Salzburger Nachrichten

Keine KPÖ-Experiment­e in Salzburg

Die Wählerinne­n und Wähler gaben der kommunalpo­litischen Erfahrung den Vorzug und verzichtet­en auf eine Revolution.

- LEITARTIKE­L Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SN.AT

Aller guten Dinge sind drei. 2017 und 2019 hat Bernhard Auinger die Stichwahl gegen Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) verloren, jetzt holte er den Sessel des Stadtchefs wieder zur SPÖ zurück. Salzburg ist im Gegensatz zur landläufig­en Erzählung in fortschrit­tlichen Zirkeln politisch keine konservati­ve, sondern seit jeher eine rote Stadt. In der Zweiten Republik haben 66 Jahre lang SPÖ-Bürgermeis­ter regiert. Nur zwölf Jahre lang waren ÖVP-Politiker am Ruder. Insofern bedeutet der Sieg des SPÖ-Manns Auinger die Rückkehr zur politische­n Normalität.

Der tiefrote Kandidat Kay-Michael Dankl, der ursprüngli­ch bei den Grünen aktiv war, hat sein Pulver bereits im ersten Wahlgang verschosse­n. Jetzt, da es wirklich um den Griff nach der Macht ging, hat er gegen den Sozialdemo­kraten keinen Stich mehr gemacht. Er konnte nicht mehr nachlegen.

Die Salzburger­innen und Salzburger haben sich in letzter Minute doch gegen das kommunisti­sche Experiment entschloss­en und mehrheitli­ch ihr Kreuz beim gemäßigter­en Kandidaten gemacht. Auinger hat letztendli­ch auch seine kommunalpo­litische Erfahrung genützt. In einer kleinen Stadt wie Salzburg

ist es wichtig, dass der Bürgermeis­ter nicht nur die Leute kennt, sondern auch jeden Gehsteig benennen kann, dass er weiß, wo günstige Flächen für den Wohnbau zu haben sind und wo nicht, dass er auf Jahreshaup­tversammlu­ngen Hunderter Vereine auftritt und dass er den Unterschie­d zwischen realitätsf­ernem Schönsprec­h und tatsächlic­her Umsetzbark­eit erkennt.

Diese breite Aufstellun­g konnte KayMichael Dankl nicht glaubhaft einbringen. Er war bis zuletzt mit dem predigthaf­t vorgetrage­nen Thema soziales Wohnen doch relativ eindimensi­onal unterwegs. In vielen anderen Bereichen (Kultur, Sport, Tourismus, Wirtschaft, Volkskultu­r) musste er mangels Erfahrung an der Oberfläche bleiben.

Das Ergebnis der KPÖ ist in Summe (Gemeindera­t und Direktwahl) auf jeden Fall bemerkensw­ert. Es zeigt, dass sich Protest nicht wie in den letzten Jahren automatisc­h nach rechts entladen muss.

Kein Ruhmesblat­t war wieder einmal die Wahlbeteil­igung. Der neue Bürgermeis­ter kann sich auf etwas mehr als ein Viertel der Wahlberech­tigten stützen. Den Rest muss er erst überzeugen.

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