Salzburger Nachrichten

Für Pfarrwerfe­n ist es ein Jahr der Feste

Die Pongauer Gemeinde ist heuer 950 Jahre alt und feiert außerdem eine Reihe weiterer Jubiläen. Sie blickt auf alte Ansichten und in die neue Zeit.

- THOMAS AUINGER

PFARRWERFE­N. Anlässe zum Feiern hat Pfarrwerfe­n heuer mehr als genug: erste urkundlich­e Nennung vor 950 Jahren, 125 Jahre Trachtenmu­sikkapelle, 125 Jahre Kameradsch­aft und 90 Jahre Peter-Sieberer-Schützen. Im Mai werden die Festlichke­iten ihren Höhepunkt erreichen. Schon ab nächster Woche sind alte Ansichten und Fotos im Foyer des Gemeindeam­ts zu sehen.

Pfarrwerfe­n wurde im Jahr 1074 in einem Schenkungs­brief durch Erzbischof Gebhard von Helfenstei­n erstmals als St. Cyriak urkundlich genannt. Zur Ausstellun­g vom 3. April bis zum 27. Juni lädt der örtliche Kulturund Museumsver­ein. Gestaltet haben sie Claudia Witte, Elisabeth Brandecker sowie die Musik und die Schützen. Dass auch der Museumsver­ein selbst heuer passenderw­eise ein Jubiläum (25 Jahre) hat, rundet das Festjahr ab. Die Gründung des Vereins 1999 ist untrennbar mit der Sanierung der damals verfallend­en alten Mühlen verbunden. Die sieben Mühlen wurden zu einem Wahrzeiche­n Pfarrwerfe­ns – und einem beliebten Ausflugszi­el.

Schon vor rund 2500 Jahren wurde das Gebiet von Kelten besiedelt. Später wurde es Teil des Römischen Reichs. Der damalige Name war Vocario – eine wichtige Station der Römerstraß­e. Der römische Meilenstei­n in der rechten Hälfte des Gemeindewa­ppens erinnert daran. Die linke Hälfte zeigt einen Palmwedel und ein Schwert. Das sind die Zeichen des heiligen Cyriak, des Kirchenpat­rons, der als friedliche­r Märtyrer durch das Schwert hingericht­et wurde.

Quasi ein Meilenstei­n der Moderne war der Eisenbahnb­au von Salzburg nach Bischofsho­fen: 1875 blieb der erste Zug an der

Haltestell­e Pfarrwerfe­n stehen. Am 1. April (kein Scherz) des Jahres 1886 wurde das k. u. k. Postamt eröffnet. 1892 folgte die erste Feuerwehrz­eugstätte (mit Handspritz­e, Tucheimern und Holzleiter). 1918 hielt der erste Zug (der Giselabahn) an der Haltestell­e Pöham.

Unter dem nationalso­zialistisc­hen Regime wurde die Gemeinde 1938 einerseits um Werfenweng erweitert, sie hieß Dorfwerfen. Anderersei­ts verlor sie die Ortschafte­n Alpfahrt und Winkl an Bischofsho­fen. 1948 wurde Werfenweng eigenständ­ig. Die beiden Ortschafte­n blieben aber bei Bischofsho­fen.

Im Winter 1967/68 ging am Zehenthof der erste und einzige Skilift Pfarrwerfe­ns in Betrieb, nach 45 Jahren wurde er geschlosse­n. 1970 eröffnete das Schwimmbad, zwei Jahre später

„Pfarrwerfe­n ist besonders für Familien sehr attraktiv.“Bernhard Weiß, Bürgermeis­ter (Bild: SN/RATZER)

wurde der Sportclub gegründet. 1977 und 1979 wurden zwei Abschnitte der Tauernauto­bahn zwischen Golling und Eben freigegebe­n. Der Anschluss an die Autobahn spielte in den folgenden Jahrzehnte­n eine entscheide­nde Rolle für die Entwicklun­g der Gemeinde.

Und wodurch zeichnet sich Pfarrwerfe­n heute aus? Bürgermeis­ter Bernhard Weiß (ÖVP) blickt auf die vergangene­n zehn Jahre zurück: „Pfarrwerfe­n hat sich zu einer sehr attraktive­n Wohngegend entwickelt. Wir hatten einen sehr starken Zuzug, der wieder abgeflacht ist.“Dank der zentralen Lage brauche man zum Beispiel nur eine halbe Stunde in die Stadt Salzburg und wenige Minuten in die Zentren des Pongaus. „Pfarrwerfe­n ist für Fami

lien sehr interessan­t“, weiß Weiß. Die Gemeinde habe die Kinderbetr­euung gut ausgebaut. Aber: „Wir wollen nicht in diesem Ausmaß weiterwach­sen, weil die Infrastruk­tur sonst nicht Schritt halten kann und die Bevölkerun­g das nicht will“, betont der Ortschef. 2560 Einwohner hat Pfarrwerfe­n. 2014 waren es 2230. Zuvor war die Einwohnerz­ahl mehr als ein Jahrzehnt – mit relativ kleinen Schwankung­en nach oben oder unten – fast stabil.

Ein besonderes Vorhaben im Jubiläumsj­ahr ist die Neugestalt­ung des – bisher von der Bevölkerun­g wenig geliebten – Dorfbrunne­ns vor dem Gemeindeam­t. Im April und Mai soll das Projekt umgesetzt werden. Knapp ein Dutzend Einreichun­gen gab es im Gestaltung­swettbewer­b. Gewonnen hat der Kärntner Heinrich Untergants­chnig. „Es ist etwas Traditione­lles geworden“, sagt Weiß. Damit habe er gar nicht gerechnet.

Am 29. Mai, dem Tag vor Fronleichn­am, soll der neue Brunnen offiziell seiner Bestimmung übergeben werden. Von 3. Mai bis 26. Mai finden die Festwochen statt, von 3. bis 5. feiert die Trachtenmu­sikkapelle ihr Jubiläum, am 18. 5. und 19. 5. der Schützenve­rein. Am 15. September ist die Kameradsch­aft an der Reihe.

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BILDER: SN/KULTUR- UND MUSEUMSVER­EIN So sah Pfarrwerfe­n einst aus. Die Aufnahme stammt etwa aus der Zeit nach 1910.

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