In St. Johann beginnt eine neue Ära
In der Pongauer Bezirkshauptstadt werden nach dem Ausscheiden von Langzeit-Bürgermeister Günther Mitterer die Karten neu gemischt.
ST. JOHANN IM PONGAU. Für den Politikwissenschafter Armin Mühlböck von der Universität Salzburg ist St. Johann im Pongau „eine der spannendsten Gemeinden“bei den Wahlen am 10. März 2024. Günther Mitterer, seit 2003 ÖVP-Bürgermeister der Pongauer Bezirkshauptstadt, kandidiert nicht mehr. Wer wird seine Nachfolge antreten?
Eine „g’mahde Wies’n“zeichnet sich im Vorfeld für keinen der Kandidaten ab. Zur Direktwahl treten für die ÖVP der Zweite Vizebürgermeister Rudolf Huber, für die SPÖ die Erste Vizebürgermeisterin Eveline Huber, für die FPÖ Stadtrat Willibald Resch und für die BBJO (Bürgerbewegung St. Johann) Stadtrat Rupert Fuchs an.
Die ÖVP verfügt in der Gemeindevertretung über elf Mandate, die SPÖ über sechs, die FPÖ über fünf und die BBJO über drei.
Beobachter erwarten „ein Huber-Rennen“bei der Wahl. Rudolf Huber (ÖVP) eilt der Ruf des Sachpolitikers voraus, der in den vergangenen fünf Jahren oft im Hintergrund die (kommunikativen) Wogen glätten musste.
Eveline Huber (SPÖ) soll sich im persönlichen Umgang großer Beliebtheit erfreuen. Es soll jedoch Zweifel daran geben, ob sie dem Amt der Stadtchefin gewachsen wäre.
Eher Außenseiterchancen bei der Direktwahl werden Willibald Resch (FPÖ) sowie Rupert Fuchs (BBJO) zugebilligt. Resch kam aber 2019 gegen den amtierenden Bürgermeister Günther Mitterer in eine Stichwahl. Das Ergebnis war mit 55,7 zu 44,3 Prozent knapper, als es der ÖVP lieb war. Ausschlaggebend war damals die emotional geführte Debatte um den Abriss des Hahnbaum-Sessellifts. Bgm. Mitterer habe seinen sachlich korrekten Standpunkt wohl zu wenig gut kommuniziert, heißt es. „Wenn ich damals gesagt hätte, dass der Sessellift bleibt, hätte ich haushoch gewonnen“, erinnert sich Resch. Doch die Fakten hätten eindeutig gegen den Erhalt gesprochen. Beobachter bezeichnen Resch als „unideologischen Blauen“ohne viele Kanten.
Rupert Fuchs ist der kritischste Geist in der St. Johanner Gemeindepolitik.
Sich nicht zur Direktwahl aufstellen zu lassen, sei nie zur Debatte gestanden, sagt der Ex-Landtagsabgeordnete der Grünen. „Da geht es um eine demokratiepolitische Grundsatzentscheidung: Ich will, dass die Menschen die Wahl haben.“Er habe seine politischen Wurzeln in der SPÖ und arbeite als Energieberater und stehe daher für die Kombination aus Sozialem und Enkeltauglichkeit.
Das größte Vorhaben der Stadtpolitik in den nächsten fünf Jahren ist das Projekt Mikado, mit
wählt 2024
dem eine Lücke in der Betreuung von Kindern und Senioren geschlossen werden soll. Am Stadtrand werden auf einem Areal der Bundesforste ein 16-gruppiger Kindergarten sowie eine Tagesbetreuung für Senioren errichtet. Auch das Hilfswerk soll mit seiner Bezirksstelle dort einziehen. Die Kosten belaufen sich auf 26 Millionen Euro, der Baubeginn soll im Laufe des Jahres erfolgen.
Das Dauerthema in der 11.500Einwohner-Stadt St. Johann ist und bleibt aber der Verkehr. Zu den Stoßzeiten staut es, das
Stadtbild wird im Obermarkt, wo sich alle Ämter befinden, von parkenden Autos dominiert.
Die ÖVP setzt ihre Hoffnungen auf das Projekt Stadtplatz. Das Areal gehört der Raiffeisenbank, der Post AG sowie einem privaten Grundbesitzer. ÖVP-Vize Huber wünscht sich dort eine Tiefgarage. Die Gemeinde sei in einer Vermittlungsrolle und wolle einen Bürgerbeteiligungsprozess mit Bewohnern und Wirtschaftsbetrieben anstoßen. Und: „Es soll grüner werden“, sagt Huber. Autos sollen weiter zufahren können, aber unterirdisch parken. „Dann kommt auch die Begegnungszone besser zur Geltung.“Von dieser sei aktuell noch wenig zu merken. Ein Grund dafür sei, dass man die Zebrastreifen nicht vorschnell entfernen habe wollen. Eine weitere Entlastung erwartet sich die Stadtpolitik von der zweistöckigen Tiefgarage, die von einem privaten Bauträger in der Nähe der Bezirkshauptmannschaft errichtet werden soll. Die Abrissarbeiten laufen, der Baubeginn für das Projekt „Johanovum“soll im Mai erfolgen.