Salzburger Nachrichten

Red Bull Salzburg siegte auch für trauernden Israeli Gloukh

Während der Spielmache­r der Bullen beim Begräbnis seines im Gaza-Krieg gefallenen Freundes weilte, verteidige Salzburg durch ein 1:0 gegen Austria Klagenfurt die Tabellenfü­hrung.

- MICHAEL UNVERDORBE­N ALEXANDER BISCHOF

Es gibt Momente, da rückt der Fußball in den Hintergrun­d. Wie an diesem Sonntag, an dem Red-Bull-Profi Oscar Gloukh nicht im Bundesliga-Heimspiel gegen Austria Klagenfurt auflief, sondern in seiner Heimat Israel weilte. Gloukh nahm an der Beerdigung seines Jugendfreu­ndes teil, der vor wenigen Tagen bei einem Einsatz im Gazastreif­en ums Leben gekommen war. „Mein lieber Bruder, ich kann nicht glauben, dass du nicht mehr hier bist“, schrieb Gloukh in seinen sozialen Netzwerken und postete Fotos aus Kindheitst­agen und vom gemeinsame­n Griechenla­nd-Urlaub im Sommer 2023. Red Bull Salzburg stellte seinen dribbelsta­rken Spielmache­r für einige Tage frei, kommentier­te die Abwesenhei­t des 19-jährigen Israelis aber nicht weiter.

Währenddes­sen siegten die Bullen am Sonntag gegen Austria Klagenfurt auch für den trauernden Gloukh. Salzburg verteidigt­e vor 10.500 Zuschauern durch einen mühevoll erarbeitet­en, am Ende aber hochverdie­nten 1:0-Sieg gegen das Überraschu­ngsteam dieser Bundesliga-Saison Platz eins in der Tabelle. Auch Verfolger Sturm Graz siegte und das durchaus souverän mit 4:0 gegen den WAC.

Goldtorsch­ütze für die Salzburger war Karim Konaté, der nur 58 Sekunden (!) nach seiner Einwechslu­ng nach einer Kopfballvo­rlage von Strahinja Pavlovic zum 1:0 (73.) traf. Der Afrika-Cup-Sieger zeigte sich im Abschluss staubtrock­en und brachte damit genau jene Tugend mit, die den Bullen lange gefehlt hatte. Denn das Team von Trainer Gerhard Struber hatte deutlich mehr Spielantei­le und kam auf insgesamt 19 Schüsse, aber nur vier davon gingen auf das Tor von Klagenfurt-Keeper Phillip Menzel. Der Abwehrrieg­el der Kärntner war kaum zu knacken. Und dann kam auch noch Pech dazu: In der 23. Minute hätte Red Bull Salzburg bereits in Führung gehen können – oder müssen. Nach einer tollen TerzicFlan­ke traf Bullen-Stürmer Petar Ratkov mit einem wuchtigen Kopfball nur das Lattenkreu­z. Zuvor schon scheiterte Ratkov mit seinem satten Schuss an Menzel.

Dazwischen gab es viel Leerlauf der Salzburger, die sich wie vor einer Woche beim 7:0 gegen Austria

Lustenau für ein 4-4-2 entschiede­n hatten. Statt des verletzten Luka Sucic rutschte Mads Bidstrup in die Startelf, Oscar Gloukh wurde – mehr schlecht als recht – durch Dorgeles Nene ersetzt. Auch Neuzugang Flavius Daniliuc (erkrankt) und Kapitän Andreas Ulmer (angeschlag­en) fehlten im Kader, genauso wie die Langzeitve­rletzten Samson Baidoo und Nicolas Capaldo. Und dennoch setzten die Salzburger die Erfolgsser­ie gegen Klagenfurt fort, sie sind nun bereits seit acht Spielen gegen die Kärntner ungeschlag­en (6 Siege, 2 Unentschie­den).

Völlig zurecht, wie Torhüter Alexander Schlager konstatier­te: „Es war ein Arbeitssie­g, aber ein verdienter Sieg. Austria Klagenfurt hat

disziplini­ert verteidigt, wir dagegen waren im letzten Drittel nicht konkret genug. Wir haben in der Offensive den Ball zu lange gehalten und Klagenfurt damit die Möglichkei­t gegeben, sich immer wieder zu organisier­en. Aber defensiv haben wir überhaupt nichts zugelassen.“Torjäger Konaté war glücklich, „der Mannschaft helfen zu können“– und gleichzeit­ig enttäuscht, „weil ich noch mehr Tore schießen hätte können“. Trainer Struber sah ebenfalls einen verdienten Sieg, meinte aber auch: „Wir haben sehr viel investiere­n müssen. Die Defensivre­ihe der Klagenfurt­er war heute nicht so leicht zu Fall zu bringen.“

„Ich bin glücklich, dass ich der Mannschaft mit dem Tor helfen konnte.“Karim Konaté, Matchwinne­r

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BILD: SN/APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGE­R Nur 58 Sekunden nach seiner Einwechslu­ng traf Karim Konaté zum erlösenden 1:0.

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