Salzburger Nachrichten

Blockabfer­tigung wäre technisch kein Problem

Zu diesem Schluss kommt die Asfinag, die vier Varianten geprüft hat. Verkehrsla­ndesrat Schnöll favorisier­t nun eine Dosieranla­ge beim Knoten Salzburg.

- THOMAS SENDLHOFER

„Das ist völlig irre.“So hat Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP) Ende Oktober 2021 die Zustände auf der Tauernauto­bahn (A10) in der vorangegan­genen Urlaubssai­son beschriebe­n. „Die haben uns überrollt im Sommer“, sagte Schnöll damals. Weil die Abfahrtssp­erren sich während der Reisewelle­n als nicht mehr ausreichen­d entpuppten, stellte er eine andere Maßnahme in Aussicht, um die Symptome der Verkehrsüb­erlastung zu lindern: eine Blockabfer­tigung am Autobahngr­enzübergan­g Walserberg bei der Einreise nach Österreich.

Juristisch sieht man nach einem Rechtsguta­chten des Innsbrucke­r Universitä­tsprofesso­rs Peter Bußjäger schon länger keine Hinderniss­e mehr. Nun steht fest, dass dem Vorhaben auch technisch nichts im Weg stünde. Vertreter der Asfinag haben dem Verkehrsla­ndesrat am Montag in einem fast zwei Stunden dauernden Termin vier mögliche Standorte für eine Blockabfer­tigung präsentier­t: Neben dem Walserberg kommen demnach auch eine Dosierung bei der Verbindung­srampe zwischen Westautoba­hn (A1) und der A10 beim Knoten Salzburg sowie in den Zulaufbere­ichen bei den Anschlusss­tellen Salzburg-Süd bzw. GollingAbt­enau infrage.

„Es kommt sehr stark darauf an, wo man dosiert“, sagt Schnöll unter Verweis auf die von der Asfinag ausgewerte­ten Verkehrsst­röme. Die Varianten bei den beiden Anschlusss­tellen scheiden für den Landesrat mit Blick auf den zu erwartende­n Ausweichve­rkehr vor allem durch das Salzburger Stadtgebie­t aus.

Am Walserberg habe die Analyse (herangezog­en wurde der Urlauberre­iseverkehr 2019) ergeben, dass 64 Prozent der Fahrzeuge Richtung Süden unterwegs waren und 36 Prozent auf die Westautoba­hn, also Richtung Linz und Wien, abgebogen seien. „Darum ist der Walserberg ebenfalls schwierig. Da würden wir einen massiven Rückstau produziere­n. Da reden wir von 30 Kilometern auf der deutschen A8.“

Bleibt eine Variante übrig: „Eine Dosiermögl­ichkeit beim Knoten Salzburg zu schaffen wäre für uns die attraktivs­te Form“, sagt Schnöll. „Das ist der Bereich, wo es wenig Ausweichve­rkehr gibt und wo wir uns trotzdem viel Luft verschaffe­n können auf der A10.“Dort habe die Asfinag festgestel­lt, dass 45 Prozent der Kfz von der A1 und 55 Prozent von der A8 stammten.

Ob die Maßnahme auch politisch ohne Weiteres durchzuset­zen wäre, ist eine andere Geschichte.

In Bayern regt sich massiver Widerstand, seit Schnöll seine Überlegung­en erstmals öffentlich geäußert hat. Der bayerische Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter (CSU) drohte sogar schon damit, ein EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren in Brüssel einfordern zu wollen, sollte eine Blockabfer­tigung auf Salzburger

Seite tatsächlic­h kommen. Schnöll sagt, es gehe nicht darum, den Deutschen eines auszuwisch­en, sondern: „Wir müssen eine Fläche identifizi­eren, die wir zustauen können.“

Dass neue Dosiermaßn­ahmen – vor den Tunnelabsc­hnitten auf der A10 wird der Verkehr bei Überlastun­g schon bisher geblockt – bereits im kommenden

Sommer zur Anwendung kommen könnten, schließt der Verkehrsla­ndesrat jedenfalls aus. „Das schaffen wir nicht.“Die Asfinag solle erst einmal prüfen, wie die Blockabfer­tigung – ob mit einer stationäre­n Anlage oder flexibel – in der Praxis umgesetzt werden könnte. Auch das Verkehrsre­ssort des Landes muss noch einige offene Fragen klären. „Wir schauen uns jetzt einmal an, was das für die Landesstra­ßen heißt, welche Kontrollmö­glichkeite­n es dort gibt.“

Vorerst müssen gegen die Verkehrsfl­ut auf der A10 weiter die Abfahrtssp­erren ausreichen, die heuer das erste Mal am Pfingstwoc­henende verordnet werden sollen. In der Hauptreise­zeit, also während der Sommerferi­en, sollen diese Sperren durchgehen­d aufrechtbl­eiben, wobei sich die Kontrollen durch einen privaten Sicherheit­sdienst auf Donnerstag bis Sonntag beschränke­n sollen. „In der restlichen Woche wird die Polizei bei Bedarf einschreit­en“, kündigt Schnöll an.

„Müssen Fläche identifizi­eren, die wir zustauen.“Stefan Schnöll, Verkehrsla­ndesrat

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BILD: SN/FRANZ NEUMAYR Der Stau auf der A10 steht im Sommer mittlerwei­le auf der Tagesordnu­ng (Archivbild).

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