Für Pfarrwerfen ist es ein Jahr der Feste
Die Pongauer Gemeinde ist heuer 950 Jahre alt und feiert außerdem eine Reihe weiterer Jubiläen. Sie blickt auf alte Ansichten und in die neue Zeit.
PFARRWERFEN. Anlässe zum Feiern hat Pfarrwerfen heuer mehr als genug: erste urkundliche Nennung vor 950 Jahren, 125 Jahre Trachtenmusikkapelle, 125 Jahre Kameradschaft und 90 Jahre Peter-Sieberer-Schützen. Im Mai werden die Festlichkeiten ihren Höhepunkt erreichen. Schon ab nächster Woche sind alte Ansichten und Fotos im Foyer des Gemeindeamts zu sehen.
Pfarrwerfen wurde im Jahr 1074 in einem Schenkungsbrief durch Erzbischof Gebhard von Helfenstein erstmals als St. Cyriak urkundlich genannt. Zur Ausstellung vom 3. April bis zum 27. Juni lädt der örtliche Kulturund Museumsverein. Gestaltet haben sie Claudia Witte, Elisabeth Brandecker sowie die Musik und die Schützen. Dass auch der Museumsverein selbst heuer passenderweise ein Jubiläum (25 Jahre) hat, rundet das Festjahr ab. Die Gründung des Vereins 1999 ist untrennbar mit der Sanierung der damals verfallenden alten Mühlen verbunden. Die sieben Mühlen wurden zu einem Wahrzeichen Pfarrwerfens – und einem beliebten Ausflugsziel.
Schon vor rund 2500 Jahren wurde das Gebiet von Kelten besiedelt. Später wurde es Teil des Römischen Reichs. Der damalige Name war Vocario – eine wichtige Station der Römerstraße. Der römische Meilenstein in der rechten Hälfte des Gemeindewappens erinnert daran. Die linke Hälfte zeigt einen Palmwedel und ein Schwert. Das sind die Zeichen des heiligen Cyriak, des Kirchenpatrons, der als friedlicher Märtyrer durch das Schwert hingerichtet wurde.
Quasi ein Meilenstein der Moderne war der Eisenbahnbau von Salzburg nach Bischofshofen: 1875 blieb der erste Zug an der
Haltestelle Pfarrwerfen stehen. Am 1. April (kein Scherz) des Jahres 1886 wurde das k. u. k. Postamt eröffnet. 1892 folgte die erste Feuerwehrzeugstätte (mit Handspritze, Tucheimern und Holzleiter). 1918 hielt der erste Zug (der Giselabahn) an der Haltestelle Pöham.
Unter dem nationalsozialistischen Regime wurde die Gemeinde 1938 einerseits um Werfenweng erweitert, sie hieß Dorfwerfen. Andererseits verlor sie die Ortschaften Alpfahrt und Winkl an Bischofshofen. 1948 wurde Werfenweng eigenständig. Die beiden Ortschaften blieben aber bei Bischofshofen.
Im Winter 1967/68 ging am Zehenthof der erste und einzige Skilift Pfarrwerfens in Betrieb, nach 45 Jahren wurde er geschlossen. 1970 eröffnete das Schwimmbad, zwei Jahre später
„Pfarrwerfen ist besonders für Familien sehr attraktiv.“Bernhard Weiß, Bürgermeister (Bild: SN/RATZER)
wurde der Sportclub gegründet. 1977 und 1979 wurden zwei Abschnitte der Tauernautobahn zwischen Golling und Eben freigegeben. Der Anschluss an die Autobahn spielte in den folgenden Jahrzehnten eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Gemeinde.
Und wodurch zeichnet sich Pfarrwerfen heute aus? Bürgermeister Bernhard Weiß (ÖVP) blickt auf die vergangenen zehn Jahre zurück: „Pfarrwerfen hat sich zu einer sehr attraktiven Wohngegend entwickelt. Wir hatten einen sehr starken Zuzug, der wieder abgeflacht ist.“Dank der zentralen Lage brauche man zum Beispiel nur eine halbe Stunde in die Stadt Salzburg und wenige Minuten in die Zentren des Pongaus. „Pfarrwerfen ist für Fami
lien sehr interessant“, weiß Weiß. Die Gemeinde habe die Kinderbetreuung gut ausgebaut. Aber: „Wir wollen nicht in diesem Ausmaß weiterwachsen, weil die Infrastruktur sonst nicht Schritt halten kann und die Bevölkerung das nicht will“, betont der Ortschef. 2560 Einwohner hat Pfarrwerfen. 2014 waren es 2230. Zuvor war die Einwohnerzahl mehr als ein Jahrzehnt – mit relativ kleinen Schwankungen nach oben oder unten – fast stabil.
Ein besonderes Vorhaben im Jubiläumsjahr ist die Neugestaltung des – bisher von der Bevölkerung wenig geliebten – Dorfbrunnens vor dem Gemeindeamt. Im April und Mai soll das Projekt umgesetzt werden. Knapp ein Dutzend Einreichungen gab es im Gestaltungswettbewerb. Gewonnen hat der Kärntner Heinrich Untergantschnig. „Es ist etwas Traditionelles geworden“, sagt Weiß. Damit habe er gar nicht gerechnet.
Am 29. Mai, dem Tag vor Fronleichnam, soll der neue Brunnen offiziell seiner Bestimmung übergeben werden. Von 3. Mai bis 26. Mai finden die Festwochen statt, von 3. bis 5. feiert die Trachtenmusikkapelle ihr Jubiläum, am 18. 5. und 19. 5. der Schützenverein. Am 15. September ist die Kameradschaft an der Reihe.