Viel ungenutztes Potenzial in Afrika
Qualität aus Europa ist gefragt in Afrika, Österreich ist gut mit dabei.
Die Wirtschaft Afrikas gewinnt an Stellenwert. Das liegt einerseits an einem vergleichsweise starken Wirtschaftswachstum in den 54 Ländern des Kontinents und andererseits am überdurchschnittlich hohen Bevölkerungswachstum. So soll die Zahl der Afrikaner von aktuell rund 1 Mrd. bis 2040 auf 2,4 Mrd. Personen steigen.
In seinem Ausblick auf 2023 hat der Internationale Währungsfonds (IWF) fünf afrikanische Länder unter die am stärksten wachsenden Volkswirtschaften gereiht. Einige Länder Afrikas sollen den globalen Durchschnittswert von 2,7 Prozent deutlich übertreffen. Allen voran der Senegal mit einem erwarteten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 8,1 Prozent. Auch Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste/+6,5 Prozent), Tansania (+5,2) und Kenia (+5,1) dürften ihre Wirtschaft heuer stärker ankurbeln als der frühere Wachstumskaiser China, der coronabedingt heuer um vergleichsweise geringe 4,4 Prozent wachsen soll.
Apropos China – dessen Engagement und Einfluss in Afrika seien tendenziell bereits wieder rückläufig, sagt Guido Stock, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in der
nigerianischen Hauptstadt Lagos. Zunehmend werde in Afrika europäische Qualität nachgefragt. Nach Deutschland sei immer schnell von Österreich die Rede.
Vor allem bei Infrastruktur, Maschinenund Anlagenbau, Medizintechnik sowie bei erneuerbaren Energien, Umwelttechnik, Wasseroder Abfallwirtschaft sei Knowhow aus Österreich geschätzt, sagt Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). Für sie ist Afrika eine „Zukunftsregion mit großem
Potenzial für heimische Unternehmen aller Größen“.
Das bestätigt die Exportentwicklung der ersten neun Monate 2022, wo die Ausfuhren nach Afrika um knapp 6 Prozent auf fast 2 Mrd. Euro stiegen. Ungenutzte Chancen sieht Kühnel etwa darin, dass 80 Prozent der heimischen Exporte nur in sieben Länder des Kontinents gehen. Rund ein Drittel aller österreichischen Afrika-Exporte haben Südafrika zum Ziel, dahinter folgen Ägypten, Marokko, Mali, Nigeria, Algerien und Tunesien.
Um die Präsenz zu verstärken, öffnet die Außenwirtschaft Austria heuer in Abidjan (Côte d’Ivoire) den siebenten Standort auf dem Kontinent (bisher Kairo, Algier, Johannesburg, Lagos, Nairobi und Casablanca), kündigte Kühnel anlässlich des African Day am Dienstag an.
Firmen aus Österreich seien an mehreren Projekten in der neuen ägyptischen Hauptstadt beteiligt, die 50 Kilometer östlich von Kairo entsteht, sagt der Wirtschaftsdelegierte Georg Krenn. Bei der Errichtung eines 1800 Kilometer langen Bahn-Hochgeschwindigkeitsnetzes soll die voestalpine als Partner der ägyptischen Bahngesellschaft ENR das Weichenwerk auf modernste europäische Standards bringen.