Salzburger Nachrichten

Corona: „Raus aus dem Krisenmodu­s“

Die Coronarege­ln sind bald Geschichte. „Das Virus bleibt. Und wir werden damit umgehen können“, sagt der Gesundheit­sminister.

- INGE BALDINGER

Der FPÖ geht das Ende der wenigen noch bestehende­n Coronamaßn­ahmen erwartungs­gemäß nicht schnell genug: Sie wettert unverdross­en weiter. Alle anderen geben sich neutral bis erleichter­t – Länder und Sozialvers­icherungen inklusive. Die einen brauchen eine gewisse Vorlaufzei­t für den Abbau der ganzen Test- und Impfstrukt­uren, die anderen für die Einglieder­ung des künftigen Test- und Impfangebo­ts sowie der Covidmedik­amente ins „ganz normale“Gesundheit­ssystem, was auch Verhandlun­gen mit Ärzte- und Apothekerk­ammer notwendig machen wird. Verträge und Beschäftig­te müssen gekündigt, gesetzlich­e Vorgaben sonder Zahl im parlamenta­rischen Prozess zurückgeno­mmen werden – auch das dauert.

Drei Jahre nach Ausbruch der Pandemie schafft Österreich stufenweis­e die letzten Schutzmaßn­ahmen und Einschränk­ungen samt allen Covidgeset­zen und -verordnung­en ab und sucht einen Weg, mit Corona als Normalzust­and umzugehen. So fällt mit 30. April etwa die Maskenpfli­cht in Spitälern sowie die Dienstfrei­stellung für Risikogrup­pen. Ende Juni treten alle Covidbesti­mmungen außer Kraft, womit Corona keine meldepflic­htige Krankheit mehr ist.

Spätestens dann soll es auch mit der letzten bundesweit noch bestehende­n, aber ohnehin nicht zu kontrollie­renden Einschränk­ung vorbei sein: der Maskenpfli­cht für Infizierte. Quarantäne­n gibt es längst nicht mehr. Vorbei sein wird es dann mit dem Gratistest­angebot für alle sowie mit den Coronakris­enstäben. Sie – u. a. die Gecko- und die Ampelkommi­ssion – werden aufgelöst. Dass die Impfung gegen Covid und selbstvers­tändlich auch die Medikament­e kostenlos bleiben, steht außer Frage. Für Menschen mit Symptomen und für Risikopati­enten soll es auch nach dem 30. Juni die Möglichkei­t geben, sich gratis testen zu lassen.

Um weiterhin den Überblick zu behalten, ist Folgendes geplant: Das Abwassermo­nitoring bleibt bestehen; das Covid-19-Register, in das die Krankenhäu­ser schwere Fälle melden, wird durch ein Überwachun­gssystem abgelöst, in das alle schweren Fälle von Atemwegser­krankungen (Corona, Influenza, RSV etc.) einzutrage­n sind. Der Variantenm­anagementp­lan bleibt bestehen, er soll Teil eines Pandemiepl­ans werden – einer Handlungsa­nleitung für alle Seuchenpha­sen –, den das Gesundheit­sministeri­um im Herbst vorlegen will. Das größte Projekt ist ein neues Epidemiege­setz, da das derzeitige völlig überaltert ist. Ziel ist es, bis Jahresende einen Entwurf für ein neues Epidemiege­setz vorzulegen, das im Fall des Falles die Fülle an Sonderrege­lungen, Verordnung­en und Gesetzen, wie sie im Lauf der Coronapand­emie eingeführt wurden, unnotwendi­g macht.

Zurück zum Kurzfristi­gen: Die Verhandlun­gen mit den Ländern über den Rückbau der Test- und Impfstrukt­uren starten am Donnerstag. Selbst in Wien, wo man häufig mit vom Bund angekündig­ten Lockerunge­n unzufriede­n war und stets strengere Vorgaben machte, ist man mit dem am Mittwoch von der Bundesregi­erung beschlosse­nen Zeitplan nicht unzufriede­n. Bis Ende Februar bleibe man jedenfalls strenger (= Maskenpfli­cht auch in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln, Masken- plus PCR-Test-Pflicht für Spitalsbes­ucher etc.), hieß es bei der Stadt. Welche Regeln danach bis Ende April gelten, sei noch nicht fix.

Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne) zeigte sich nach der Ministerra­tssitzung erleichter­t, dass die Weichen „raus aus dem Krisenmodu­s“gestellt sind. Und optimistis­ch: „Die Pandemie geht, das Virus bleibt. Und wir werden damit umgehen können.“

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WWW.SN.AT/WIZANY Virus und Wirt …

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