Diebe angelten teure E-Bikes durch das Dach
Diebstähle nach Rififi-Manier in Fahrradgeschäften häufen sich. Eine aufmerksame Putzfrau störte die Täter beim jüngsten Coup in Graz.
Die Täter kletterten auf das Dach, schlugen dort Dachflächenfenster ein und angelten dann im Verkaufsraum nach ihrer Beute. Wie in den vergangenen Monaten schon mehrfach in Oberösterreich und Bayern war in der Nacht auf Mittwoch ein auf E-Bikes spezialisierter Fahrradhändler in GrazPuntigam das Ziel eines derart filmreifen Einbruchs. Wären die Täter nicht durch eine aufmerksame Reinigungsfrau, die in einem benachbarten Geschäft um 4.30 Uhr schon arbeitete, gestört worden – vermutlich wären 18 teils hochpreisige Fahrräder im Verkaufswert von rund 100.000 Euro weg.
So aber blieben die Fahrräder an der Rückseite des Firmengebäudes stehen und die Täter flüchteten offenbar zu Fuß, wie Radhändler Nico Bauer im SN-Gespräch schilderte: „Über eine Leiter sind die Täter auf das Dach gelangt und schlugen dann Dachflächenfenster ein. Sie müssen einige Zeit gebraucht haben. Die schweren E-Bikes wurden vier Meter in die Höhe gezogen und vermutlich mit einer Stange auf das Dach gehievt. Danach wurden die Bikes an der Rückseite des Geschäftsgebäudes abgeseilt, wobei an der Fassade die Rahmen und Pedale beschädigt wurden.“Danach seien die Beutestücke noch 100 Meter an dem 150 Meter langen Gebäude entlanggeschoben worden, um sie für den Abtransport bereitzustellen. Dazu kam es nicht mehr, weil die Reinigungsfrau die Polizei rief. Insgesamt hätten die Täter – es müssten laut Bauer mindestens zwei gewesen sein – von ihrem Angelpunkt „alles in greifbarer Nähe“ an Rädern abtransportiert, von billigen bis hochpreisigen Modellen.
Selbst die Landespolizeidirektion Steiermark schrieb in ihrem Bericht am Mittwoch von der Rififi-Methode bei dem Einbruch. Der Ausdruck geht auf den gleichnamigen französischen Kriminalfilm von 1955 zurück, wobei Rififi auf Deutsch so viel wie Krawall oder Schlägerei bedeutet. Die Kriminalisten in der Steiermark konnten Videomaterial einer gegenüber dem Radgeschäft liegenden Tankstelle sichern, auf dem die Täter erkennbar sind. Die Aufnahmen werden nun ausgewertet.
Ein möglicher Zusammenhang mit ähnlichen Fällen in OÖ und Bayern wird überprüft. Die Schäden an Gebäuden als auch der Wert der Beute betrugen dort, wie berichtet, jeweils mehrere Hunderttausend Euro. In Deutschland und Frankreich wurden Anfang 2024 vier Verdächtige verhaftet, die Beute wurde in Moldawien verkauft.