Weniger Chemie am Hang
Chardonnay, Riesling oder Zweigelt: Zu bekannten Rebsorten greifen wir eher. Oder sind Sie schon Fan von Donauveltliner, Muscaris, Souvignier gris (Aussprache: Suvinje grie) und Pinot Nova? Diese Namen – sie schmücken allesamt die sogenannten Piwi-Sorten – findet man noch selten. Das wird sich ändern.
„Es gibt circa 20.000 Rebsorten weltweit. Wenn man da noch etwas Neues züchten will, muss man sich fragen: Was soll die Sorte können?“, sagt Ferdinand Regner, der sich in der Weinbauschule Klosterneuburg mit dem Einkreuzen von Mehltauresistenz befasst. Denn „Piwi“steht für Pilzwiderstandsfähigkeit. Das bedeutet: weniger spritzen gegen Pilzkrankheiten wie den (falschen) Mehltau, damit weniger Traktorstunden, weniger Bodenverdichtung, weniger Diesel. Das macht einen Riesenunterschied, immerhin werden 20 Prozent aller Fungizide weltweit im Weinbau ausgebracht. Laut EuroStat ist der Einsatz von Pflanzenschutz (wie es euphemistisch heißt) pro Hektar und Jahr bei konventionellem Weinbau besonders hoch. Chemisch-synthetische Pestizide beschleunigen das Artensterben. Sie verschmutzen
Boden, Luft und Gewässer. Im Bioweinbau sieht es freilich anders aus. Da verzichtet man darauf, aber um Kupfer und Schwefel kommt man auch da nicht herum. Mit solchen Neuzüchtungen lässt sich aber das Spritzen drastisch reduzieren.
„Piwi“klingt so herzig, finde ich. Noch passender ist der Begriff „resistente Sorten“. (Vielleicht sollte man sie mit „Resi“abkürzen?) Denn es geht zudem um Resistenz gegen Insekten (die Kirschessigfliege kommt nicht durch die dicke Beerenhaut), Toleranz gegenüber Hitze und Kälte, Trockenheit und Fäulnis.
„Piwi ist für uns Winzer ein gutes Werkzeug“, sagt Renate Haimel, eine der Piwi-Pionierinnen. Das Schwierigste sei der Absatz, meint die Traisentaler Winzerin. „Das Geschmacksbild ist vorgeprägt. Man weiß nicht, wenn man sich darauf einlässt, ob es angenommen wird.“Umfragen zeigen allerdings: Mit der Information steigt die Kauf- und Zahlbereitschaft, vor allem bei nachhaltigkeitsaffinen Menschen. Um die Bekanntheit zu heben, hat ihre Tochter Ida die Marke „Piwida“gegründet. Der dazugehörige Slogan: Widerstandsfähig – aber unwiderstehlich.