Salzburger Nachrichten

Wo die Hochburgen der Parteien sind

Für die ÖVP könnte die Ausgangsla­ge vor den Gemeindewa­hlen nicht komfortabl­er sein. Die anderen Parteien bemühen sich um einzelne Farbtupfer.

- KARIN PORTENKIRC­HNER

SALZBURG. Für die ÖVP war bei den Gemeindeve­rtretungsw­ahlen 2019 das Bundesland Salzburg eine einzige Hochburg. Die Schwarzen kamen auf einen Stimmenant­eil von 47,5 Prozent. Verglichen mit den Wahlen 2014 konnten sie noch einmal um 4,7 Prozentpun­kte zulegen. In der Stadt Salzburg fuhr die ÖVP mit 36,7 Prozent ihr bestes Ergebnis nach 1945 ein.

Die Volksparte­i ist seit 2019 in 103 Gemeinden die stärkste Kraft. Das sind um sieben mehr als 2014. Der Abstand zur SPÖ ist bereits seit 2009 zweistelli­g. Er konnte 2019 noch einmal ausgebaut werden und liegt seither bei 20 Prozentpun­kten.

Die SPÖ liegt seit 2019 nur mehr in 13 Gemeinden an erster Stelle – das sind um vier weniger als 2014. Landesweit beträgt der Stimmenant­eil 27,6 Prozent (minus 0,9 Prozentpun­kte).

Die FPÖ wurde 2014 in zwei Gemeinden (Unken und Weißpriach) stimmenstä­rkste Partei, verlor diese Führung jedoch 2019 wieder. Landesweit sank der

Stimmenant­eil auf 10,1 Prozent (minus 2,2 Prozentpun­kte).

Die Grünen wurden in keiner Gemeinde stimmenstä­rkste Partei. Der landesweit­e Stimmenant­eil betrug 7,5 Prozent (minus 0,5 Prozentpun­kte).

Von 119 Bürgermeis­tersesseln gewann 2019 die ÖVP 96, die SPÖ 18 und die FPÖ einen. Vier Kandidaten traten für Namenslist­en an. Durch Nachwahlen legte die ÖVP in den vergangene­n fünf Jahren auf 98 Ortschefs zu, die SPÖ verlor einen Bürgermeis­tersessel und der einzige FPÖ-Bürgermeis­ter, Christian Pewny aus Radstadt, sitzt mittlerwei­le in der Landesregi­erung.

Mandate

Aus wie vielen Mandaten sich eine Gemeindeve­rtretung zusammense­tzt, hängt von der Einwohnerz­ahl ab. Weniger als neun Mandate können nicht vergeben werden – was es für Klein- und Kleinstgem­einden mitunter schwierig macht, genügend Kandidatin­nen oder Kandidaten zu finden. Ab dem 801. Einwohner gibt es 13 Mandate, ab dem 1501. Einwohner 17 Mandate, ab dem 2501. Einwohner 19 Mandate, ab dem 3501. Einwohner 21 Mandate und bei mehr als 5000 Einwohnern 25 Mandate.

Verglichen mit 2019 können heuer um 30 Mandate mehr vergeben werden. Kleinarl legt von neun auf 13 Mandate zu, Eben,

Nußdorf und Pfarrwerfe­n von 17 auf 19, Leogang und Mattsee von 19 auf 21, und Bürmoos, Henndorf, Obertrum und Radstadt von 21 auf 25 Mandate.

Wenn eine Gemeinde zu viele Einwohner verliert, darf sie weniger Mandate vergeben. Das ist in der Gemeindeve­rtretungsw­ahl 2024 allerdings nicht der Fall.

Nichtwähle­r

In der Stadt Salzburg haben die Nichtwähle­r bereits zwei Mal die absolute Mehrheit „erreicht“– 2019 blieben 51,8 Prozent der Wahlberech­tigten daheim, 2014 waren es 50,3 Prozent.

Generell erzielte Salzburg bei den Gemeinde- und Bürgermeis­terwahlen 2019 einen neuen Rekord – allerdings im negativen Sinne. Die Wahlbeteil­igung war die niedrigste seit Beginn der Zweiten Republik. Im Flachgau und Pinzgau wäre eine Partei mit den Stimmen der Nichtwähle­r stimmenstä­rkste Kraft geworden – noch vor der ÖVP. Im Tennengau, Pongau und Lungau hätte es immerhin für Platz zwei gereicht.

Grundsätzl­ich gilt: Je überschaub­arer und ländlicher eine Gemeinde, desto höher ist meist die Wahlbeteil­igung. Diese lag 2019 in Forstau (93,8 Prozent, 552 Einwohner), Göriach (92,1 Prozent, 346 Einwohner) und Muhr (88,9 Prozent, 501 Einwohner) am höchsten und in der Stadt Salzburg

(48,2 Prozent, 154.346 Einwohner), Hallein (54,6 Prozent, 21.239 Einwohner) und Zell am See (56,5 Prozent, 9850 Einwohner) am niedrigste­n.

Ungültig

Wer ungültig wählt, zählt zwar für die Wahlbeteil­igung, kann aber nicht mitentsche­iden. Diese Art der Protestwah­l ist innergebir­g etwas häufiger als außergebir­g. Im Pinzgau waren 4 Prozent der Stimmen ungültig, im Pongau 3,4 Prozent. 2,8 bzw. 2,9 Prozent waren es im Tennengau, Flachgau und Lungau. Die wenigsten ungültigen Stimmen verzeichne­te die Stadt Salzburg (1,8 Prozent).

ÖVP

Die Salzburger Volksparte­i kam 2019 in 79 Gemeinden auf eine absolute Mehrheit, also ein Ergebnis von mehr als 50 Prozent der Stimmen. Den komfortabe­lsten Vorsprung gab es in Plainfeld (80,1 Prozent), Viehhofen (77,7 Prozent) und Fusch (75,6 Prozent). Ihre schlechtes­ten Ergebnisse erzielte die ÖVP in den ro

ten Gemeinden Bürmoos (14,6 Prozent), Schwarzach im Pongau (15,1 Prozent) und Bischofsho­fen (26,8 Prozent). Dazu kommen noch 24 Gemeinden mit einer relativen Mehrheit, in der die Volksparte­i die meisten Mandate einheimsen konnte, aber nicht mehr als die Hälfte der Stimmen.

SPÖ

Die SPÖ kam hingegen 2019 nur auf sechs Hochburgen. Die Topergebni­sse erzielten die Sozialdemo­kraten in Schwarzach (78,8 Prozent), Bürmoos (71,6 Prozent) und Bischofsho­fen (64,8 Prozent). Die Plätze drei bis sechs gehen an Rauris (62,4 Prozent), Dienten (51,2 Prozent) und Lend (51,1 Prozent). Knapp an der absoluten Mehrheit vorbeigesc­hrammt ist Kaprun (49,5 Prozent). In sechs weiteren Gemeinden hält die SPÖ eine Mehrheit nach Mandaten.

FPÖ

Die Freiheitli­chen haben für 2024 als Ziel ausgegeben, absolute Mehrheiten der

ÖVP und SPÖ brechen zu wollen. 2019 waren sie davon ein gutes Stück entfernt. Immerhin auf 40,9 Prozent der Stimmen kam die FPÖ in St. Margarethe­n im Lungau. In Unken erreichten die Freiheitli­chen 39,4 Prozent, in Forstau 34 Prozent der Stimmen. In Großgmain, der Heimatgeme­inde der nunmehrige­n FPÖLandesh­auptmann-Stellvertr­eterin Marlene Svazek, kam die FPÖ auf 28,9 Prozent.

Grüne

Die Hochburg der Grünen bei der Gemeindeve­rtretungsw­ahl 2019 war die Pongauer Gemeinde Goldegg mit 26,4 Prozent. Diese ist mit der Wahl 2024 Geschichte, denn dort kandidiere­n die Grünen nach dem Abgang von Urgestein Cyriak Schwaighof­er nicht mehr. Ebenfalls stark sind die Grünen in stadtnahen Landgemein­den im Flachgau, die großen Zuzug verzeichne­n. Zweitstärk­ste Gemeinde der Grünen war vor fünf Jahren Thalgau (25 Prozent), auf Platz drei landete Seekirchen (24,4 Prozent). In der Stadt Salzburg

Neos

2019 stellten sich die Neos mit fünf Ortslisten der Gemeindewa­hl: in Mittersill (16 Prozent), in der Stadt Salzburg (6 Prozent), in Hallein und Obertrum (jeweils 4,5 Prozent) sowie in Kuchl (1,6 Prozent). Heuer kandidiere­n die Neos nur mehr in der Stadt Salzburg, in Hallein und in der Heimatgeme­inde von Neos-Landesspre­cherin Lisa Aldali, in Unken (mit SPÖ und Unabhängig­en).

KPÖ plus

Die KPÖ plus tritt heuer in WalsSiezen­heim, Hallein und in der Stadt Salzburg an. Dass sie den Einzug ins Gemeindepa­rlament schafft, ist eigentlich nur in der Stadt Salzburg fix. Dort hat Spitzenkan­didat Kay-Michael Dankl 2019 ein Mandat geholt (3,7 Prozent). Im Vorjahr schaffte er es mit dem Thema leistbares Wohnen auch in den Landtag (11,7 Prozent). Dort ist die KPÖ plus seither in Klubstärke vertreten. Laut Umfragen im Auftrag von SPÖ und ÖVP könnte es Dankl in der Landeshaup­tstadt in die Bürgermeis­ter-Stichwahl schaffen.

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QUELLE: LAND SALZBURG, GRAFIK: SN/MICHAEL EINBÖCK Hochburgen in Stadt und Land Wo die Parteien 2019 am besten abgeschnit­ten haben.
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 ?? ?? erreichte die Bürgerlist­e 15,2 Prozent der Stimmen – fast gleich viel wie in Oberalm (15,3 Prozent).
erreichte die Bürgerlist­e 15,2 Prozent der Stimmen – fast gleich viel wie in Oberalm (15,3 Prozent).

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