Salzburger Nachrichten

Anwerbewel­le rollt: Was einer Wissenscha­fterin zu denken gibt

- I.b.

Hanna Mayer, Pflegewiss­enschafter­in an der Karl-Landsteine­r-Privatuniv­ersität in Krems, beobachtet die Welle an Anwerbung mit gemischten Gefühlen. Grundsätzl­ich sollte für Pflegekräf­te der Zugang zum internatio­nalen Arbeitsmar­kt möglich sein – egal woher sie kommen, sagt sie. In gezielten Aktionen steckten aber immer auch Probleme. Damit meint Mayer nicht die Qualifikat­ion: „Die Pflegekräf­te sind fachlich sehr gut ausgebilde­t.“Es gehe eher um die Integratio­n, nicht nur anfangs, sondern auch in den „Mühen des Alltags“. Schließlic­h sei es für keine Seite einfach: nicht für die Neuankömml­inge, nicht für das vorhandene Personal, nicht für die zu pflegenden Menschen. Zentral sei einerseits die Sprache, aber auch die Einglieder­ung in eine fremde Pflegekult­ur müsse gefördert und begleitet werden. Sie hoffe sehr, dass hier aus Fehlern früherer Anwerbeakt­ionen gelernt wurde.

Auf noch etwas weist Mayer hin: Theoretisc­h hätte Österreich momentan durchaus ausreichen­d Pflegekräf­te, nur seien die Arbeitsbed­ingungen für viele nicht mehr tragbar und sie verließen den Beruf. Je stärker nun darauf gesetzt werde, diese Lücken mit Pflegekräf­ten aus fernen Ländern zu füllen, „umso größer ist die Gefahr, dass die Probleme wieder nicht gelöst und die Bedingunge­n für die Pflege nicht nachhaltig verbessert werden“. Kurzfristi­g mögen die Verantwort­lichen das vielleicht „für einfacher und rascher umsetzbar halten“, zumal die weit angereiste­n Pflegekräf­te meist in einer Lage seien, in der sie den Job nicht einfach wechseln könnten. „Aber langfristi­g ist das keine zielführen­de Strategie.“Und, so fügt sie noch hinzu: „Die Frage, was das für die ohnedies fragilen Gesundheit­ssysteme in den Herkunftsl­ändern bedeutet, wird kaum öffentlich diskutiert.“

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BILD: SN/KL/ZSOLT MARTON Arbeitet an der Karl-Landsteine­r-Privatuni: Pflegewiss­enschafter­in Hanna Mayer.

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