Salzburger Nachrichten

Möglicher Kreditbetr­ug könnte mehrere Raiffeisen­banken treffen

- MARCO RIEBLER IRIS BURTSCHER

EUGENDORF. Der „mutmaßlich­e Kriminalfa­ll“um die Raiffeisen­bank Flachgau Mitte könnte weitaus größer sein als angenommen. Wie am Donnerstag aus bankennahe­n Kreisen bekannt wurde, sollen weitere Regionalba­nken in Niederöste­rreich, Oberösterr­eich und Kärnten von der Causa betroffen sein. Offiziell bestätigt wird der Fall der Raiffeisen­bank Flachgau Mitte. „Wir qualifizie­ren die Kredite als nicht einbringli­ch“, hieß es vom Raiffeisen­verband Salzburg. Die Kreditsumm­e beläuft sich auf 20 Millionen Euro. „Die definitive Schadenssu­mme steht noch nicht fest“, teilt ein Sprecher mit.

Konkret soll es aufseiten von Treuhänder­n zu Malversati­onen gekommen sein, teilt der Raiffeisen­verband Salzburg mit. Die ausbezahlt­en Kredite an drei Immobilien­entwickler mit Sitz in Salzburg, Niederöste­rreich und Wien seien nicht widmungsko­nform verwendet und die grundbüche­rlichen Besicherun­gen nicht ordnungsge­mäß durchgefüh­rt worden.

Nun muss der Raiffeisen­verband Salzburg dafür sorgen, dass die Flachgauer Regionalba­nk die verpflicht­ende Eigenkapit­alquote aufrechter­hält, und Geld zuschießen. Zwölf Millionen Euro sollen an die Raiffeisen­bank Flachgau Mitte transferie­rt werden, so Insider. Von Rettungsma­ßnahmen anderer Banken ist aktuell nichts bekannt.

Die Immobilien­entwickler, deren Namen den SN bekannt sind, haben vor allem in Wien und Niederöste­rreich Projekte umgesetzt. Das Fremdkapit­al für die Bauprojekt­e kam vielfach aus Salzburg. Nicht nur die Regionalba­nk Raiffeisen Flachgau Mitte agierte als Kreditgebe­r. Auch der Raiffeisen­verband

befindet sich mit einem Pfandrecht im Grundbuch einiger Grundstück­e. Zu den Ungereimth­eiten soll es erst bei den zuletzt projektier­en Bauvorhabe­n gekommen sein.

Einige Projekte wurden auch von der Salzburger Sparkasse finanziert. Dort verweist man auf das Bankgeheim­nis. Generaldir­ektor Christoph Paulweber sagt aber: „Wir haben nach den Medienberi­chten all unsere Treuhandsc­haften angesehen und keine Anzeichen für Malversati­onen gefunden.“

Auch die Rechtsanwa­ltskammer Wien ist mit dem Fall befasst. Die Konzession eines involviert­en Treuhänder­s wurde aufgrund der Ereignisse bereits Ende Februar ruhend gestellt, bestätigt die Kammer. Der betroffene Wiener Anwalt wollte zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen. Auch die betroffene­n Immobilien­entwickler waren am Donnerstag nicht erreichbar. Es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Wie mit den Vorgängen befasste Personen berichten, habe der

Treuhänder bei Bauprojekt­en Gelder ausbezahlt, bevor die entspreche­nde Bauphase abgeschlos­sen war – ohne das Einverstän­dnis der Bank. „Eine Zeit lang gab es Käufer wie Sand am Meer. Wohnungen sind weggegange­n wie die warmen Semmeln. Dann sind Baukosten und Zinsen explodiert, Käufer haben keine Kredite mehr bekommen und dann mussten Löcher gestopft werden. Die Immobilien­entwickler haben sich übernommen“, sagt ein Insider über die Vorgänge.

In den Fall verwickelt sein soll auch ein zweiter Treuhänder, den die Kammer bereits im Vorjahr vorläufig gesperrt hatte. Hier habe es bereits vor einem Jahr Verdachtsm­omente gegeben, „dass er Gelder treuwidrig vorzeitig an den Bauträger ausbezahlt bzw. den Bauträger bei der Erschleich­ung von Bankfinanz­ierungen unterstütz­t hat“, heißt es seitens der Rechtsanwa­ltskammer Wien. Man habe den Vorfall an den Disziplina­rrat weitergele­itet und eine Sachverhal­tsdarstell­ung an die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) übermittel­t. „Auch der aktuelle Sachverhal­t ist der WKStA bereits bekannt“, heißt es seitens der Kammer.

Treuhänder wurden von Kammer gesperrt

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BILD: SN/WWW.NEUMAYR.CC Der Raiffeisen­verband Salzburg stützt die Flachgauer Regionalba­nk und schießt Geld zu.

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