Abschied vom Krisenmodus? Gut so.
Corona ist gekommen, um zu bleiben. Offenbar auch in vielen Köpfen, wie das jüngste Wahlergebnis in Niederösterreich zeigte.
Nach drei Jahren Corona nimmt Österreich also Abschied vom Krisenmodus. Gut so. Das Virus samt seinem Variantenreichtum soll künftig ins reguläre Gesundheitssystem integriert werden, Corona soll bald auch keine meldepflichtige Krankheit mehr sein. Aus. Vorbei. War es das also? Natürlich nicht. Denn die Pandemie ist nicht vorbei und der Abschied vom Krisenmodus bedeutet nicht, dass eh alles wurscht ist. Im Gegenteil. Corona wird bleiben.
Um langfristig damit leben zu können, ist einiges geplant: Impfung und Medikamente sollen gratis bleiben. Auch Tests, sofern jemand Symptome hat. Bestehen bleiben das Abwassermonitoring und das Beobachten neuer Varianten. „Wir haben Wachtürme aufgestellt“, sagt Gesundheitsminister Johannes Rauch, der seit Amtsantritt ehrlich bemüht ist,
Dampf aus dem Corona-Druckkochtopf zu nehmen. Seine Ansätze sind grundvernünftig.
Ja, wir müssen lernen, mit Corona zu leben. Und mit den politischen Folgen: Denn auch in vielen Köpfen ist Corona längst nicht vorbei. Das hat zuletzt die Niederösterreich-Wahl gezeigt, bei der die regierende ÖVP (aber nicht nur sie) die tiefen Gräben zwischen Geimpften und Ungeimpften, die die Pandemie hinterlassen hat, völlig unterschätzt hat. Vor allem die einst undurchdachte Ankündigung einer Impfpflicht hat die Emotionen nicht nur bei Ungeimpften hochgehen lassen. Die FPÖ hat diese Stimmung von Ausgrenzung, Enttäuschung und Verunsicherung angeheizt und nun die Stimmen eingesammelt.
Corona war für alle Neuland – auch für die Politik. Das darf man nie vergessen, wenn man den Zeigefinger erhebt. Aber erinnern wir uns an das Jahr 2021: Monatelang versprach die Politik, dass keine Impfpflicht kommen wird – und auch kein weiterer Lockdown. Dann kam beides. Und in der Folge auch ein Lockdown für Ungeimpfte. Von Anfang an war klar, dass das ein klassischer Kuhhandel war: Um das Ja der Landeshauptleute für einen weiteren Lockdown zu bekommen (um das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren), stimmte die Regierung deren Forderung nach einer Impfpflicht zu – die dann noch dazu nie umgesetzt wurde.
So verspielt man Vertrauen. Vertrauen, das es nun Schritt für Schritt zurückzugewinnen gilt. Ein schwieriges Unterfangen in Zeiten, in denen eine Krise die nächste jagt, und mit einer FPÖ, die auf Totalopposition macht. Dennoch: Sollte eine Rückkehr zur Normalität möglich sein, wird es ohne ehrliche Aufarbeitung der Pandemiejahre nicht gehen.