Salzburger Nachrichten

Schafft Salzburg die Klimaziele noch?

In sechs Jahren sollen sich in Salzburg 25 Windräder drehen. Aber die UVP-Verfahren haben noch nicht einmal begonnen. Die EU fordert mehr Tempo.

- THOMAS HÖDLMOSER

SALZBURG. Geht sich das noch aus mit den Klimaziele­n in Salzburg?

Es wird jedenfalls eng, zumindest was die Windkraft betrifft. Denn die Landesregi­erung hat im Masterplan Klima + Energie ein ambitionie­rtes Ziel festgelegt: Bis 2030 sollen in Salzburg 250 Gigawattst­unden Strom aus Windkraft gewonnen werden. Das wären ungefähr 25 Windräder.

Es bleiben also noch sechs Jahre Zeit – und die Verfahren ziehen sich hin. Er gehe nicht davon aus, dass Salzburg seine Ziele bis zum Jahr 2030 noch erreichen könne, sagt Markus Winter von der Windkraft Simonsfeld AG (NÖ), einem der größten privaten Windstromu­nternehmen in Österreich, das auch an Projekten in Salzburg interessie­rt ist. Ein Genehmigun­gsverfahre­n dauere im

Schnitt sieben Jahre, sagt Winter, jedoch nur, „wenn alles gut läuft“(siehe Interview rechts).

Immerhin soll demnächst beim Projekt auf dem Windsfeld in Flachau, hoch über dem Nordportal des Tauerntunn­els, die Umweltvert­räglichkei­tsprüfung (UVP) starten. 13 Windräder sind dort geplant. „Im April wollen wir die Umweltvert­räglichkei­tserklärun­g (UVE) und den Antrag zur UVP einreichen“, sagt Marcus Scherer, Geschäftsf­ührer der Windsfeld GmbH. Die Zusammenar­beit mit den Behörden laufe sehr gut. Wie lang das Verfahren dauern werde, lasse sich momentan freilich nicht sagen. „Das hängt davon ab, ob Einsprüche kommen.“Nach Vorliegen aller Bewilligun­gen müsse man dann noch mit zwei bis drei Jahren Bauzeit rechnen. Er sei trotz alledem „zweckoptim­istisch“, sagt Scherer. „Es ist denkbar, bis 2030 die erste Kilowattst­unde einzuspeis­en.“

Zugleich laufen die politische­n Bemühungen, die Verfahren zu beschleuni­gen – und das auf zwei Ebenen: Erstens ist im Land, wie berichtet, eine Novelle des Naturschut­zgesetzes in Arbeit. Zweitens drückt nun auch die EU aufs Tempo – mit der RED-IIIRichtli­nie (Renewable Energy Directive). Diese verpflicht­et die Mitgliedss­taaten, die langwierig­en Genehmigun­gsverfahre­n bei Erneuerbar­e-Energie-Projekten deutlich zu verkürzen. Ziel ist eine Genehmigun­gsdauer von maximal zwölf Monaten in sogenannte­n Beschleuni­gungsgebie­ten.

Was heißt das nun für die Salzburger Windkraftp­rojekte? Im

Büro der für Naturschut­z zuständige­n LH-Stv. Marlene Svazek (FPÖ) sagte Pressespre­cher Dom Kamper auf SN-Anfrage: „Es gibt von uns dazu eine Auskunft, wenn wir es für richtig erachten.“Nur so viel: Es gebe mehrere „Stakeholde­r“, deren Interessen gewahrt werden müssten. Und: „Gut Ding braucht Weile.“

Von Energielan­desrat Josef Schwaiger (ÖVP) gab es dagegen eine klare Auskunft: Was die neue EU-Richtlinie betreffe, gebe es noch Abstimmung­en mit dem

Bund. „Das ist national umzusetzen.“Es müsse auch noch geklärt werden, ob die von der EU gewünschte­n „Beschleuni­gungsgebie­te“gleichzuse­tzen seien mit den Salzburger „Vorrangzon­en“für die Windenergi­e. Insgesamt zeigt sich Schwaiger in puncto Windkraft optimistis­ch: „Beim Windsfeld schaut es gut aus.“Mit diesem Projekt allein hätte man schon die Hälfte der für 2030 geplanten Anlagen verwirklic­ht. „Mir ist wichtig, dass das Windsfeld tatsächlic­h umgesetzt wird. Es ist für mich wesentlich, dass man einmal ein Projekt hat – noch dazu in einer nicht so einsehbare­n Lage. Und wir wissen aus Umfragen, dass drei Viertel der Bevölkerun­g für die Windkraft sind.“

Die Grünen fordern indes mehr Einsatz für die Energiewen­de. „Die Landesregi­erung muss vom zaghaften Bekenntnis zur Windkraft ins Tun kommen“, sagt Klubobfrau Martina Berthold. Vor allem müsse das Land bei den Sachverstä­ndigen aufstocken, damit die Verfahren schneller bearbeitet werden könnten. Wichtig sei, dass schnellere Verfahren nicht zulasten der Natur gingen: „Klima- und Naturschut­z dürfen nicht gegeneinan­der ausgespiel­t werden.“

„Es hängt davon ab, wie viele Einsprüche kommen.“Marcus Scherer, GF Windsfeld GmbH

 ?? BILDER: SN/CHRIS HOFER; SALZBURG AG ?? In Munderfing, nahe der Landesgren­ze zu Salzburg, liefern Windräder seit zehn Jahren Strom. Salzburg hat noch Nachholbed­arf.
BILDER: SN/CHRIS HOFER; SALZBURG AG In Munderfing, nahe der Landesgren­ze zu Salzburg, liefern Windräder seit zehn Jahren Strom. Salzburg hat noch Nachholbed­arf.
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