Das Ende vom Hosenabschluss
Heute geht es hier um den Abschluss. Der Abschluss zerfällt in mehrere Kategorien. Es gibt den Schulabschluss, den Rechnungsabschluss, den Torabschluss und den Hosenabschluss. Nein, falsch: Den Hosenabschluss gibt es seit Monatsbeginn nicht mehr.
Warum? Nun, da muss man jetzt etwas ausholen. Also, es ist so: Wenn man bisher zum Bundesheer einrückte, bekam man dort alles ausgehändigt, was man zum Soldatensein brauchte, nur eines nicht – die Gummiringerl. Jeder Soldat, vom Rekruten bis zum General, brauchte zwei Gummiringerl, die von daheim mitzubringen waren. Tarnfarbe mussten sie aber keine aufweisen.
Wozu brauchte man die Gummiringerl? Nun, eben für den Hosenabschluss. Bei unseren Soldaten war es ja bisher so, dass die Hose nicht – wie beim Zivilisten – schlapp über den Schuh herunterhängen durfte, sondern dass es so aussehen musste, als wären die Hose stramm in die knöchelhohen Einsatzstiefel gestopft.
Weil es aber a) unbequem ist und b) das Hosenbein zerknittert, wenn man es in den Stiefelschaft zwängt, kam das Gummiringerl zum Zug: Man streifte es ungefähr in halber Wadenhöhe über den Soldatenunterschenkel, schlug dann das Hosenbein nach innen um und steckte es unters Gummiringerl. Fertig.
Am Ende dieser beim Bundesheer allmorgendlich tausendfach durchgeführten Prozedur standen Hosenbeine, die sich leicht ballonartig über den oberen Stiefelrand wölbten und so aussahen, als hätte man sie in die Stiefel gestopft, es aber eben nicht waren. – Und das ganze hieß Hosenabschluss.
Mit dieser besonderen Form des Tarnen und Täuschens ist es beim Bundesheer nun jedoch vorbei. Per Anordnung des Generalstabs (also von ganz oben) wurde der untere Hosenabschluss in der Landesverteidigung per 1. März abgeschafft. Die Hosen werden beim Bundesheer nun nach unten offen getragen, was laut Experten ein wesentliches Zeichen der Öffnung ist.
Die neue Offenheit der Soldatenhose ist aber eine bloß vorbehaltliche. Denn die Anordnung des Generalstabs besagt ausdrücklich, dass „Kommandanten anlassbezogen und situationsbedingt den Hosenabschluss in der bisherigen Form wieder anordnen können“. – Die Anwendung der Hosenbeintragevorschrift (Hbtv) ist also situationselastisch, wie man beim Bundesheer sagt. Was insofern gut passt, als die Gummiringerl ja auch elastisch sind.
Damit genug vom Hosen- und noch kurz zum eingangs erwähnten Torabschluss. Er stammt aus der Fußballsprache und ist im ersten Moment semantisch ein wenig irreführend. Er besagt nämlich nicht, dass der Tormann sein Tor gekonnt gegen jeglichen Torschuss abschließt (was bei den gegnerischen Stürmern garantiert eine Torschlusspanik
auslösen würde), sondern ganz im Gegenteil: Der Torabschluss ist das, was dem Stürmer nach erfolgtem Sturmlauf gegen das gegnerische Tor gelingt, nämlich ein erfolgreicher Torschuss. Das ist der Torabschluss.
Der Stürmer, der es permanent auf einen solchen Torabschluss abgesehen hat, trägt der größeren Beweglichkeit halber übrigens niemals einen Hosenabschluss. Was wiederum eines der Dinge ist, die den Stürmer mit dem Wahlkämpfer verbinden. Es ist – oder war es zumindest bisher – total unüblich, zum Wahlkampfabschluss in Stiefeln zu erscheinen. Womit sich die Frage des Hosenabschlusses gar nicht stellte. Ein Wahlkämpfer, der den wirklichen Zug zum Tor hat, nimmt Stimmen, woher er sie bekommt, ist also nach allen Seiten offen. Auch nach unten.
Zusammengefasst: Kein Hosenabschluss beim Bundesheer, kein Hosenabschluss beim Wahlkampfabschluss. Und das ist jetzt der Textabschluss.