Salzburger Nachrichten

„Theater ist Erholung im Vergleich zu Fernsehen“

Die frühere Buhlschaft Caroline Peters spricht über ihre Krimireihe „Die Neue und der Bulle“. Und sie erzählt, warum sie im Nebenberuf Postkarten in Wien verkauft.

- MARTIN WEBER

Sie ist eine späte Erbin des deutschen Kultermitt­lers Horst Schimanski: Wie der „Tatort“-Kommissar ermittelt auch die von Caroline Peters gespielte Conny Majewski in der neuen Krimireihe „Die Neue und der Bulle“(ab Dienstag, 20.15 Uhr, RTL) in Duisburg. Dabei ist die resolute Conny im Hauptberuf gar nicht bei der Polizei, sondern betreibt eine Kneipe. Als aber ein Bekannter ermordet wird, schleust sie sich bei der Mordkommis­sion ein.

SN: Frau Peters, Sie sind die neue TV-Ermittleri­n in Duisburg. Das ist ja heiliger Fernsehbod­en, könnte man sagen.

Caroline Peters: Wegen Horst Schimanski meinen Sie? Stimmt (lacht). Dass das heiliger Schimi-Boden ist, war mir natürlich bewusst, als mir die Rolle angeboten wurde, außerdem interessie­re ich mich sehr fürs Ruhrgebiet. Ich habe dort schon öfter Theater gespielt. Ich war außerdem immer schon fasziniert von der Multikulti­gesellscha­ft in dieser Region. Es war also an der Zeit, dass die Schimanski-Saga in einem gewissen Sinne weitergesc­hrieben wird. Wobei man sagen muss: Duisburg ist heute eine ganz andere Stadt als vor vierzig Jahren.

Sie spielen die Kneipenbes­itzerin Conny, die zur Ermittleri­n wird, und sind mit Glitzer-T-Shirt, Stiefelett­en und Tattoos in ungewohnte­r Aufmachung zu sehen …

SN:

Das hat mir großen Spaß gemacht – und ich muss zugeben: Die Tattoos – die waren abwaschbar – haben mir richtig gut gefallen. Ich selber habe ja wie die meisten in meiner Generation keine Tattoos. Bislang fand ich Tätowierun­gen auch ziemlich albern – aber auf einmal konnte ich verstehen, dass Tattoos eigentlich ganz cool sind.

SN: Conny ist ein ganz anderer Typ als Sophie Haas aus „Mord mit Aussicht“– jener Krimiserie,

mit der Sie im Fernsehen bekannt wurden.

Stimmt, ein völlig anderer Typ. Sophie Haas war sehr ehrgeizig und wollte immer aufsteigen, das ist Conny nicht. Sie wird zur Ermittleri­n, weil sie findet, dass die Polizei nicht genug macht – und man selber Hand anlegen muss, wenn man was erreichen will.

„Mord mit Aussicht“ist vor zehn Jahren zu Ende gegangen. Trauern Sie der Serie manchmal nach?

SN:

Trauern würde ich nicht sagen, das ist ja jetzt auch wirklich schon eine ganze Zeit her. Aber ich denke gern daran zurück, die Serie ist ein ganz besonderer Teil von meinem Leben und wird das auch immer bleiben. „Mord mit Aussicht“wurde damals ungemein positiv von den Zuschauern aufgenomme­n und das wirkt bis heute nach.

„Mord mit Aussicht“war eine Krimikomöd­ie – und das gilt für „Die Neue und der Bulle“in gewissem Maße auch. Was reizt Sie an dem Genre?

SN:

„Die Neue und der Bulle“ist mehr

Krimi als Komödie. Mir macht dieses Mal das Ermitteln Spaß, das Herumspinn­en, wer es gewesen sein könnte, und wo man sich die nötigen Informatio­nen beschaffen kann, um einen Fall zu lösen. Ich kann mir aber auch ganz viele andere Rollen vorstellen.

SN:

Ich würde zum Beispiel ganz gern mal eine Journalist­in spielen. Oder eine Rolle als Politikeri­n. Auch eine Familiense­rie kann ich mir vorstellen wie „Modern Family“. Das ist neben „Ted Lasso“meine absolute Lieblingss­erie.

Ist eine TV-Reihe eine willkommen­e Abwechslun­g zu Ihrer Arbeit am Theater?

SN:

Welche denn?

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die Bühne ist pure Erholung im Vergleich mit Dreharbeit­en fürs Fernsehen, die ungemein fordernd sind. Die künstleris­chen Anforderun­gen am Theater sind zwar höher, aber Fernsehen ist viel anstrengen­der, finde ich. Außerdem hat man auf der Bühne die unmittelba­re Reaktion des Publikums, die durch nichts zu ersetzen ist.

Sie führen in Wien, Ihrem Wohnort, ein Geschäft für Postkarten, richtig?

SN:

Das stimmt: Mein Partner und ich betreiben eine kleine Galerie für moderne Fotografie, die im Postkarten­format verkauft wird. Bei uns bekommen Sie etwa Postkarten mit ungewöhnli­chen Wien-Motiven. Wir haben einen eigenen Blick auf das zeitgenöss­ische Wien in all seinen Facetten. Es geht weniger um die Klischees, die man mit dieser wunderschö­nen Stadt verbindet.

SN: Sind Postkarten in Zeiten von WhatsApp oder Skype denn noch zeitgemäß?

Auf jeden Fall. Und unser Motto ist, die schöne Geste des Postkarten­schreibens nicht in Vergessenh­eit geraten zu lassen. Über eine schöne Postkarte freut sich doch jeder.

Caroline Peters wurde 1971 in Mainz geboren. Mit der TV-Krimiserie „Mord mit Aussicht“wurde sie einem breiten Publikum bekannt. Peters, die seit vielen Jahren zum Ensemble des Wiener Burgtheate­rs zählt, spielte 2020 die Buhlschaft im „Jedermann“bei den Salzburger Festspiele­n.

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