Wohnen auf Probe im Schlössl
Die Arbeiten im Franziskischlössl des neuen Pächters Rudolf Budja schreiten voran. Der Galerist bewohnt derzeit testweise eine Suite.
SALZBURG-STADT. Überlebensgroße Skulpturen des Bildhauers Hermann Nachbaur glänzen während der Osterfestspiele in der Galerie von Rudolf Budja im Salzburger Festspielbezirk. Unter dem Titel „Alice im Wunderland“zeigt der Vorarlberger, der 40 Jahre lang als Gemüsebauer gearbeitet hat und sich seit einigen Jahren unter dem Namen HERMANN der Kunst widmet, seine erste Einzelausstellung. Der landwirtschaftliche Betrieb ist seine Werkstatt, Inspiration ist für ihn die Natur. Daher „wachsen“in der Galerie unter anderem aus Bronze und Messing fein modellierte Gemüsesorten, die vergoldet oder lasiert werden. Davon zeugen Namen wie „Golden Kohlrabi“, das „Tomatenkonzert“(Concerto di Pomodoro) oder die „Prinzessin“, eine überlebensgroße, grün schimmernde Erbsenschote.
Der Grazer Rudolf Budja, der die meiste Zeit des Jahres in Miami Beach in den USA lebt, ist nicht nur wegen der Vernissage am Samstag nach Salzburg gekommen. Der Galerist ist seit Herbst 2023 Pächter des Franziskischlössls im Besitz der Stadt auf dem Kapuzinerberg. Seit Herbst lässt der Galerist das denkmalgeschützte Gebäude adaptieren. „Zwei der vier Suiten sind bereits fertig, wir werden sie ab 1. April vermieten“, betont Budja, der derzeit im Schlössl probewohnt. „Dieser Ort ist atemberaubend, hier kann man die Seele baumeln lassen.“
Wie berichtet will Budja den ehemaligen Wehrbau zu einem Zentrum für Kunst und Musik machen, in dem sich auch Künstlerinnen und Künstler als Artists in Residence einmieten können. Nach wie vor laufen Gespräche, um die Meisterklasse der Wiener Philharmoniker auf den Kapuzinerberg zu holen. Auch Festspielgäste und Touristen werden im Schlössl wohnen. „Um sie vom Flughafen abzuholen, haben wir eine Limousine und einen Großraumbus gekauft“, sagt Budja. „Wir wollen hier heroben aber keine Zweiklassengesellschaft“, versichert er. Das Schlössl werde weiterhin auch ein Ort für die Einheimischen sowie für Ausflugsgäste bleiben. Bereits in Betrieb ist im Außenbereich die Weinstube, in der ab der nächsten Woche bei schönem Wetter von Mittwoch bis Sonntag (11 bis 18 Uhr) kleine Gerichte serviert werden. Neu gestaltet wird auch der Gastgarten.
Das Restaurant mit gehobener österreichischer Küche aus regionalen Zutaten soll im Juli eröffnen.
„Wir wollen hier heroben sicher keine Zweiklassengesellschaft.“Rudolf Budja, Galerist
Küchenchef wird Marco Morandini. Der Koch hat u. a. im ehemaligen Carpe Diem in der Getreidegasse gearbeitet, zuletzt hat er an der FH Salzburg das Masterstudium Holztechnologie und Holzwirtschaft absolviert. Sein Bruder Fabio ist seit sieben Jahren Mitarbeiter der Galerie und wird sich um die Veranstaltungen im Schlössl kümmern. „Wir sind für den Sommer schon sehr gut mit Firmenveranstaltungen und privaten Familienfeiern gebucht“, sagt Budja. Wie bisher könne im Schlössl standesamtlich geheiratet werden.