Sie weckt bei Kindern die Liebe zum Coden
In der Hacker School lernen Kinder programmieren. Nun kommt das Angebot auch nach Salzburg.
SALZBURG. Was für andere nur ein Salat aus Buchstaben und Zeichen war, ergab für Stefanie Susser sofort Sinn: In HTML-Codes fand sie sich sofort zurecht und entdeckte Fehler, wo andere Klassenkameraden nur Bahnhof verstanden. Dass aus der Passauerin eine Programmiererin wurde, war dennoch Zufall – und dem Einsatz einer engagierten Pädagogin zu verdanken.
Der Informatiklehrerin fiel das Talent Sussers auf – und sie motivierte die Schülerin, sich mit dem Thema zu beschäftigen. „Allein wäre ich da sicher nicht draufgekommen. Mit 13 oder 14 Jahren hatte ich überhaupt keinen Plan. Ich war nicht sonderlich gut in der Schule und ziemlich faul“, erzählt Susser. Die Lehrerin verstand es, das Interesse der Schülerin für Technologie zu wecken: Im Unterricht wurden Lego-Roboter programmiert oder Websites gebaut. Die heute 32-Jährige wählte eine Ausbildung als Mediengestalterin und ging in die IT.
In Hamburg und München arbeitete sie in Agenturen, bevor sie sich als Entwicklerin selbstständig machte. Ohne ihre Informatiklehrerin wäre sie vielleicht Arzthelferin geworden, sagt sie rückblickend.
Ihre persönliche Erfahrung ist auch der Grund, warum sie sich seit einigen Jahren für die Hacker School engagiert: IT-kundige Freiwillige bringen dabei Kindern und Jugendlichen von 11 bis 18 Jahren in niederschwelligen Kursen das Programmieren bei. Die gemeinnützige Organisation kooperiert mit Unternehmen, in Deutschland sind es etwa Amazon, Deloitte oder die Deutsche Bahn.
Vor zwei Jahren zog Susser nach Salzburg. Nun startet sie den Österreich-Ableger der Hacker School. Schüler und Schülerinnen können bald in die Welt von Javascript, Python oder HTML eintauchen, kleine Spiele programmieren oder sich im Passwortknacken versuchen. Eigene
Workshops für Mädchen und Frauen sind geplant. Denn dass die Branche immer noch stark männerdominiert ist, nervt die Programmiererin: „Ich sehe, dass sich etwas ändert, aber es dauert. Ich will, dass alle Kinder digitale Bildung bekommen und die gleichen Chancen haben, unabhängig von ihrem Geschlecht oder der sozialen Herkunft.“Ihr Wunsch ist, dass die IT-Branche generell diverser wird – und das Elternhaus nicht den Bildungsweg bestimmt. „In Kindern schlummern so viele Talente. Aber Kinder, die einen anderen Rucksack dabeihaben, werden von unserer Gesellschaft oft aussortiert“, bemängelt Susser. Auch deshalb gehe die Hacker School gezielt an Brennpunktschulen. Sie sei immer wieder fasziniert, wie schnell Kinder lernen und welche tollen Ideen kommen. „Man muss sie nur lassen.“
Gestartet wird in Salzburg mit Workshops in Betrieben. Programmierkurse an Schulen sollen folgen. Erste Firmen hat Susser schon gewinnen können, etwa das Softwareunternehmen Hilarion 5 in Anthering. Dort können Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren am Girls’ Day Ende April in die IT-Welt eintauchen.
Partnerbetriebe und IT-Experten werden gesucht: „Spenden sind natürlich willkommen und Räume, die man uns zur Verfügung stellt. Am wichtigsten ist aber, dass wir Ehrenamtliche finden. Wir freuen uns, wenn die Arbeitgeber das Projekt unterstützen und Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Arbeitszeit zur Verfügung stellen, in der sie bei uns unterrichten können. Voraussetzung ist nur die Liebe zur IT.“
Ihre frühere Lehrerin hat Susser vor zwei Jahren wiedergetroffen, als sie mit der Hacker School in ihrer alten Schule zu Gast war. „Das war sehr schön. Ich konnte mich endlich bedanken.“Nun arbeitet sie auch in Salzburg daran, dass seltener der Zufall über ITKarrieren entscheidet.
Voraussetzung für Ehrenamtliche ist nur die Liebe zur IT. Steffi Susser, Hacker School