur lustig gewesen sein müssen. Doch bei der Heimkehr warten Wolferls geliebte „Leberknedeln“mit Sauerkraut, da lassen sich auch die hochnäsigen Sänger in der Uraufführung von „Mitridate“ertragen. Mit Mozarts erster Oper endet auch das entzückende Kinderstück, das auch musikinteressierte Eltern begeistern dürfte.
Ein Wunderkind entdeckt die Welt
Mozartwoche: „Der kleine Mozart“, Salzburg, Oval im Europark, weitere Termine am 3. und 4. 2.