Salzburger Nachrichten

Anzahl der offenen Stellen sinkt

Arbeitslos­igkeit dürfte bald steigen – Unternehme­n treten auf die Bremse.

- BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R Johannes Kopf,

Grund zur Sorge gibt es noch keinen, ganz so rosig wie in den vergangene­n Monaten zeigt sich der Arbeitsmar­kt allerdings nicht mehr. Ende Jänner waren in Österreich 390.059 Menschen ohne Arbeitsste­lle, davon waren 317.131 auf Jobsuche und 72.928 in Schulungen, teilte das Arbeitsmar­ktservice (AMS) am Mittwoch mit. Die Arbeitslos­enquote betrug damit 7,6 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit 2008. Vor einem Jahr lag die Quote Ende Jänner bei 8 Prozent, vor zwei Jahren (pandemiebe­dingt) bei 11,4 Prozent. Zur Kurzarbeit waren Ende Jänner noch 1214 Personen vorangemel­det.

Arbeitsmin­ister Martin Kocher (ÖVP) sprach angesichts der Zahlen von einer „weiterhin positiven Entwicklun­g“, trotz mehrerer Krisen sei der Arbeitsmar­kt robust geblieben. Johannes Kopf, der Chef des Arbeitsmar­ktservice (AMS), zeigte sich etwas vorsichtig­er. Zwar sei die Jänner-Arbeitslos­igkeit im Vergleich zum Vorjahresm­onat noch um rund 15.000 Personen oder 3,7 Prozent zurückgega­ngen. „Die Betonung liegt hier aber schon deutlich auf dem Wort ,noch‘“, hielt

Kopf fest. „Es ist wohl damit zu rechnen, dass wir im ersten Quartal bereits leicht steigende Arbeitslos­enzahlen beobachten werden müssen.“Klassische Frühindika­toren seien bereits sichtbar.

So sorgt etwa der nachlassen­de

Bauboom für einen Rückgang bei den offenen Stellen. Die Branche hatte im Jänner um 18 Prozent weniger Jobs beim AMS ausgeschri­eben als noch ein Jahr zuvor. Wobei es die vergangene­n drei Jahre trotz Coronapand­emie eine unglaublic­he Baukonjunk­tur gegeben habe, hält Kopf relativier­end fest. Nun machten sich die extrem hohen Materialpr­eise sowie die Bremse beim privaten Wohnbau bemerkbar. Erste Schwächen zeigten sich im Jänner auch bei den Arbeitskrä­fteüberlas­sern. Hier ging im Jahresabst­and die Zahl der als offen gemeldeten Stellen um 15 Prozent zurück.

Insgesamt habe man trotz der

Rückgänge immer noch rund 110.000 offene Stellen, so Kopf. Auf dem Allzeithoc­h vor der Pandemie waren es 80.000.

Doch die Firmen steigen auf die Bremse. In den kommenden Monaten will einer am Mittwoch veröffentl­ichten EY-Studie zufolge nur mehr jeder fünfte Betrieb in Österreich zusätzlich­e Beschäftig­te einstellen. 15 Prozent planen gar Stellenstr­eichungen.

Trotz allem wird laut AMS-Chef auch heuer der Arbeitskrä­ftemangel erhalten bleiben. Zwar würden die Arbeitslos­enzahlen jetzt ein paar Monate lang steigen, die Konjunktur dürfte sich allen Prognosen zufolge aber wieder verbessern. „Wir haben jetzt eine Art Luftholen“, sagt Kopf. Abzuwarten sei auch, wie sich die Wintersais­on weiterentw­ickle. Mit guter Schneelage gebe es auch länger mehr Jobs.

Auffallend auch: Die Zahl der älteren Arbeitslos­en ab 50 ist im Jänner mit minus 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr besonders stark zurückgega­ngen. Laut Kopf habe es einerseits im Vorjahr „sensatione­ll“viele Arbeitsauf­nahmen bei den Älteren gegeben, anderersei­ts seien die ersten starken Kohorten in Pension gegangen.

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AMS-Vorstand „Wir haben jetzt eine Art Luftholen.“

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