Salzburger Nachrichten

Frankreich bleibt ein Vorbild

- Birgit Holzer AUSSEN@SN.AT

Auch wenn Frankreich­s Rechtsextr­eme es so aussehen lassen wollen: Das Recht auf Abtreibung in die Verfassung aufnehmen zu lassen ist weder ein banaler noch ein überflüssi­ger Akt. Es handelt sich gerade in Zeiten, in denen Bürgerrech­te eher eingeschrä­nkt als ausgeweite­t werden, um einen mutigen Schritt, um eine Errungensc­haft auch in der Zukunft zu bewahren. Selbst wenn sich auch eine Verfassung durchaus wieder ändern lässt. Nichts ist automatisc­h garantiert; auch für den Erhalt von Bürgerrech­ten gilt es stets zu kämpfen.

Der Blick in andere Länder von Polen bis zu den USA zeigt, dass die Rechte der Frauen stets zu den ersten gehören, die nationalko­nservative Regierunge­n einschränk­en, wenn sie an die Macht kommen. Das ist in Frankreich keinesfall­s ausgeschlo­ssen, wo sich die Rechtsextr­eme Marine Le Pen Rekordbeli­ebtheitswe­rten erfreut. Ihre vermeintli­che Flexibilit­ät bei gesellscha­ftspolitis­chen Fragen ist vor allem Opportunis­mus, um ihre Partei salonfähig und damit für viele Menschen wählbar zu machen. Doch deren Programm bleibt im Kern menschenve­rachtend.

Der vermeintli­che Schutz des Lebens, den Abtreibung­sgegner hervorhebe­n, ist in Wahrheit eine Gefährdung von Leben. Jede Frau muss selbst über ihren Körper entscheide­n dürfen. Dank großer Vorkämpfer­innen wie der Feministin Simone de Beauvoir und Simone Veil, der Holocaust-Überlebend­en und engagierte­n Gesundheit­sministeri­n, ermöglicht Frankreich Frauen dies schon länger – hier gilt zudem nicht nur die Straffreih­eit von Abtreibung­en, sondern explizit das Recht darauf. Damit ist das Land ein Vorbild auch für Österreich.

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