Überteuert oder Wie viel Krapfen
Bis zu 3,20 Euro muss man für einen Krapfen hinlegen. Viele Bäckereien bleiben aber bewusst unter der „Schmerzgrenze“von zwei Euro.
SALZBURG. Nach unten geht es – vor allem wenn es um abgepackte Ware im Supermarktregal geht – auf bis unter einen Euro, aber auch nach oben scheint es bei den Preisen für Faschingskrapfen kaum Grenzen zu geben: Bis zu 3,20 Euro kostet in der Stadt Salzburg ein einzelner Faschingskrapfen vom Bäcker – gesehen bei Joseph Brot in der Salzburger Altstadt. Bioqualität, regionale Zutaten wie Wachauer Marillenmarmelade und Handarbeit habe eben ihren Preis, betont das Verkaufspersonal. Preislich im oberen Segment liegt auch der als besonders gut bekannte Krapfen aus der Konditorei Fürst: Er fällt deutlich kleiner aus, als man es von einem Faschingskrapfen gewohnt ist, und kostet dabei 2,40 Euro. Mehr als zwei Euro zahlt man auch in der Bäckerei Binggl in Mauterndorf. Dort kostet ein Krapfen heuer 2,60 Euro. „Wir verwenden hochwertige Zutaten, und mit einer Preiserhöhung von 10 Cent im Vergleich zum Vorjahr geben wir die Preissteigerungen, mit denen wir konfrontiert sind, bei Weitem nicht in dem Ausmaß weiter, wie wir es eigentlich tun müssten“, sagt Richard Binggl. „Für die Qualität ist der Preis gerechtfertigt.“
Eine andere Preispolitik legt der St. Gilgener Biobäcker an den Tag: Für seinen Biokrapfen zahlt man 1,60 Euro. „Und das obwohl wir sogar eine eigene Biomarillenmarmelade produzieren ließen – die kommt sehr gut an, kostet aber doppelt so viel wie konventionelle Marmelade“, schildert Gotthard Obauer. Würde er das und alle anderen Preissteigerungen miteinrechnen, wäre er bei einem Stückpreis irgendwo bei 2,80 Euro bis 2,90 Euro. „Das ist ein Preis, den ich von den Kunden nicht verlangen kann“, sagt er. Weil er nur 100 Krapfen täglich produziere, und das lediglich während der zweimonatigen Faschingssaison, könne er den günstigen Preis anbieten.
Dass es nicht zwei Euro und mehr sein müssen, zeigen auch andere Salzburger Bäckerbetriebe. So kostet der Faschingskrapfen etwa beim Unterbäck in Seekirchen heuer 1,65 Euro statt 1,50 Euro im Vorjahr, in den Filialen der Grödiger Bäckerei Rudolf
„Idealerweise nur 1,50 Euro. 2,50 Euro wären meine Schmerzgrenze.“
Manuela Ebner, Pastoralassistentin
FASCHING Salzburg in „Beim Supermarkt 50 Cent, beim einheimischen Bäcker 3,00 Euro.“Raphael Haider,
Bautechniker
Klappacher kosten die Krapfen heuer 1,80 Euro anstelle von 1,70 Euro im Vorjahr.
„Die Kalkulation ist das eine, das Gefühl, das man dafür haben muss, wo für die Kunden die Schmerzgrenze liegt, ist das andere“, sagt Wolfgang Bauer von der gleichnamigen Bäckerei in
Mühlbach. In den Filialen des Familienbetriebs kosten Krapfen heuer 1,90 Euro. Auf 2,00 Euro zu gehen, habe man sich nicht getraut, „obwohl wir es eigentlich tun hätten müssen“, sagt er. „Wir machen täglich 800 bis 1000 Krapfen, nehmen für den Teig nur reine Butter, frische Eier und verzichten auf Hilfs- und Zusatzstoffe.“Wie viele Eidotter oder wie viel Marmelade in einem Krapfen enthalten sein müssen, gibt der Lebensmittelkodex vor – ob das frische Eier sind oder Eipulver, wie hoch der Fruchtanteil der Marmelade ist und woher andere Zutaten wie Mehl und Zucker kommen, ist genauso jedem Produzenten selbst überlassen wie die Frage, ob er Butter oder pflanzliche Öle für den Teig verwendet und welches Frittierfett zum Einsatz kommt. „Wenn man will, kann man Krapfen billigst produzieren und dennoch die Kodexrichtlinien erfüllen“, erklärt Maximilian Stoll, der Geschäftsführer der Salzburger Bäckerei Holztrattner. Dass Salzburger Bäcker so arbeiten, glaubt er allerdings nicht. Dass aufgetaute Tiefkühlware etwa von
deutschen Großbetrieben in heimischen Supermärkten oder Kaffeehäusern in den Verkauf gelangen, sei nicht auszuschließen.
Auch für Maximilian Stoll sind 2,00 Euro die „Hemmschwelle“für den Verkaufspreis eines Krapfens. Rein rechnerisch müssten sie 2,20 Euro bis 2,30 Euro kosten – „aber dann wäre der Absatz wieder schwieriger. Deshalb schlucken wir die gestiegenen Kosten heuer“, sagt er.
Die Betriebe kämpfen aber nicht nur mit den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen,
sondern – so wie fast alle Branchen – auch mit dem Personalmangel. Das führt in der Backstube Lohmaier in Oberalm dazu, dass es heuer erstmals keine Faschingskrapfen gibt. Aufgrund der Personalsituation sei das heuer nicht zu schaffen, schildert Jutta Lohmaier. Jammern will sie deswegen aber nicht, denn: „Dafür haben wir viele gute Torten!“, sagt sie.