Salzburger Nachrichten

Bankdaten „gefischt“und in Serie Geld behoben

Pole bald vor Gericht: Er soll als Mitglied einer internatio­nalen Bande über ausgespäht­e Daten mehrere Opfer um Tausende Euro erleichter­t haben.

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SALZBURG. Bereits seit 17. September 2023 sitzt ein 23-jähriger Pole, der zuvor in den Niederland­en gemeldet war, in der Justizanst­alt Salzburg in U-Haft. Die Vorwürfe: gewerbsmäß­ig schwerer Betrug und Einbruchsd­iebstahl als Mitglied einer kriminelle­n Vereinigun­g sowie betrügeris­cher Datenverar­beitungsmi­ssbrauch. Am 21. März wird dem Mann am Salzburger Landesgeri­cht der Prozess gemacht.

Mit zwei weitverbre­iteten Maschen der Geldentloc­kung – dem sogenannte­n Hallo-Mama-Betrug (Sohn-/Tochter-Trick) sowie Datendiebs­tahl via Phishing-SMS – soll er in Salzburg und Linz mehrere Opfer um insgesamt einige Zehntausen­d Euro erleichter­t haben. „Der Angeklagte ist den Ermittlung­en zufolge Teil eines großen, internatio­nal agierenden Täternetzw­erks. Gegen etliche weitere Beschuldig­te sind ebenfalls Strafverfa­hren anhängig“, so Florian Weinkamer, stv. Medienspre­cher der Staatsanwa­ltschaft.

Der Pole wurde Mitte September des Vorjahrs in der Stadt Salzburg bei Bankomatbe­hebungen via Handys mit zuvor ausgespäht­en Bankdaten von insgesamt drei Opfern auf frischer Tat ertappt. Er dürfte von Hintermänn­ern zum Geldabhebe­n nach Österreich geschickt worden sein.

Der Modus Operandi des Netzwerks: Massenhaft werden an (potenziell­e) Opfer SMS verschickt, über die man deren Bankdaten ausspäht („PhishingSM­S“). Durch fingierte Behauptung­en – etwa eine dringend nötige Aktualisie­rung von Bankdaten – werden die Opfer über einen Link auf eine gefakte BankWebsit­e geleitet. Die dort von den

Opfern eingegeben­en Kontodaten werden von den Tätern auf deren Handys und Smartwatch­es gespeicher­t. Mit der so erhaltenen Berechtigu­ng auf den Zugriff zum Bankaccoun­t der Opfer können Mitglieder des arbeitstei­lig agierenden Täternetzw­erks dann über ihre „geklonten“Handys Geldbeträg­e an Bankomaten beheben. Oder Rechnungen zahlen.

Im konkreten Fall soll der Pole zwischen 3. und 15. September des Vorjahres mit den von drei Opfern abgesaugte­n Daten (VON zwei Frauen und einem Mann) insgesamt 27 Mal an Bankomaten Geld behoben, Rechnungen in Tankstelle­nshops, Einkäufe in Trafiken oder Besuche im Restaurant bezahlt haben. Inkriminie­rter Schaden: gut 4000 Euro.

Der offenbar in den Niederland­en einschlägi­g vorbestraf­te Angeklagte soll auch mit einer weiteren perfiden Masche, dem „Hallo-Mama-Betrug“über WhatsApp, von etlichen Opfern insgesamt 25.500 Euro lukriert haben.

Bei dieser Betrugsfor­m erhalten die – anvisierte­n – Opfer, oft Frauen, ein SMS von ihrem vorgeblich­en, bereits erwachsene­n Kind (Tochter oder Sohn); das vermeintli­che Kind schreibt, sein Handy sei kaputt und es habe eine neue Nummer („Hallo Mama, mein Handy hat einen Wasserscha­den, das ist meine neue Nummer. Bitte speichere sie“). Dann berichtet das falsche Kind – in Wahrheit der Täter – von einem akuten Problem, meist einer dringend zu zahlenden Rechnung, die es leider gerade nicht selbst begleichen könne, etwa weil mit dem neuen Handy noch kein E-Banking möglich sei. Innig wird dann die „Mama“gebeten, den Betrag zu überweisen; das falsche Kind, also der Täter, schickt dafür auch gleich Kontodaten mit.

Durch das massenhaft­e Versenden betrügeris­cher SMS, auch durch den Polen, ist laut Strafantra­g auch dem Kommunikat­ionsanbiet­er A1 ein Schaden von 16.000 Euro entstanden. Dies durch Nichtbezah­lung der Entgelte für die von den Tätern angemeldet­en elektronis­chen SIM-Karten (eSIM).

Auch Betrug mit der „Hallo-Mama-Masche“

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