Camping, Glamping oder Bauernhof
Camping eröffnet heute unzählige Möglichkeiten. Ob traditionell, mondän oder minimalistisch: Der Urlaub führt zurück in die Natur.
Auf in die Natur mit Hauszelt, Spirituskocher und Feldgeschirr: An den Luxus von Solargeneratoren und aufblasbaren Betten war noch nicht zu denken. Vor ein paar Jahrzehnten war Camping eher etwas für Hartgesottene. So unterwegs zu sein bedeutete, auf den Komfort des Alltags zu verzichten und sich vorübergehend in einem einfacheren Leben einzurichten. An dieser Philosophie hat sich zwar nichts geändert, entbehren müssen Gäste auf Österreichs Campingplätzen heute jedoch kaum mehr etwas. Nicht nur die Campingausstattung lässt keine Wünsche mehr offen, mobile Urlauber genießen in den österreichischen Zelt- und Wohnwagenparks auch einen enorm hohen Standard. Wem das nicht genügt, der kann sich da und dort auch ein Quäntchen Luxus dazubuchen. Übernachtungen in mondänen Hauszelten, Lodges oder urigen Chalets mit
Küche und WLAN ziehen aktuell immer mehr Publikum auch außerhalb der (ehemals) eingeschworenen Outdoor-Gemeinde an. „Camping eröffnet heute unzählige Möglichkeiten“, bestätigt auch Tomas Mehlmauer, Präsident des Österreichischen Camping Club (ÖCC). „Das Spektrum reicht von einsamer Lagerfeuerromantik bis hin zum rollenden Hotelzimmer mit Putzservice.“In puncto Professionalität habe sich in den letzten Jahrzehnten in diesem Segment „richtig, richtig viel bewegt“, betont er. „Viele Anbieter setzen – wie auch die Hotellerie – verstärkt auf zielgruppenspezifische Angebote und ein entsprechendes Rahmenservice.“Familien, Best Ager, Hundefreunde, Berg- und Sportbegeisterte und viele andere: Für sie alle findet sich mittlerweile ein passgenaues Angebot. Zu den großen Trends der letzten Jahre zähle vor allem das „Glamping“, also das Glamourous Camping, berichtet Mehlmauer. Der Name
ist dabei gleichzeitig Programm: Lauschige Hütten oder opulente Zelte sind zwar im klassischen Campingstil gehalten, bieten jedoch jede Menge Annehmlichkeiten. Das „Zeltln mit Luxusfaktor“hat in den letzten Jahren vor allem Familien und Campingneulinge als Zielgruppen erschlossen. Wenn mit Hotelkomfort und Naturgenuss das Beste aus zwei Welten verschmilzt, werden eben auch die Skeptiker schwach. Kein Wunder also, dass die Branche seit mehreren Jahren boomt. Eindrucksvoll belegen das die steigenden Nächtigungszahlen: 8,3
Millionen Übernachtungen verbuchten die österreichischen Campingplätze im vergangenen Jahr – das entspricht einer Steigerung von rund sechs Prozentpunkten im Vergleich zu 2022. Auf Platz drei im Bundesländervergleich rangierte 2023 übrigens Salzburg mit 951.283 Nächtigungen. „Fakt ist“, sagt Mehlmauer, „dass die Begeisterung für den Campinglifestyle immer größer wird und die Vorzüge – vor allem die Flexibilität und das Freiheitsgefühl – zunehmend wertgeschätzt werden.“Das ist nicht abwegig. In einer Welt, die von digi
taler Vernetzung beherrscht ist, scheint es nur logisch, dass sich Menschen nach mehr Ausgleich in der Natur sehnen. So wächst unter den Campern auch die Zahl derer, die ganz bewusst auf die Annehmlichkeiten einer klassischen Campinginfrastruktur verzichten wollen. Eine von mehreren Plattformen, die sich dem „Keep it simple“-Gedanken verschrieben haben, ist das Grazer Unternehmen „Schau aufs Land“. 2020 gegründet, bietet Geschäftsführer Leonard Röser zusammen mit seinen zwei Partnern naturnahes Camping auf Biobauernhöfen
und Weingütern in Österreich und Slowenien an. Wer gegen einen Betrag (ab 39 Euro ist man dabei) Mitglied im „Schau aufs Land“-Netzwerk wird, kann auf einen digitalen Stellplatzführer zurückgreifen. Geboten werden über 1200 idyllische Stellflächen abseits konventioneller Anlagen. Der Clou: Eine Übernachtung ist zwar kostenlos, jedoch an eine Konsumation in den jeweiligen Betrieben gebunden. Ein Einkauf im Hofladen oder eine freiwillige Spende soll die Gastgeber für ihren Aufwand entschädigen.
Welches Ziel steckt hinter dieser ungewöhnlichen Idee? „Unsere Intention war und ist, es Menschen zu ermöglichen, legal auf schönen Naturplätzen zu campen“, erklärt Röser die Absicht des Netzwerks. „Übergeordnetes Ziel sind natürlich der Nachhaltigkeitsgedanke und die Absicht, einen Austausch zwischen Konsumenten und landwirtschaftlichen Erzeugern zu fördern.“Und wie funktioniert das Übernachten ohne die Infrastruktur eines Campingplatzes? „Die Leistungen der über 500 Partnerbetriebe sind natürlich unterschiedlich“, meint Röser. „Ein Großteil bietet Wasser und Strom an, über die Hälfte auch WCs. Grundsätzlich raten wir unseren Kunden aber dazu, mit autarken Wohnmobilen oder Campern zu reisen.“Nachfragen nach gehobenem Komfort seien bei den Anfragen ohnehin kaum zu verzeichnen, fügt er hinzu. „Unsere Kunden sehnen sich nach Einfachheit und Abgeschiedenheit.“Ein klassischer Aufenthalt von mehreren Tagen ist bei „Schau aufs Land“allerdings nicht möglich. Nach 24 Stunden müssen die Camper ihre Zelte wieder abbrechen und weiterziehen.