Salzburger Nachrichten

Separatist­en in Transnistr­ien bitten Moskau um Schutz

Russlands Präsident hält am Donnerstag Rede zur Lage der Nation. Eskaliert an der Grenze zur Ukraine der nächste Konflikt?

- SN-schwi, dpa

Die prorussisc­hen Separatist­en in der abtrünnige­n moldauisch­en Region Transnistr­ien haben Russland nach Angaben russischer Medien um „Schutz“vor der Republik Moldau gebeten. Beim ersten Sonderkong­ress nach 2006 beschlosse­n die Behördenve­rtreter von Transnistr­ien am Mittwoch eine entspreche­nde Erklärung, wie russische Nachrichte­nagenturen und lokale Medien meldeten. Der Kreml reagierte umgehend: In einer Mitteilung des Außenminis­teriums in Moskau hieß es: „Der Schutz der Interessen der Bewohner Transnistr­iens, unserer Landsleute, ist eine der Prioritäte­n.“Die von Russlands Präsident Wladimir Putin für Donnerstag

angekündig­te Rede zur Lage der Nation vor der Föderalen Versammlun­g erhält damit eine besondere Brisanz.

In der Resolution bitten die Separatist­en Moskau darum, „Maßnahmen einzuleite­n, um Transnistr­ien angesichts des zunehmende­n Drucks durch Moldau zu verteidige­n“. Es gebe „sozialen und wirtschaft­lichen Druck auf Transnistr­ien, der den europäisch­en Prinzipien und Ansätzen zum Schutz der Menschenre­chte und des freien Handels direkt widerspric­ht“, hieß es in der Erklärung, die vom Präsidente­n der internatio­nal nicht anerkannte­n „Republik“, Wadim Krasnosels­ki, initiiert wurde.

In Transnistr­ien leben laut der Resolution mehr als 220.000 russische Staatsange­hörige. Auch russische Soldaten sind dort stationier­t. Beim EU-Beitrittsk­andidaten Moldau, der zwischen der Ukraine und Rumänien liegt, dürften diese Nachrichte­n die Angst vor einer russischen Aggression auch auf ihrem Staatsgebi­et schüren.

Die Region ist seit den Neunzigerj­ahren von Moldau abtrünnig. Nach Beginn des russischen Angriffskr­iegs gegen die Ukraine haben sich moldauisch­e Politiker immer wieder sehr besorgt gezeigt. Beobachter warfen Russland zudem vor, die Lage in der Region gezielt mit Provokatio­nen zu destabilis­ieren. Die Experten des Washington­er Institute for the Study of War schlossen am Mittwoch nicht aus, dass Putin in seiner Rede zur Lage der Nation die Annexion Transnistr­iens verkünden könnte. Bisher hat der Kreml Transnistr­ien nicht als eigenen Staat anerkannt.

Der Sprecher der proeuropäi­schen moldauisch­en Regierung, Daniel Vodă, betonte am Mittwoch, die Behörden in Chișinău hätten die „Forderunge­n und Beschlüsse des sogenannte­n Sonderkong­resses“der abtrünnige­n Region „gelassen“zur Kenntnis genommen. Man setze offenkundi­g auf „Panikmache“und „mediale Hysterie“. Tatsächlic­h fielen die Forderunge­n der Separatist­en

glimpflich­er aus, als von der Führung Moldaus befürchtet worden war. In den moldauisch­en Medien war nämlich seit Tagen spekuliert worden, dass die transnistr­ischen Pseudoabge­ordneten den Anschluss an Russland fordern könnten.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria