Süßsaures Ende für Romeo & Julia
Nach 200 Jahren wurden die Absperrgitter zwischen vier benachbarten Dörfern in der chinesischen Provinz Guangdong abgebaut. Die Liebe hat gesiegt.
Der zweite Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine war in China kein großes Thema. Dennoch versucht China das Image eines Friedensstifters aufzubauen. In Peking hat neuerlich ein chinesischer Sonderbotschafter seine Koffer gepackt, um in Moskau und Kiew seine Friedensvermittlung anzubieten. Allerdings mit geringen Erfolgsaussichten.
Einen anderen scheinbar unlösbaren Konflikt konnte aber kürzlich ein chinesischer Vermittler in der südchinesischen Provinz Guangdong lösen, wie das Nachrichtenportal Jiupai berichtet. In der Provinz herrschte in den vier benachbarten Dörfern Chaqiao, Meidong, Meixi und Xialiu ein gegenseitiges Heiratsverbot, seit mehr als 200 Jahren durfte dort niemand jemanden aus einem der anderen Dörfer heiraten. Der Ursprung dieses Konflikts liegt mehr als 200 Jahre zurück, angeblich ging es damals um Grund- und Wasserrechte,
aber so genau weiß das niemand mehr.
Dennoch wurde das Heiratsverbot von Generation zu Generation weitervererbt, wer dennoch mit „feindlichen“Mädchen oder Burschen turtelte, riskierte sozialen Bann und den Fluch der Dorfversammlung. Die wenigen Verliebten, die sich dennoch dem Verbot widersetzten, heirateten heimlich und zogen in andere Dörfer. Der Fluch blieb an ihnen haften, behaupteten die Dorfältesten, der unerwartete, aber natürliche Tod eines Bräutigams und seines Vaters schien das zu bestätigen.
Doch vor wenigen Monaten gelang dem Parteisekretär von Chaqiao der Durchbruch. Genosse Yang Yantian konnte 80 Dorfälteste zu mehreren Friedenskonferenzen versammeln, am Ende schworen die Honoratioren in ihren roten Roben einander Freundschaft und ein Ende des Heiratsbanns. Vermutlich nicht aus Überzeugung, denn Tradition bleibt Tradition, aber die jungen Romeos und Julias in ihren Dörfern machten so lange Druck auf die widerspenstigen Alten, bis diese ihren Widerstand schließlich aufgaben. Außerdem könnte die sinkende Heirats- und Geburtenrate in China den einen oder anderen Dorfältesten zum Umdenken bewegt haben. Besser ein Enkerl aus einem „feindlichen“Dorf als gar keines.
Die Absperrgitter zwischen den Dörfern wurden mittlerweile abgebaut oder mit Friedensparolen geschmückt. Die wenigen Paare, die heimlich auswärtig geheiratet haben, können wieder ungestraft ihre Familien im Dorf besuchen.
Friede nach mehr als 200 Jahren! Genosse Yang Yantian hat sich vermutlich für höhere Aufgaben in der Kommunistischen Partei empfohlen. Gibt es eigentlich noch Eheschließungen zwischen Menschen aus Russland und der Ukraine?