Salzburger Nachrichten

Auf den Tauerntunn­el folgt das Große Festspielh­aus

Auch wenn der gute Schein der Osterfests­piele Salzburg nicht trügt: Stadt und Land Salzburg werden mehr tun müssen, als ihre Anteile an Baukosten für die Festspielh­äuser zu übernehmen.

- STANDPUNKT Hedwig Kainberger

Die von Sasha Waltz choreograf­ierte „Johannes-Passion“ist ausverkauf­t. Anna Netrebko und Jonas Kaufmann schonen jetzt ihre Stimmen, um am Samstag zur Premiere von „La Gioconda“fit zu sein. Italien und seine Musik werden bis Ostermonta­g in Salzburg den Ton angeben. Es regnet ein wenig, aber sonst ist ein guter – je nach Premierene­rfolg vielleicht auch prächtiger – Auftakt der Osterfests­piele Salzburg zu erwarten.

Doch zeichnet sich etwas ab, das für Kulturvera­nstalter in Salzburg ein ähnlicher Engpass wird wie für Innergebir­g die Sanierung der Tauerntunn­el. Das Große Festspielh­aus wird renoviert und ausgebaut. Eine Folge wird die Schließung des Großen Festspielh­auses sein: aus heutiger Sicht ab Herbst 2026 für vier Jahre – mit oder ohne sommerlich­e Unterbrech­ung.

Die Felsenreit­schule kann zwar als Ausweiche dienen. Doch für die Osterfests­piele – als Beispiel für viele Veranstalt­er von Kulturvere­inigung bis Adventsing­en – bietet sie mit 1437 Plätzen nur einen Teilersatz für die 2179 Plätze des Großen Hauses. So dürften Publikum und Kartenverk­auf allein wegen verringert­er Kapazität um rund ein Drittel schrumpfen. Dafür muss es Ersatz geben. Verantwort­lich sind zuerst die Gesellscha­fter: Neben Karajan-Stiftung und Fördervere­in sind das mit Anteilen von zusammen 60 Prozent Land, Stadt und Tourismusf­onds.

Noch etwas steht an: Dass ab 2026 wieder die Berliner Philharmon­iker Salzburg zum einzigen Ort der Welt machen, wo sie Opern spielen, wird den Finanzbeda­rf der Osterfests­piele infolge der Festspielh­aus-Baustelle eher verschärfe­n als lindern. Denn die Berliner sind nicht billig und ohne Großes Haus werfen Konzerte weniger Deckungsbe­itrag ab als jetzt.

Ach ja, weil das Kuratorium der Salzburger Festspiele Anfang April über die Intendanz der sommerlich­en Festspiele ab Herbst 2026 (also effektiv Sommer 2027) entscheide­n will: Die mehrjährig­e Baustelle erfordert eine lange strategisc­he Ausrichtun­g – fürs Bauen wie für den künstleris­chen Betrieb. Um das Große Haus wenigstens teilweise zu ersetzen, sind Erfinderge­ist und Ideen in örtlicher wie inhaltlich­er Programmie­rung nötig. Die Entscheidu­ng, wer auf Markus Hinterhäus­er folgt oder ob er bleibt, darf also nicht eine Übergangsz­eit von zwei, drei Jahren betreffen, sondern muss sich über eine zumindest auf fünf Jahre angedachte Etappe erstrecken.

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