Hier soll der Verkehr unter die Erde kommen
Auf der B311 in St. Johann fahren pro Tag 26.000 Fahrzeuge. Um Anrainer zu entlasten, soll die Straße teilweise unter der Erde geführt werden.
ST. JOHANN. Wer an Werktagen zwischen 16 und 18 Uhr im Stadtgebiet von St. Johann im Pongau auf der Pinzgauer Straße unterwegs ist, muss einen gewissen Zeitpolster einplanen, denn der Verkehr ist zu dieser Zeit bestenfalls zähflüssig.
Im Jahresschnitt sind laut Auskunft des Landes Salzburg pro Tag rund 26.000 Fahrzeuge auf der B311 unterwegs. Außerdem wird der gesetzlich festgelegte Grenzwert für Dauerschall überschritten: Er sollte tagsüber bei maximal 60 Dezibel liegen. Tatsächlich beträgt er direkt an der B311 bis zu 75 Dezibel. Mehrere Häuser liegen in einer Zone mit einem Dauerschallpegel zwischen 65 und 70 Dezibel, in der zweiten Reihe werden vielerorts noch bis zu 65 Dezibel erreicht. Das menschliche Ohr nimmt eine Zunahme von 10 Dezibel als Verdoppelung des Lärms wahr.
Gleichzeitig gebe es für die B311 „ganz konkrete Pläne“für Verbesserungen. Das sagt Rudolf Huber, Zweiter Vizebürgermeister in St. Johann und ÖVP-Spitzenkandidat für die Bürgermeisterwahl am 10. März. Er sprach bei der Wahldiskussion der „Salzburger Nachrichten“und der „Salzburger Woche“am Dienstagabend im Kongresshaus am Dom von „kurz- und mittelfristigen Lösungen“. Eine davon könne noch heuer umgesetzt werden: Statt des Zebrastreifens auf Höhe eines Fast-Food-Restaurants soll eine Unterführung errichtet werden. Außerdem könne auf der Strecke zwischen der Palfner-Tankstelle und dem Gasthof Bacher eine einheitliche Geschwindigkeitsbeschränkung erlassen werden. Grob gesagt betrifft das den gut 2,5 Kilometer langen Bereich zwischen den beiden Stadteinfahrten – der Wagrainer und der Alpendorfstraße. „Ein durchgehendes Tempolimit, 80 oder 60 km/h, würde den Verkehrsfluss enorm beschleunigen“, sagte Huber. Derzeit wird der 80er durch einen 50er unterbrochen, um den Fußgängern beim Zebrastreifen ein gefahrloses Überqueren zu ermöglichen. Denn der Schutzweg ist stark frequentiert: Beim Land Salzburg ist von bis zu 250 Fußgängern pro Tag die Rede.
Weiters könne man die Anrainer der B311 mit einem neuen Fahrbahnbelag entlasten, einem sogenannten Flüsterasphalt. Aus dem Büro von Landeshauptmannstellvertreter
und Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) heißt es, der lärmschluckende Belag bringe eine Entlastung von drei Dezibel „über die gesamte Lebensdauer“, schildert Schnölls Sprecher Fabian Scharler. Zu Beginn liege die Entlastung bei rund fünf Prozent. Da sich die lärmschluckenden Poren des Belags mit der Zeit abschleifen oder durch Schmutz verlegt werden, sinke der Wert mit der Zeit. Verglichen mit einem herkömmlichen Asphalt sei ein Flüsterasphalt um 15 bis 20 Prozent teurer, heißt es.
Besonders aufhorchen ließ Rudolf Huber allerdings mit seiner zweiten Ansage für eine mittelfristige Lösung: „Wir wollen im neuen Räumlichen Entwicklungskonzept einen Korridor frei lassen, sodass wir die B311 auf einer Unterflur- oder einer Halbunterflurtrasse führen können.“Da von der Sonnseite des Tals mehrere Gräben in die Salzach entwässern, werde das nicht durchgehend möglich sein, „aber abschnittsweise schon“.
Im Büro von LH-Stellvertreter Schnöll heißt es, man könne erst in konkrete Planungen gehen, wenn die Trasse feststehe. „Nach der Gemeinderatswahl wollen wir vertiefte Gespräche führen.“Klarerweise sei eine Unterflurtrasse nicht ohne Beteiligung der Stadtgemeinde St. Johann denk
bar. Da es sich bei der B311 um eine Bundesstraße in Landesverwaltung handle, müsse auch mit dem Bund über eine Kostenaufteilung verhandelt werden. Mit allen Vorarbeiten und Behördenverfahren sei mit einem Zeithorizont von 10 bis 15 Jahren zu rechnen. Kostenschätzungen seien zum aktuellen Zeitpunkt noch völlig unseriös.
Die Pläne für die Unterführung seien hingegen schon wesentlich konkreter: „Sobald wir den Grund haben, können wir loslegen“, sagt Schnölls Sprecher. Die Verhandlungen mit den Grundbesitzern führe die Gemeinde.
Huber verweist auf ein bereits ausverhandeltes Projekt unter der Ägide des damaligen Landesrats Hans Mayr. Dieses wolle man wieder reaktivieren.
Auf dem Podium beim zweiten Stopp der SN-Wahltour diskutierten neben Huber auch FPÖStadtrat Willibald Resch und Stadtrat Rupert Fuchs von der Bürgerbewegung St. Johann (BBJO). SPÖ-Kandidatin Eveline Huber hatte die Einladung zur Podiumsdiskussion abgelehnt.
Fuchs bedauerte sehr, dass das damals fertige Projekt nicht umgesetzt wurde: „Es ist daran gescheitert, dass die Stadtgemeinde die Wartung der Lifte nicht übernehmen wollte. Wir könnten die Unterführung schon längst haben“, so Fuchs.
Falls auch diesmal die Unterführung nicht zustande kommen sollte, sei eine zweite Variante im Gespräch: Statt eines Zebrastreifens würde eine Pförtnerampel installiert werden. Wenn die Fußgänger auf einen Knopf drücken, schaltet die Ampel auf Rot. Damit wäre auch ein durchgehendes Tempolimit möglich. „Das ist aber nicht die Variante, die wir forcieren. Wir wollen die Unterführung“, bekräftigte Huber. Auch FPÖ-Stadtrat Willibald Resch ist für diese Variante.
Weitgehend einig waren sich die drei Spitzenkandidaten in den meisten Fragen. „Sehr wohltuend, dass sich die drei Herren nicht befetzen, sondern an einem Strang ziehen“, meinte dazu der St. Johanner Kurt Schnegg aus dem Publikum.
Zum Beispiel wollen ÖVP, FPÖ und BBJO bei der Gestaltung des neuen Stadtplatzes die Bevölkerung miteinbinden. Auch im Stadtzentrum spielt der Verkehr eine unrühmliche Hauptrolle, und zwar in Form von Dauerparkern. 60 Prozent der Autos parken mehr als zwei Stunden im Zentrum. Die ÖVP will daher eine Tiefgarage unter dem neuen Stadtplatz, um die Dauerparker aus dem Stadtbild zu tilgen. Stadtrat Rupert Fuchs (BBJO) ist hingegen für ein Parkhaus beim Friedhof, denn neue Parkplätze im Zentrum würden erst recht wieder Verkehr in die Stadt verlagern.
FPÖ-Stadtrat Willibald Resch erinnerte an den Citybus, der dank seiner Idee für alle gratis sei. „Wenn die Dauerparker außerhalb des Stadtzentrums sind, könnte man das mit dem Citybus verbinden und den Takt erhöhen. Das wäre ideal.“