Salzburger Nachrichten

Wem gehört das Gas in Molln?

Die Republik vergibt Förderlize­nzen für Rohstoffe und kassiert auch einen Förderzins. Der Staat kann aber nicht bestimmen, ob das Erdgas letztlich in Österreich oder im Ausland verkauft wird.

- FRITZ PESSL

Die Uhr tickt. Am Ostersonnt­ag endet die naturschut­zrechtlich­e Genehmigun­g für die Probebohru­ng nach Erdgas in Molln in Oberösterr­eich. Und die diversen Umweltschu­tzorganisa­tionen, die vehement gegen das Projekt auftreten, werden sehr genau darauf achten, dass alle Bescheidvo­rgaben exakt eingehalte­n werden. Das australisc­h-österreich­ische Exploratio­nsunterneh­men ADX Energy wird mit 1. April aber die Bohrstelle in dem unberührte­n Jaidhausta­l nicht wieder renaturier­en. „Die offene Bohrstreck­e wird derzeit verrohrt und das Bohrloch für weitere Testarbeit­en im Herbst versiegelt“, sagte ADX-Österreich-Chef Alan Reingruber. Ab 1. Oktober sollen dann Folgetests aufgenomme­n werden. Dafür bedarf es wieder einer neuen Naturschut­zgenehmigu­ng.

„Wir haben zwar die Bestätigun­g für ein großes Vorkommen, aber leider keine klare Evidenz zur genauen Beschaffen­heit und Menge des Gasreservo­irs. Für die genauere Bewertung fehlt uns nun die Zeit“, so Reingruber. Molln ist Teil zweier Lizenzgebi­ete in der Größe von 1100 Quadratkil­ometern in Oberösterr­eich und Salzburg, die ADX Energy von der Republik Österreich zugesproch­en wurden, nachdem sich die Rohöl-Aufsuchung­s AG

(RAG) aus dem Geschäftsf­eld der Gasauffind­ung zurückgezo­gen hatte.

Was hat der Staat davon, wenn er einem Unternehme­n die Exploratio­nsrechte erteilt? Die beim Finanzmini­sterium angesiedel­te Montanbehö­rde kassiert mehrfach – und zwar sogenannte­n Flächenzin­s,

Feldzins und Förderzins. Der Flächenzin­s berechnet sich nach der Aufsuchung­sfläche, die im jeweiligen Gebiet benötigt wird (in Molln sind es rund 150 Quadratkil­ometer). Der Feldzins berechnet sich nach der Lizenzfläc­he der Gasführung, die im Untergrund vermutet wird. In Molln würden diese beiden

Posten im Jahr mehr als 100.000 Euro ausmachen. Der Förderzins wiederum wird aus der Menge des geförderte­n Erdgases errechnet: Dieser beträgt 22 Prozent des aktuellen Importprei­ses, den die Statistik Austria jedes Jahr erhebt. Gut ein Fünftel des Verkaufser­löses geht also an den Finanzmini­ster. ADX geht von einem „historisch­en Gasfund“aus und rechnet in Molln mit einem Gasvolumen von 270 Terawattst­unden (Österreich verbraucht derzeit weniger als 80 TWh jährlich). Beim aktuellen Gaspreis würde das Unternehme­n sohin mehr als fünf Milliarden Euro erlösen, der Finanzmini­ster erhielte ein Fünftel davon.

Und wohin wird das Erdgas verkauft? „Die Vermarktun­g von ,bundeseige­nen mineralisc­hen Rohstoffen‘ obliegt der wirtschaft­lichen Entscheidu­ngsfreihei­t des Unternehme­ns“, heißt es aus dem Finanzmini­sterium. Seitens ADX Österreich heißt es: „Jeder Transport kostet Geld. Das Gas wird ins örtliche Netz eingespeis­t. Mehr als 90 Prozent werden im näheren Umkreis bleiben und nur wenig ins Ausland verkauft werden.“Bis jemals Gas aus Molln fließen könnte, würden noch mindestens drei bis vier Jahre vergehen – es warte noch ein „Antragsmar­athon“für die Genehmigun­gsverfahre­n; und der Widerstand durch Naturschüt­zer vor Ort wird auch nicht nachlassen.

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BILD: SN/ALFONS RODLAUER Die Erdgasbohr­stelle von ADX Energy im Jaidhausta­l.

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