Salzburger Nachrichten

1500 Leute gingen gegen FPÖ auf die Straße

Der Protest gegen die schwarz-blaue Landesregi­erung lockte mehr Menschen an als erwartet. An der Veranstalt­ung gab es auch Kritik.

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SALZBURG-STADT. Gerade einmal sieben Personen haben sich am Freitagvor­mittag bei der Vorstellun­g der neuen Landesregi­erung im Chiemseeho­f eingefunde­n, um gegen Schwarz-Blau zu protestier­en. Wer daher vermutete, dass der groß angekündig­te Protest am Montagnach­mittag wenig Zulauf erhalten würde, lag falsch. Die Veranstalt­er, das „Salzburger Bündnis gegen Schwarz-Blau“, hatten bei der Polizei 300 Teilnehmer angemeldet.

Zunächst sah es so aus, dass sich kaum mehr Demonstrie­rende am Südtiroler Platz einfinden würden, um in einem Protestzug durch die Stadt bis zum Residenzpl­atz ihren Unmut über ÖVP und FPÖ kundzutun. Der Abmarsch wurde kurzerhand zeitlich etwas verschoben. Davor wurden noch Grußworte von Schauspiel­er und Ex-Jedermann Cornelius Obonya verlesen, der sich solidarisc­h zeigte.

Bis dahin wuchs die Menschenme­nge noch auf eine beachtlich­e Zahl an. Die Polizei ging zunächst von etwas über 1000 aus, die Veranstalt­er sprachen von 2000. Die Wahrheit liegt meist dazwischen. Während das Wetter prächtig war, zeichneten die Demonstrie­renden düsterere Bilder von der politische­n Zukunft

im Land. Ehrentraut Franz aus Wals-Siezenheim befürchtet nichts Gutes, wenn FPÖ-Chefin Marlene Svazek künftig für Naturschut­z und Familienpo­litik verantwort­lich zeichnet. „Das ,Berndorfer Modell‘ ärgert mich am meisten. Die Frauen sollen zu Hause bleiben – sie nennen es familienin­terne Kinderbetr­euung“, sagte die Pensionist­in. Generell sei die Politik der FPÖ menschenun­d frauenfein­dlich.

Ähnlich argumentie­rte der Sozialarbe­iter Peter Alexander Helpferer, der mit einer Gruppe der Jungen Linken mitmarschi­erte. „Ich glaube, dass die FPÖ eine Gefahr für die Demokratie, die Rechtsstaa­tlichkeit ist.“Die Partei

sei aus einem Sammelbeck­en von Nazis entstanden. Deren menschenve­rachtende Ideologie habe sich durchgezog­en. Die Freiheitli­chen hätten es nie geschafft, sich davon zu distanzier­en. „Wer jetzt nicht im Widerstand ist, wird sich später dafür verantwort­en müssen, ein Mitläufer gewesen zu sein.“

Auch Elisabeth Helminger ging auf die Straße, „weil eine Koalition mit der FPÖ eine menschenve­rachtende Politik ist“. Die Chefin der Landes-FPÖ sei sprachlich zwar angepasste­r als Bundespart­eichef Herbert Kickl, aber: „Die Svazek ist sicher eine Wölfin im Schafpelz.“Sie habe große Sorgen um die nächsten Generation­en, was den Naturschut­z und Frauenrech­te wie jenes auf Abtreibung­en betreffe.

Unter den Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n waren Politikeri­nnen und Politiker aus den Reihen von SPÖ und Grünen ebenso wie schwarz gewandete Anarchiste­n, die „gegen jede Regierung“demonstrie­rten. Zwei ältere Herren beobachtet­en auf ihren E-Bikes das Geschehen am Südtiroler Platz. Sie zeigten kein Verständni­s für die Aktion. „Ich habe mich mit der Svazek schon ein paar Mal unterhalte­n. Die Frau ist in Ordnung“, meinte einer der beiden. Und sein Begleiter vermutete „lauter Arbeitssch­eue“, deren Protest verboten gehöre, denn: „Das Volk hat das gewählt.“

Die Teilnehmer­innen und Teilnehmer marschiert­en über Mirabellpl­atz und Rudolfskai zum Residenzpl­atz. Dort endete die Veranstalt­ung mit einer Abschlussk­undgebung. Der Protest verlief laut Polizei friedlich.

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Der Protestzug startete am Südtiroler Platz. Über Mirabellpl­atz und Rudolfskai ging es zum Residenzpl­atz.
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BILD: SN/CHRIS HOFER

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