Salzburger Nachrichten

Was Marco Odermatt so stark macht

Der Schärdinge­r Kurt Kothbauer war einst Coach von Hermann Maier, betreute nun sieben Jahre den Schweizer Star – und vergleicht beide.

- MICHAEL SMEJKAL

Er ist eine Legende im alpinen Skiweltcup und doch kennen ihn nur Insider: Der Schärdinge­r Kurt Kothbauer (56) betreute einst als Trainer die legendäre WC III mit Hermann Maier, Stephan Eberharter und Andi Schifferer, war später bei den „Golden Girls“um Alexandra Meissnitze­r oder Renate Götschl, Trainer von Erik Guay (CAN) und ist seit sieben Jahren Betreuer des Schweizer Alpinstars Marco Odermatt. Wenn einer den Unterschie­d zwischen Maier und Odermatt erklären kann, dann er: „Maier und Odermatt sind natürlich beide Modellathl­eten. Aber Odermatt zeichnet eine hohe sensorisch­e Intelligen­z aus. Er hat ein Gespür dafür, ob eine Bewegung perfekt ist, und wenn er sie einmal als perfekt abgespeich­ert hat, kann er sie jederzeit abrufen.“

Die sieben Jahre in der Schweiz hätten den nach wie vor auf einem Bauernhof in Schärding lebenden Coach geprägt. „Am Anfang haben wir immer gesagt: Wir sind die Entwicklun­gshelfer, denn im ganzen Team von Odermatt sind bis auf eine Ausnahme nur Österreich­er.“Aus der Entwicklun­gshilfe ist längst ein Seriensieg­er entstanden, der am heutigen Freitag (11.30) im Super G bei 81 Punkten Vorsprung auf Vincent Kriechmayr die nächste Kristallku­gel holen kann. Auf dem Weg zu dieser Perfektion hat Kothbauer mit Odermatt an jedem Detail gefeilt, das mit Bewegung zu tun hat. „Wir haben viele Übungen auf Ski gemacht, Atemübunge­n oder Übungen für Sinne, Augen und Koordinati­on.“Die Basis dafür ist die Feldenkrai­s-Methode, was Kothbauer als „bewussten Umgang mit Bewegung“bezeichnet. Da komme es dem Schweizer Skistar zugute, dass „er für alles offen ist, dass es für ihn trotz der vielen Erfolge keine Alltagsrou­tine gibt“. Diese Neugier sei auch eine seiner größten Stärken, zusammen mit dem Umstand, dass er von schweren Verletzung­en bislang verschont geblieben sei.

Nach sieben engen Jahren auch mit der Familie Odermatt, die ihm ans Herz gewachsen sei, verlässt Kothbauer nun mit Saisonende Odermatt und den Schweizer Verband. „Ich wüsste nicht, wie ich Odermatt noch weiterentw­ickeln kann. Dann ist es Zeit zu gehen, denn ich bin kein Verwalter, ich möchte Athleten besser machen.“Ist da gar keine Wehmut dabei? „Die wird kommen, wenn ich ihn später im Rennen sehe, dann werde ich an unsere Jahre denken.“Kothbauers Abgang hat zu einem Riesenkrac­h bei Swiss-Ski geführt, die Verbandsfü­hrung machte Lara Gut-Behramis Physio Alejo Hervas zum Kothbauer-Nachfolger – das erzürnte Gut-Behrami so, dass sie den Physio drei Tage vor Weltcupend­e feuerte.

Für Kothbauer ist das Geschichte, bereits letzte Woche gab es mit „Odi“die große Abschiedsp­arty. „Mein Weg wird mich zu Athleten führen, die mich brauchen“, sagt er. Etwa beim ÖSV? Das wollten die SN von Cheftraine­r Marko Pfeifer wissen. „Kothbauer ist ein interessan­ter Mann. Es hat schon Kontakt gegeben und wir schauen, wo er uns am meisten hilft.“

„Odermatt zeichnet eine hohe sensorisch­e Intelligen­z aus.“Kurt Kothbauer, Konditions­trainer

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BILD: SN/AP/TROVATI, MSM Der Skistar und sein Mastermind: Marco Odermatt und Kurt Kothbauer (kl. Bild).

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