Blockabfertigung wäre technisch kein Problem
Zu diesem Schluss kommt die Asfinag, die vier Varianten geprüft hat. Verkehrslandesrat Schnöll favorisiert nun eine Dosieranlage beim Knoten Salzburg.
„Das ist völlig irre.“So hat Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) Ende Oktober 2021 die Zustände auf der Tauernautobahn (A10) in der vorangegangenen Urlaubssaison beschrieben. „Die haben uns überrollt im Sommer“, sagte Schnöll damals. Weil die Abfahrtssperren sich während der Reisewellen als nicht mehr ausreichend entpuppten, stellte er eine andere Maßnahme in Aussicht, um die Symptome der Verkehrsüberlastung zu lindern: eine Blockabfertigung am Autobahngrenzübergang Walserberg bei der Einreise nach Österreich.
Juristisch sieht man nach einem Rechtsgutachten des Innsbrucker Universitätsprofessors Peter Bußjäger schon länger keine Hindernisse mehr. Nun steht fest, dass dem Vorhaben auch technisch nichts im Weg stünde. Vertreter der Asfinag haben dem Verkehrslandesrat am Montag in einem fast zwei Stunden dauernden Termin vier mögliche Standorte für eine Blockabfertigung präsentiert: Neben dem Walserberg kommen demnach auch eine Dosierung bei der Verbindungsrampe zwischen Westautobahn (A1) und der A10 beim Knoten Salzburg sowie in den Zulaufbereichen bei den Anschlussstellen Salzburg-Süd bzw. GollingAbtenau infrage.
„Es kommt sehr stark darauf an, wo man dosiert“, sagt Schnöll unter Verweis auf die von der Asfinag ausgewerteten Verkehrsströme. Die Varianten bei den beiden Anschlussstellen scheiden für den Landesrat mit Blick auf den zu erwartenden Ausweichverkehr vor allem durch das Salzburger Stadtgebiet aus.
Am Walserberg habe die Analyse (herangezogen wurde der Urlauberreiseverkehr 2019) ergeben, dass 64 Prozent der Fahrzeuge Richtung Süden unterwegs waren und 36 Prozent auf die Westautobahn, also Richtung Linz und Wien, abgebogen seien. „Darum ist der Walserberg ebenfalls schwierig. Da würden wir einen massiven Rückstau produzieren. Da reden wir von 30 Kilometern auf der deutschen A8.“
Bleibt eine Variante übrig: „Eine Dosiermöglichkeit beim Knoten Salzburg zu schaffen wäre für uns die attraktivste Form“, sagt Schnöll. „Das ist der Bereich, wo es wenig Ausweichverkehr gibt und wo wir uns trotzdem viel Luft verschaffen können auf der A10.“Dort habe die Asfinag festgestellt, dass 45 Prozent der Kfz von der A1 und 55 Prozent von der A8 stammten.
Ob die Maßnahme auch politisch ohne Weiteres durchzusetzen wäre, ist eine andere Geschichte.
In Bayern regt sich massiver Widerstand, seit Schnöll seine Überlegungen erstmals öffentlich geäußert hat. Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) drohte sogar schon damit, ein EU-Vertragsverletzungsverfahren in Brüssel einfordern zu wollen, sollte eine Blockabfertigung auf Salzburger
Seite tatsächlich kommen. Schnöll sagt, es gehe nicht darum, den Deutschen eines auszuwischen, sondern: „Wir müssen eine Fläche identifizieren, die wir zustauen können.“
Dass neue Dosiermaßnahmen – vor den Tunnelabschnitten auf der A10 wird der Verkehr bei Überlastung schon bisher geblockt – bereits im kommenden
Sommer zur Anwendung kommen könnten, schließt der Verkehrslandesrat jedenfalls aus. „Das schaffen wir nicht.“Die Asfinag solle erst einmal prüfen, wie die Blockabfertigung – ob mit einer stationären Anlage oder flexibel – in der Praxis umgesetzt werden könnte. Auch das Verkehrsressort des Landes muss noch einige offene Fragen klären. „Wir schauen uns jetzt einmal an, was das für die Landesstraßen heißt, welche Kontrollmöglichkeiten es dort gibt.“
Vorerst müssen gegen die Verkehrsflut auf der A10 weiter die Abfahrtssperren ausreichen, die heuer das erste Mal am Pfingstwochenende verordnet werden sollen. In der Hauptreisezeit, also während der Sommerferien, sollen diese Sperren durchgehend aufrechtbleiben, wobei sich die Kontrollen durch einen privaten Sicherheitsdienst auf Donnerstag bis Sonntag beschränken sollen. „In der restlichen Woche wird die Polizei bei Bedarf einschreiten“, kündigt Schnöll an.
„Müssen Fläche identifizieren, die wir zustauen.“Stefan Schnöll, Verkehrslandesrat