Ins Museum verliebt hat er sich als Gast
Seit Jahren ist Peter Fritz ein treuer Besucher des Freilichtmuseums. Dabei habe er sich ins Museum verliebt, sagt er. Ab 1. April wird er es als Direktor leiten.
GROSSGMAIN. Peter Fritz, ein Kärntner, leitete in den vergangenen sieben Jahren als Geschäftsführer die Schallaburg und die niederösterreichischen Landesausstellungen. Privat sei er aber in Salzburg „verhaftet“, hatte Landeshauptmann Wilfried Haslauer vor Journalisten gesagt und sich danach gleich ausgebessert: „Nicht verhaftet, sondern verheiratet“, präzisierte Haslauer. Das kostete auch Peter Fritz ein Lächeln, denn er ist aus freien Stücken in Salzburg, genau genommen der Liebe wegen. Seit fünf Jahren lebt er mit seiner Frau und der später geborenen gemeinsamen Tochter in Salzburg. Seither ist er auch Mitglied des Fördervereins und besuchte das Freilichtmuseum regelmäßig – für gemeinsame Unternehmungen als Familie oder auch um sich dort eine Auszeit zu nehmen und einfach nur spazieren zu gehen. „Jedes Mal wurde ich inspiriert und bin ich mit neuem Wissen, neuen Ideen nach Hause gegangen – über ein altes Haus da oder über eine alte Handwerkstechnik dort. Dieses Lernen nebenbei war für mich das Spannende“, sagt er.
Als er dann die Ausschreibung für den Job als Direktor des Freilichtmuseums gesehen hatte, wusste er: „Da muss ich mich bewerben.“Und auch heute noch erinnert er sich genau an den Anruf, auf den er insgeheim gehofft hatte. „Herr Fritz, Sie sind der Erstgereihte. Möchten Sie das machen?“– „Eine Zehntelsekunde später habe ich Ja gesagt“, schildert der 47-Jährige.
Als ihm dann nach dem Telefonat durch den Kopf ging, dass er bald nicht mehr nur als Gast ins Freilichtmuseum gehen, sondern es als Direktor mitgestalten werde, sei das ein „ganz besonders emotionaler Moment“für ihn gewesen. „Und gleichzeitig verbinde ich damit eine große Verantwortung. 90.000 bis 100.000 jährliche Besucherinnen und Besucher haben eine Erwartungshaltung“, sagt er. Die wolle er einlösen, das Museum aber gleichzeitig weiterentwickeln. „So ein Museum darf nicht stillstehen.“
Peter Fritz, ein gebürtiger Lienzer, ist in Oberdrauburg in Kärnten aufgewachsen und hat in Graz Geschichte und Kulturmanagement studiert. Er zählt sich zu jenen, die nicht der guten alten Zeit nachtrauern. „Es war früher nicht alles besser, aber: Wenn ich hier im Freilichtmuseum auf ein Haus blicke, dann sehe ich nicht nur, dass es 300 Jahre alt ist. Was ich auch sehen kann, ist Nachhaltigkeit, Upcycling und regionale Rohstoffe. Alles das, worüber wir heute diskutieren, kann man hier schon ablesen.“So habe es in den Bauernhäusern etwa bis in die 1960er- und zum Teil 1970er-Jahre keinen Müllkübel gegeben, „weil alles wiederverwertet worden ist. Als der Kornpreis im 19. Jahrhundert verfallen ist, haben die Bauern ihre
Scheunen nicht abgerissen, sondern zu Viehställen umgebaut. Heute suchen wir solche Wohnformen für mehrere Generationen. Hier haben wir Häuser, in denen es gang und gäbe war, dass drei oder vier Generationen unter einem Dach leben.“
Wobei Peter Fritz nicht missverstanden werden möchte: „Die gute alte Zeit gibt es nicht. Aber Techniken und Materialien, die sich bewährt haben. Wir können hinschauen und uns fragen: Was von dem könnte sich heute noch bewähren? Kalk zum Verputzen von Fassaden zum Beispiel. Wenn man da einen Wasserschaden hat, kann man das ausbessern. Bei einer Fassade mit Vollwärmeschutz geht das nicht.“
Das Freilichtmuseum unter seiner Führung soll daher auch ein Ort des Dialogs sein, an dem Zukunftsfragen diskutiert werden können. Wenn es um die Klimaveränderung und die damit verbundene Zunahme von Extremwetterereignissen geht, werde das Freilichtmuseum sogar zum Labor, sagt er. Nach drei großen Sturmereignissen in den vergangenen Jahren muss einiges aufgeforstet werden. Wo früher großteils Fichtenmonokulturen standen, die den Stürmen nicht gewachsen waren, soll nun ein Laubmischwald mit Bergahorn, Schwarzesche, Eiche, Birke, Tanne und Kiefer entstehen. „Die Aufforstungsmaßnahmen werden wir wissenschaftlich begleiten“, sagte Peter Fritz.
Privat zieht es Peter Fritz in die Berge. Außerdem sei er ein „Büchernarr“, vor allem wenn es um Geschichte und Zukunftsfragen gehe. Und: Sein Herz schlägt für gutes Essen. Wobei er kein Koch sei, sondern „ein perfekter Gast“. Näher liegt ihm da das Schnapsbrennen. „Mein Vater ist ein hervorragender Schnapsbrenner.“Dass es im Freilichtmuseum auch einen alten Schnapsbrennkessel gebe, der ab und zu in Betrieb genommen werde, komme ihm sehr entgegen.