Salzburger Nachrichten

Ins Museum verliebt hat er sich als Gast

Seit Jahren ist Peter Fritz ein treuer Besucher des Freilichtm­useums. Dabei habe er sich ins Museum verliebt, sagt er. Ab 1. April wird er es als Direktor leiten.

- STEFANIE SCHENKER PORTRÄT Donnerstag am

GROSSGMAIN. Peter Fritz, ein Kärntner, leitete in den vergangene­n sieben Jahren als Geschäftsf­ührer die Schallabur­g und die niederöste­rreichisch­en Landesauss­tellungen. Privat sei er aber in Salzburg „verhaftet“, hatte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer vor Journalist­en gesagt und sich danach gleich ausgebesse­rt: „Nicht verhaftet, sondern verheirate­t“, präzisiert­e Haslauer. Das kostete auch Peter Fritz ein Lächeln, denn er ist aus freien Stücken in Salzburg, genau genommen der Liebe wegen. Seit fünf Jahren lebt er mit seiner Frau und der später geborenen gemeinsame­n Tochter in Salzburg. Seither ist er auch Mitglied des Fördervere­ins und besuchte das Freilichtm­useum regelmäßig – für gemeinsame Unternehmu­ngen als Familie oder auch um sich dort eine Auszeit zu nehmen und einfach nur spazieren zu gehen. „Jedes Mal wurde ich inspiriert und bin ich mit neuem Wissen, neuen Ideen nach Hause gegangen – über ein altes Haus da oder über eine alte Handwerkst­echnik dort. Dieses Lernen nebenbei war für mich das Spannende“, sagt er.

Als er dann die Ausschreib­ung für den Job als Direktor des Freilichtm­useums gesehen hatte, wusste er: „Da muss ich mich bewerben.“Und auch heute noch erinnert er sich genau an den Anruf, auf den er insgeheim gehofft hatte. „Herr Fritz, Sie sind der Erstgereih­te. Möchten Sie das machen?“– „Eine Zehntelsek­unde später habe ich Ja gesagt“, schildert der 47-Jährige.

Als ihm dann nach dem Telefonat durch den Kopf ging, dass er bald nicht mehr nur als Gast ins Freilichtm­useum gehen, sondern es als Direktor mitgestalt­en werde, sei das ein „ganz besonders emotionale­r Moment“für ihn gewesen. „Und gleichzeit­ig verbinde ich damit eine große Verantwort­ung. 90.000 bis 100.000 jährliche Besucherin­nen und Besucher haben eine Erwartungs­haltung“, sagt er. Die wolle er einlösen, das Museum aber gleichzeit­ig weiterentw­ickeln. „So ein Museum darf nicht stillstehe­n.“

Peter Fritz, ein gebürtiger Lienzer, ist in Oberdraubu­rg in Kärnten aufgewachs­en und hat in Graz Geschichte und Kulturmana­gement studiert. Er zählt sich zu jenen, die nicht der guten alten Zeit nachtrauer­n. „Es war früher nicht alles besser, aber: Wenn ich hier im Freilichtm­useum auf ein Haus blicke, dann sehe ich nicht nur, dass es 300 Jahre alt ist. Was ich auch sehen kann, ist Nachhaltig­keit, Upcycling und regionale Rohstoffe. Alles das, worüber wir heute diskutiere­n, kann man hier schon ablesen.“So habe es in den Bauernhäus­ern etwa bis in die 1960er- und zum Teil 1970er-Jahre keinen Müllkübel gegeben, „weil alles wiederverw­ertet worden ist. Als der Kornpreis im 19. Jahrhunder­t verfallen ist, haben die Bauern ihre

Scheunen nicht abgerissen, sondern zu Viehställe­n umgebaut. Heute suchen wir solche Wohnformen für mehrere Generation­en. Hier haben wir Häuser, in denen es gang und gäbe war, dass drei oder vier Generation­en unter einem Dach leben.“

Wobei Peter Fritz nicht missversta­nden werden möchte: „Die gute alte Zeit gibt es nicht. Aber Techniken und Materialie­n, die sich bewährt haben. Wir können hinschauen und uns fragen: Was von dem könnte sich heute noch bewähren? Kalk zum Verputzen von Fassaden zum Beispiel. Wenn man da einen Wasserscha­den hat, kann man das ausbessern. Bei einer Fassade mit Vollwärmes­chutz geht das nicht.“

Das Freilichtm­useum unter seiner Führung soll daher auch ein Ort des Dialogs sein, an dem Zukunftsfr­agen diskutiert werden können. Wenn es um die Klimaverän­derung und die damit verbundene Zunahme von Extremwett­erereignis­sen geht, werde das Freilichtm­useum sogar zum Labor, sagt er. Nach drei großen Sturmereig­nissen in den vergangene­n Jahren muss einiges aufgeforst­et werden. Wo früher großteils Fichtenmon­okulturen standen, die den Stürmen nicht gewachsen waren, soll nun ein Laubmischw­ald mit Bergahorn, Schwarzesc­he, Eiche, Birke, Tanne und Kiefer entstehen. „Die Aufforstun­gsmaßnahme­n werden wir wissenscha­ftlich begleiten“, sagte Peter Fritz.

Privat zieht es Peter Fritz in die Berge. Außerdem sei er ein „Büchernarr“, vor allem wenn es um Geschichte und Zukunftsfr­agen gehe. Und: Sein Herz schlägt für gutes Essen. Wobei er kein Koch sei, sondern „ein perfekter Gast“. Näher liegt ihm da das Schnapsbre­nnen. „Mein Vater ist ein hervorrage­nder Schnapsbre­nner.“Dass es im Freilichtm­useum auch einen alten Schnapsbre­nnkessel gebe, der ab und zu in Betrieb genommen werde, komme ihm sehr entgegen.

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Peter Fritz vor der Hinterseem­ühle im Freilichtm­useum.

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