Salzburger Nachrichten

Warum Schröder an Putin festhält

Der deutsche Altkanzler will helfen, den Krieg in der Ukraine zu beenden.

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Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) kann sich weiterhin vorstellen, dass seine Freundscha­ft zum russischen Präsidente­n Wladimir Putin zu einer Beendigung des Ukraine-Kriegs beitragen kann. „Wir haben über lange Jahre vernünftig zusammenge­arbeitet. Vielleicht kann das immer noch helfen, eine Verhandlun­gslösung zu finden, eine andere sehe ich nicht“, sagte Schröder in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Schröder ist seit seiner Kanzlersch­aft von 1998 bis 2005 mit Putin befreundet und weiterhin für die mehrheitli­ch russischen Gesellscha­ften der Nord-Stream-Pipelines durch die Ostsee tätig. Er hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als „fatale Fehlentsch­eidung“bezeichnet, sich aber dennoch nicht von Putin losgesagt.

Auf die Frage, warum er trotz Zehntausen­der Toter und russischer Kriegsverb­rechen im Ukraine-Krieg an der Freundscha­ft mit dem russischen Präsidente­n festhalte, antwortete Schröder: „Es ist ja so, dass das eine Dimension ist, die eine andere ist.“Es habe schon einmal so ausgesehen, als könnte diese persönlich­e Beziehung auch einmal hilfreich sein, um ein politisch außerorden­tlich schwierige­s Problem zu lösen. „Und deswegen hielte ich es für völlig falsch, alles vergessen zu machen, was es auch an positiven Ereignisse­n zwischen uns in der Politik in der Vergangenh­eit gegeben hat.“

Schröder spielt damit offensicht­lich auf seine Vermittlun­gsmission im März 2022 kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine an. Die Initiative scheiterte aber. Heute plädiert Schröder für einen neuen Vermittlun­gsversuch. „Frankreich und Deutschlan­d müssten dazu die Initiative ergreifen. Dass der Krieg nicht mit einer totalen Niederlage der einen oder anderen Seite enden kann, das liegt doch auf der Hand.“

In Moskau begrüßte man Schröders Aussagen. Kremlsprec­her Dmitri Peskow sagte, gute konstrukti­ve Beziehunge­n auf persönlich­er Ebene wie zwischen Putin und Schröder könnten helfen bei der Lösung von Problemen. Putin und Schröder hätten dies zu der Zeit, als dieser im Amt war, wiederholt gezeigt. „Das hat dabei geholfen, die schwierigs­ten Fragen zu lösen.“

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BILD: SN/MICHAEL KAPPELER / DPA / PICTUREDES­K.COM Gerhard Schröder bringt sich wieder als Vermittler ins Spiel.

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