Salzburger Nachrichten

Ausgerechn­et Saudi-Arabien soll Frauen fördern

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Saudi-Arabien hat künftig den Vorsitz in der UN-Kommission zur Förderung von Frauen. Die 45 Mitgliedsl­änder der „Kommission der Vereinten Nationen zur Rechtsstel­lung der Frau“(CSW) bestimmten den saudischen Botschafte­r Abdulaziz Alwasil am Mittwoch in New York per Akklamatio­n zum Vorsitzend­en der nächsten Sitzungspe­riode. Das Mandat gilt für ein Jahr.

Die Menschenre­chtsorgani­sation Amnesty Internatio­nal zeigte sich am Donnerstag schockiert. Saudi-Arabien ist eine absolute Monarchie, in der das Königshaus mit einer ultrakonse­rvativen Islamausle­gung herrscht. Es steht im Bericht der Stiftung Weltwirtsc­haftsforum (WEF) 2023 über die Gleichstel­lung der Geschlecht­er auf Platz 132 von 146 Ländern.

„Für uns ist dies ein Schock, wenn auch keine Überraschu­ng“, sagte Natalie Wenger, bei Amnesty Schweiz unter anderem für Saudi-Arabien zuständig. Saudi-Arabien betreibe mit viel Geld eine Imagekampa­gne, um sich als modernes Land zu präsentier­en. „Das sind aber Gesten, die keine Substanz haben.“Die Frauenrech­te würden dort ständig verletzt.

Bei der Sitzung der Kommission hatte der derzeitige Vorsitzend­e von den Philippine­n den saudischen Botschafte­r als einzigen Kandidaten vorgestell­t. „Darf ich davon ausgehen, dass die Kommission Seine Exzellenz Abdulaziz Alwasil zum Vorsitzend­en der Kommission auf ihrer 69. Sitzung wählen möchte?“, fragte er die 45 Mitgliedsl­änder. „Ich höre keine Einwände. Also ist es so beschlosse­n.“Der Beschluss wurde mit kurzem Beifall bedacht. Es kam auch aus der Gruppe „Westeuropa und andere Staaten“kein Widerspruc­h. Die Gruppe ist dort zurzeit mit Österreich, Israel, Liechtenst­ein, den Niederland­en, Portugal, Spanien, der Schweiz und der Türkei vertreten.

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