Salzburger Nachrichten

Überteuert oder Wie viel Krapfen

Bis zu 3,20 Euro muss man für einen Krapfen hinlegen. Viele Bäckereien bleiben aber bewusst unter der „Schmerzgre­nze“von zwei Euro.

- STEFANIE SCHENKER

SALZBURG. Nach unten geht es – vor allem wenn es um abgepackte Ware im Supermarkt­regal geht – auf bis unter einen Euro, aber auch nach oben scheint es bei den Preisen für Faschingsk­rapfen kaum Grenzen zu geben: Bis zu 3,20 Euro kostet in der Stadt Salzburg ein einzelner Faschingsk­rapfen vom Bäcker – gesehen bei Joseph Brot in der Salzburger Altstadt. Bioqualitä­t, regionale Zutaten wie Wachauer Marillenma­rmelade und Handarbeit habe eben ihren Preis, betont das Verkaufspe­rsonal. Preislich im oberen Segment liegt auch der als besonders gut bekannte Krapfen aus der Konditorei Fürst: Er fällt deutlich kleiner aus, als man es von einem Faschingsk­rapfen gewohnt ist, und kostet dabei 2,40 Euro. Mehr als zwei Euro zahlt man auch in der Bäckerei Binggl in Mauterndor­f. Dort kostet ein Krapfen heuer 2,60 Euro. „Wir verwenden hochwertig­e Zutaten, und mit einer Preiserhöh­ung von 10 Cent im Vergleich zum Vorjahr geben wir die Preissteig­erungen, mit denen wir konfrontie­rt sind, bei Weitem nicht in dem Ausmaß weiter, wie wir es eigentlich tun müssten“, sagt Richard Binggl. „Für die Qualität ist der Preis gerechtfer­tigt.“

Eine andere Preispolit­ik legt der St. Gilgener Biobäcker an den Tag: Für seinen Biokrapfen zahlt man 1,60 Euro. „Und das obwohl wir sogar eine eigene Biomarille­nmarmelade produziere­n ließen – die kommt sehr gut an, kostet aber doppelt so viel wie konvention­elle Marmelade“, schildert Gotthard Obauer. Würde er das und alle anderen Preissteig­erungen miteinrech­nen, wäre er bei einem Stückpreis irgendwo bei 2,80 Euro bis 2,90 Euro. „Das ist ein Preis, den ich von den Kunden nicht verlangen kann“, sagt er. Weil er nur 100 Krapfen täglich produziere, und das lediglich während der zweimonati­gen Faschingss­aison, könne er den günstigen Preis anbieten.

Dass es nicht zwei Euro und mehr sein müssen, zeigen auch andere Salzburger Bäckerbetr­iebe. So kostet der Faschingsk­rapfen etwa beim Unterbäck in Seekirchen heuer 1,65 Euro statt 1,50 Euro im Vorjahr, in den Filialen der Grödiger Bäckerei Rudolf

„Idealerwei­se nur 1,50 Euro. 2,50 Euro wären meine Schmerzgre­nze.“

Manuela Ebner, Pastoralas­sistentin

FASCHING Salzburg in „Beim Supermarkt 50 Cent, beim einheimisc­hen Bäcker 3,00 Euro.“Raphael Haider,

Bautechnik­er

Klappacher kosten die Krapfen heuer 1,80 Euro anstelle von 1,70 Euro im Vorjahr.

„Die Kalkulatio­n ist das eine, das Gefühl, das man dafür haben muss, wo für die Kunden die Schmerzgre­nze liegt, ist das andere“, sagt Wolfgang Bauer von der gleichnami­gen Bäckerei in

Mühlbach. In den Filialen des Familienbe­triebs kosten Krapfen heuer 1,90 Euro. Auf 2,00 Euro zu gehen, habe man sich nicht getraut, „obwohl wir es eigentlich tun hätten müssen“, sagt er. „Wir machen täglich 800 bis 1000 Krapfen, nehmen für den Teig nur reine Butter, frische Eier und verzichten auf Hilfs- und Zusatzstof­fe.“Wie viele Eidotter oder wie viel Marmelade in einem Krapfen enthalten sein müssen, gibt der Lebensmitt­elkodex vor – ob das frische Eier sind oder Eipulver, wie hoch der Fruchtante­il der Marmelade ist und woher andere Zutaten wie Mehl und Zucker kommen, ist genauso jedem Produzente­n selbst überlassen wie die Frage, ob er Butter oder pflanzlich­e Öle für den Teig verwendet und welches Frittierfe­tt zum Einsatz kommt. „Wenn man will, kann man Krapfen billigst produziere­n und dennoch die Kodexricht­linien erfüllen“, erklärt Maximilian Stoll, der Geschäftsf­ührer der Salzburger Bäckerei Holztrattn­er. Dass Salzburger Bäcker so arbeiten, glaubt er allerdings nicht. Dass aufgetaute Tiefkühlwa­re etwa von

deutschen Großbetrie­ben in heimischen Supermärkt­en oder Kaffeehäus­ern in den Verkauf gelangen, sei nicht auszuschli­eßen.

Auch für Maximilian Stoll sind 2,00 Euro die „Hemmschwel­le“für den Verkaufspr­eis eines Krapfens. Rein rechnerisc­h müssten sie 2,20 Euro bis 2,30 Euro kosten – „aber dann wäre der Absatz wieder schwierige­r. Deshalb schlucken wir die gestiegene­n Kosten heuer“, sagt er.

Die Betriebe kämpfen aber nicht nur mit den gestiegene­n Rohstoff- und Energiepre­isen,

sondern – so wie fast alle Branchen – auch mit dem Personalma­ngel. Das führt in der Backstube Lohmaier in Oberalm dazu, dass es heuer erstmals keine Faschingsk­rapfen gibt. Aufgrund der Personalsi­tuation sei das heuer nicht zu schaffen, schildert Jutta Lohmaier. Jammern will sie deswegen aber nicht, denn: „Dafür haben wir viele gute Torten!“, sagt sie.

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Bis zu 1000 Krapfen werden bei der Bäckerei Bauer täglich hergestell­t.
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