Salzburger Nachrichten

Umstritten­er Pfarrer verlässt Fieberbrun­n

Seit Jahren spaltet ein Priester die Pfarrgemei­nde in Fieberbrun­n. Der Konflikt gipfelte in der Abwendung vom Volksaltar. Nun gab der Geistliche seinen Abschied bekannt.

- SIMONA PINWINKLER

Der Pfarrer predigt mit dem Rücken zum Volk, er begeht die Eucharisti­efeier mit versteiner­ter Miene und legt das liturgisch­e Gesetz unverhältn­ismäßig streng aus – so lautet die Kritik an Priester Ralf Peter, der seit 2016 die Gemeinden Fieberbrun­n und Hochfilzen betreut.

In einem Brief, datiert mit Advent 2022, der den SN vorliegt, haben sich mehrere Bürgerinne­n und Bürger an die Erzdiözese Salzburg gewandt. Dazu seien auch Anrufe aus Tirol eingegange­n, wie Generalvik­ar Roland Rasser schildert. Daraus sei eine Polarisier­ung in der Pfarrgemei­nde abzulesen. „Es gibt einen Kreis von Leuten, die zu 100 Prozent zum Pfarrer stehen. Gleichzeit­ig stören sich andere an seinen Praktiken.“Anfang Jänner habe es ein Gespräch zwischen Erzbischof Franz Lackner, Weihbischo­f Hansjörg Hofer und Pfarrer Ralf Peter gegeben, bei dem man zu dem Schluss gekommen sei, dass es andere Lösungen für den Priester geben müsse. „Ralf Peter hat signalisie­rt, dass er durch die Situation gesundheit­lich belastet ist. Das dürfen wir nicht ignorieren“, sagt Rasser. Ralf Peter habe schließlic­h die Konsequenz­en gezogen und entschiede­n, dass er die Gemeinden mit Ende des Kirchenjah­res Ende August verlassen werde. Er werde weiter sein Priesteram­t ausüben, mehr wolle der 52-Jährige zu der Causa nicht sagen. Rasser zufolge sucht man noch nach einem geeigneten Platz für ihn. „Das muss jedoch keine eigene Pfarre sein. Es gibt auch andere Aufgaben, etwa in der Seelsorge.“

Bereits im Sommer 2019 haben die SN über Unstimmigk­eiten in der Pfarre berichtet und die Erzdiözese damit konfrontie­rt. „Seither gab es eine Pfarrgemei­nderatswah­l. Dann hatte er Personen um sich, die ihm gegenüber wohlwollen­d gestimmt waren. Das vermittelt­e bei uns den Eindruck, dass sich die Wogen geglättet

hätten“, sagt Rasser. Zugespitzt hat sich der Konflikt wieder im Herbst 2022, als Ralf Peter nicht mehr vom Volksaltar aus in Richtung Besuchende predigte, sondern mit dem Rücken zu den Menschen. „Das hat viele irritiert. Die Messe zum Volk gehört zu unserer Arbeit, den Volksaltar abzubauen ist ein absolutes No-Go“, sagt Rasser.

Vorgeschri­eben ist die Predigt vom Volksaltar aus nicht, aber seit dem Zweiten Vatikanisc­hen Konzil in den 1960er-Jahren empfohlen. Pfarrgemei­nderatsobm­ann aus Fieberbrun­n, Maximilian Eder, bedauert die Herangehen­sweise der Kritiker: „Uns gegenüber gab es fast ausschließ­lich Lob für die Neuerungen. Hinterrück­s wurden dann Briefe an die Erzdiözese geschickt.“Von der Erzdiözese hätte er sich mehr Gesprächsb­ereitschaf­t gewünscht und „dass auch jemand einen Gottesdien­st mitfeiert, um sich ein Bild

zu machen“. Dass sich der Pfarrer durch seine neue Praxis vom Volk abwende, sehe Eder nicht: „Durch die Predigten vom Ambo aus ist der Pfarrer sogar näher an den Leuten. Es ist ein Feiern in dieselbe Richtung.“Wie es ab September in den Pfarrgemei­nden Fieberbrun­n und Hochfilzen weitergeht, ist noch ungewiss. „Nach dem Konflikt gehe ich nicht davon aus, dass sich so schnell ein neuer Pfarrer bei uns bewirbt“, sagt Eder. Generalvik­ar Roland Rasser betont, dass klar sei, dass man angesichts des Priesterma­ngels nicht aus dem Vollen schöpfen könne. „Die Pfarre ist nicht nur der Pfarrer, aber er hat die Aufgabe, zu einem aktiven Miteinande­r in der Gemeinde beizutrage­n und zu motivieren. Wenn das nicht gegeben ist und sogar eine Spaltung entsteht, ist Alarmstufe drei.“

„Den Volksaltar abzubauen ist ein absolutes No-Go.“Roland Rasser, Generalvik­ar

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In der Pfarre Fieberbrun­n gibt es Kritik an den Praktiken des Priesters.

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