Ein Salzburger Skiclub vereint Talente aus aller Welt
Warum Kinder aus neun Nationen vom Phoenix Ski Racing Club begeistert sind und auch Österreichs größtes Talent, „Mini-Hirscher“Luca Stocker aus Kärnten, mit dabei ist.
SALZBURG. Der Höhepunkt der Skiwoche fand schon an der Talstation statt: „Wir haben den Lucas Braathen getroffen und Selfies mit ihm gemacht“, berichtet Luca Stocker mit strahlenden Augen. Der norwegische Ex-Slalomstar ist sein großes Vorbild.
Dabei ist Luca selbst schon ein Star. Mit schneidigen Schwüngen wurde er als Sechsjähriger zum YouTube-Star. Mittlerweile ist der „neue Marcel Hirscher“aus Kärnten 13 Jahre alt, gehört dem Landeskader an und holt sich den Extraschliff bei einem außergewöhnlichen Skiclub mit Sitz in der Stadt Salzburg.
An Lucas Helm prangt das Logo des Phoenix Ski Racing Club. „Ich lerne immer wieder neue Freunde aus verschiedenen Ländern kennen“, erklärt er, warum er zusätzlich zu Kadertrainings gern bei Phoenix ist. Kinder aus neun Nationen sind mit von der Partie, von der Türkei bis zu den
Niederlanden, von den USA bis Polen.
Die bunte Ländervielfalt hat sich dabei eher zufällig ergeben. Der Club war eine Idee von Alvina Tasdemir aus Moldau, ihres türkischen Gatten Tunç, der selbst Rennläufer und Coach war, und des in Flachau lebenden
Trainers Bostjan Cerkovnik. Alvina übersiedelte vor acht Jahren nach Salzburg, um Know-how für das Familienbusiness (Skischule und Skiverleih in der Türkei) zu nutzen. Ihre Kinder Yaman (12) und Elif (10) wurden von „Bosti“trainiert, der wiederum als Magnet für weitere Talente wirkte. Alvina Tasdemir schildert: „Durch Gespräche bei den Rennen hat es sich so entwickelt, dass wir immer internationaler geworden sind.“Von Oktober bis April treffen sich die PhoenixMitglieder
immer wieder zu gemeinsamen Trainingstagen. Ein Highlight ist stets das herbstliche Gletschertraining mit Halloweenparty.
Mit Lucas Vater Roland stieß ein weiterer versierter Trainer zum Club. Dessen Gattin Christine schätzt besonders die Atmosphäre: „Der Spaß ist das Wichtigste. Die Kinder können da so viel mitnehmen. Egal, wie sich die Skikarriere entwickelt, diese Erfahrungen und Freundschaften bleiben.“
Geredet wird auf Deutsch oder Englisch. Yaman und Elif können auch mit Türkisch oder Russisch aushelfen. Zum „Sprachunterricht“meint Luca verschmitzt: „Die anderen lernen dafür bei mir etwas beim Skifahren.“Daniel aus den Niederlanden, Adrian aus Rumänien, Igor aus Polen oder Annika und Alice aus Flachau profitieren davon bei ihren Rennen. Yaman hat schon einen klaren Plan für seine Karriere: „Ich möchte der erste türkische
Rennfahrer in den Top 30 einer Weltmeisterschaft sein“, erklärt er sein Ziel. Seine Schwester ist auf ihren Gesamtsieg beim Bezirkscup Salzburg-Stadt besonders stolz. An ihrem Club findet Elif „alles toll. Nur ein bisschen mehr Mädchen könnten dabei sein.“
Neue seien beim Phoenix Ski Racing Club sehr willkommen, betont Mama Alvina. Sie ortet nachlassende Begeisterung für den Nationalsport im Land: „Derzeit sind schon sehr wenige Kinder bei den Rennen.“Mit ihrem Club möchte sie dazu beitragen, das zu ändern, und das ganz ohne Leistungsdruck: „Uns verbindet über alle Grenzen hinweg die Liebe zum Skifahren.“
Der Spaß steht im Vordergrund