Salzburger Nachrichten

Erhöhte Rechnungen für privaten Hausbau?

In der steirische­n FPÖ-Finanzaffä­re müht sich die Justiz an mehreren Fronten. Der Hausbau von Ex-Minister Mario Kunasek wirft Fragen auf.

- GERALD STOIBER

Bei den beiden Untersuchu­ngsausschü­ssen im Nationalra­t, die noch vor der im Herbst geplanten Neuwahl über die Bühne gehen, handelt es sich offensicht­lich um Wahlkampfm­anöver. Dennoch geht es in beiden U-Ausschüsse­n (die SPÖ beantragte einen zu den COFAG-Coronaförd­erungen, die ÖVP zum Thema „rot-blauer Machtmissb­rauch“) auch um brisante Themen. Ein Beispiel dafür ist die Finanzaffä­re der Freiheitli­chen in Graz. Sie wurde 2021 bekannt, die Ermittlung­en der Strafjusti­z sind längst nicht beendet.

Es gibt neun Verdächtig­e, darunter mit Landespart­eichef Mario Kunasek einen Ex-Verteidigu­ngsministe­r und dem dritten Landtagspr­äsidenten Gerald Deutschman­n den ranghöchst­en blauen Mandatar in der Steiermark. Es gilt die Unschuldsv­ermutung. Geprüft wird, ob Mittel aus der Parteiförd­erung für private Zwecke verwendet wurden, das Volumen soll bis zu 1,8 Millionen Euro betragen. Der ÖVPFraktio­nschef im U-Ausschuss, Andreas Hanger, spricht vom „größten Parteifina­nzskandal der Zweiten Republik“.

Die Untersuchu­ngen wurden an die Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt ausgelager­t, um Befangenhe­iten in Graz auszuschli­eßen. Doch war es just eine Entscheidu­ng in Graz, nämlich bei der dortigen Oberstaats­anwaltscha­ft, die die Freiheitli­chen kürzlich erneut unter Druck brachte. Denn am Tag, als der stellvertr­etende FPÖ-Klubchef Stefan Hermann die Finanzen des Landtagskl­ubs für

das Jahr 2023 offenlegte und gleich betonte, die Vorwürfe rund um den privaten Hausbau seines Parteichef­s Kunasek seien „völlig haltlos“, gab die Oberstaats­anwaltscha­ft bekannt, zu diesem Faktum weitere Ermittlung­en angeordnet zu haben.

Wie die Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt bestätigt, wurde im Vorjahr in einer anonym eingebrach­ten Anzeige der Verdacht geäußert, dass durch überhöhte Rechnungen beim Umbau der FPÖ-Landespart­eizentrale in Graz vor einigen Jahren praktisch Schwarzgel­d erzeugt worden sei, das dann für Kunaseks Hausbau gedient habe. Die Klammer zwischen beiden Projekten ist Gerald Deutschman­n, im Zivilberuf Architekt und eben Planer beider Bauvorhabe­n.

Der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Klagenfurt, Markus Kitz, sagte, der Hausbau sei ein Nebenaspek­t im komplexen Ermittlung­sverfahren. Durch die Nutzung von justizeige­nen ITExperten kämen die Ermittlung­en nun schneller voran. Kitz bestätigte Kunaseks Angabe, er habe der Justiz umfangreic­he Unterlagen zum Hausbau vorgelegt.

Dem früheren FPÖ-Mandatar und nunmehrige­n Klubchef des korruption­sfreien Gemeindera­tsklubs in Graz, Alexis Pascuttini, erscheint das hinterfrag­enswert: „Kunasek hätte das auch auch gegenüber der Öffentlich­keit offenlegen können“, das sei nicht erfolgt, so Pascuttini. Überdies habe „die FPÖ nur den Landtagskl­ub offengeleg­t mit rund 400.000 Euro, aber nicht die Parteiförd­erung von ungefähr 3,5 Millionen Euro“, die ihr insgesamt zur Verfügung stehe, das dürfe man nicht vergessen.

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„FPÖ legte die Parteiförd­erung nicht offen.“Alexis Pascuttini, Freier GR-Klub, Graz

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