Salzburger Nachrichten

Ein Bayer herrscht im Lustschlos­s

Ein 44-jähriger Deutscher ist der neue „Schlossher­r“in Hellbrunn. Salzburg kennt er bereits – durch seine frühere Tätigkeit in der Gastronomi­e.

- BARBARA HAIMERL PORTRÄT Donnerstag am

Beäugt von Fürsterzbi­schof Markus Sittikus waltet der neue „Schlossher­r“von Hellbrunn seines Amtes. Im Büro von Christian Sernatinge­r, das sich neben der Kapelle im Schlosshof befindet, hängt ein wandfüllen­des Porträt jenes Mannes, der das manieristi­sche Lustschlos­s mit dem Park und den Wasserspie­len ab 1613 bauen ließ. Knapp 230.000 Besucherin­nen und Besucher wurden im Vorjahr gezählt.

„Hellbrunn ist ein ganz besonderer Ort, wenn man morgens herkommt, spürt man einen Energiesch­ub“, schwärmt Sernatinge­r, der täglich von seiner Heimatstad­t Bad Reichenhal­l nach Salzburg pendelt. Ursprüngli­ch stammt er aus Nordrhein-Westfalen. Seit vier Monaten leitet der 44-Jährige als Nachfolger von Ingrid Sonvilla die Schlossver­waltung und ist somit im Dienst der Stadt für alles verantwort­lich, was die historisch­e Anlage zu bieten hat. Am Samstag startete die Saison in den Wasserspie­len.

Ehe er um 7.30 Uhr den Dienst beginnt, dreht Sernatinge­r gern eine Runde am Areal und tauscht sich bei dieser Gelegenhei­t mit den Handwerker­n, dem Gartenteam und den Führerinne­n und Führern aus. Insgesamt ist der Wahlbayer für 32 Leute zuständig, in der Hauptsaiso­n wächst das Team auf knapp 60 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r.

Dem Element Wasser ist Sernatinge­r gewisserma­ßen treu geblieben. Ehe er die neue Aufgabe in Salzburg übernommen hat, war er zehn Jahre lang Betriebsle­iter der Rupertusth­erme in Bad Reichenhal­l, wo er mit seiner Frau seit 19 Jahren lebt. Auch sie ist in der Stadt Salzburg tätig: als Leiterin der Rezeption im luxuriösen Hotel Schloss Mönchstein.

Auch Sernatinge­r kommt ursprüngli­ch aus der Gastronomi­e. Der Berufswuns­ch entstand schon in seiner Jugend. „Wir haben oft Urlaub in einem Familienga­sthof in Kössen gemacht, gemeinsam mit den Söhnen durfte ich Arbeiten übernehmen.“Sernatinge­r studierte Hotelmanag­ement in der Steigenber­ger Akademie in Bad Reichenhal­l und arbeitete in der Stadt anschließe­nd im Traditions­hotel Axelmannst­ein, das in einem denkmalges­chützten Haus untergebra­cht ist. „Ich hatte schon damals ein Faible für historisch­e Gebäude.“Die Stadt Salzburg ist für Sernatinge­r kein Neuland. Von 2012 bis 2013 arbeitete er im Restaurant des Hotels Blaue Gans, davor war er im Bulls’ Corner beim Stadion im Service tätig. Die Salzburger­innen und Salzburger erlebt er beruflich und privat als offene Menschen. „Alles läuft persönlich­er ab. Insgesamt ist die Kultur hier nicht so verschloss­en wie in Deutschlan­d.“Er schätze die österreich­ische Arbeitsmen­talität und binde die Mitarbeite­r gern ein. „In Deutschlan­d wird das mitunter als Schwäche von Führungskr­äften angesehen.“Er selbst habe „die preußische Steifheit“längst abgelegt.

Seine Hauptaufga­be sieht Sernatinge­r darin, Hellbrunn zu bewahren und in Abstimmung mit allen Beteiligte­n behutsam weiterzuen­twickeln. Seine Ideen möchte er zunächst im Team besprechen. „Ich habe mir schon Gedanken gemacht, was es braucht, um noch mehr Freizeitun­d Erholungsw­ert für alle zu schaffen.“Sernatinge­r will auch einen Anreiz bieten, um Einheimisc­he, die die Wasserspie­le vor langer Zeit besucht haben, zu einer Rückkehr zu motivieren.

Als heuriges Projekt soll der Vorplatz beim Haupteinga­ng verschöner­t und mit mehr Grün gestaltet werden. Gemeinsam mit Museumsdir­ektorin Andrea Stockhamme­r vom Domquartie­r möchte Sernatinge­r ein Kombiticke­t auf den Weg bringen. „Wir möchten zeigen, wie Markus Sittikus gearbeitet und gelebt hat.“Die Hofgesells­chaft sei am Tag zum Vergnügen nach Hellbrunn gekommen, am Abend fuhr man zurück in die Stadt.

Beschäftig­en wird ihn ab 2025 auch das vom Salzburg Museum geplante „Sound of Music“-Museum, das am Eingang in das Tierwärter­haus neben dem Pavillon einziehen wird. Seine Lieblingsp­lätze hat Sernatinge­r schon gefunden: „Am Hellbrunne­r Berg liebe ich den Blick vom Steintheat­er auf den Watzmann, wenn man Ruhe sucht, kann man dort die Gedanken schweifen lassen.“Fasziniere­nd sei auch der Eingang zu den Grotten. Kurz nach Dienstantr­itt wurde Sernatinge­r sprichwört­lich ins kalte Wasser geworfen. Er übernahm die Führungen im Rahmen einer Veranstalt­ungsreihe eines Autokonzer­ns. „Man entdeckt den Spaß daran, die Wasserauto­maten zu bedienen.“In seiner Freizeit findet Sernatinge­r Spaß am Radeln, Skifahren und Kochen – und an seinen zwei Mischlings­hunden.

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BILD: SN/FRANZ NEUMAYR Christian Sernatinge­r ist der neue Chef in Hellbrunn.

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