AUA-Streik kostet Geld und Image
400 Flüge entfallen, 15 Mill. Euro Schaden – die Bilanz des AUA-Streiks. Eine Einigung im Lohnkonflikt ist nicht in Sicht, dieser dürfte sich somit länger hinziehen.
Donnerstagvormittag am Flughafen Wien-Schwechat. Dutzende AUA-Flugzeuge stehen auf dem Vorfeld, die Anzeigetafeln zeigen Flugausfälle an. Am Flughafen herrscht eine gewisse Betriebsamkeit – aber deutlich weniger als sonst. Grund ist der Ausfall von insgesamt 400 Flügen, die die AUA gestrichen hat – als Reaktion auf den angekündigten Streik des AUABordpersonals und der Dienstleistungsgewerkschaft Vida.
50.000 Passagiere sind von den Ausfällen betroffen. Sie sollten von der AUA über den Ausfall ihres Fluges informiert werden und eine nahe liegende Alternative angeboten bekommen – oder auf Wunsch die Kosten zurückerstattet bekommen. Das scheint großteils funktioniert zu haben, laut Augenzeugen verlief der Betrieb im Terminal „geordnet und unaufgeregt, es gab keine chaosartigen Szenen“. Das sei ein klares Indiz dafür, dass Information von Reisenden und Umbuchungen großteils funktioniert hätten, heißt es aus der Agentur für Passagierund Fahrgastrechte (APF) in Wien.
Seit Tagen laufen in der APF-Zentrale die Telefone heiß mit Anfragen über die konkrete Vorgangsweise bei einem ausgefallenen Flug. „Wir haben sehr viele Anfragen, viele klagen, dass der AUA-Kundendienst schwer erreichbar ist“, sagt APF-Sprecher Georg Loderbauer.
Es waren nur AUA-Flüge, die vom Flughafen Wien ausfallen, andere Airlines führen ihre Flüge ungehindert durch. Der Wiener Flughafen
verzeichnet durchschnittlich zwischen 600 und 700 Flüge täglich, sowohl Starts als auch Landungen. Die AUA ist unumstrittener Platzhirsch am Flughafen Wien, nach jüngsten Statistiken belief sich ihr Marktanteil am gesamten Verkehrsaufkommen zuletzt auf 47 Prozent.
Inhaltlich hat sich am Donnerstag im eskalierten Arbeitskonflikt wenig getan. AUA-Management wie auch die Gewerkschaft als Vertretung der Belegschaft haben ihre Positionen bekräftigt und ihre Gesprächsbereitschaft bekundet.
Allerdings liege es an der jeweils anderen Seite, an den Verhandlungstisch zurückzukehren – mit einem deutlich verbesserten beziehungsweise moderateren neuen Angebot. Dazu kam es vorerst freilich nicht. Es ist auch kein weiterer Verhandlungstermin – es wäre der 18. – in Sicht. Gewerkschaft und Betriebsrat Bord haben stattdessen für 4. April eine neuerliche Betriebsversammlung (BV) einberufen, um
die Belegschaft über den Stand der Dinge zu informieren und die weitere Vorgangsweise abzustimmen.
Hintergrund des Streiks ist ein Konflikt um höhere Gehälter der 3500 AUA-Bord-Beschäftigten, davon 1000 im Cockpit. Sie fordern nach einem ertragsstarken Geschäftsjahr 2023 eine Angleichung der Gehälter an andere Airlines im Lufthansa-Konzern. Diese lägen um 40 Prozent höher, teils würden selbst Billigfluggesellschaften im Konzern besser bezahlt, argumentiert Vida-Chef Roman Hebenstreit. AUA-Vorstandschefin Annette Mann sagt, solche Gehälter seien für die AUA nicht leistbar. Gäbe man den Forderungen nach, hätte die AUA statt eines bereinigten Betriebsergebnisses von 127 Millionen Euro einen Verlust eingefahren.
Die AUA beziffert die Kosten des AUA-Streiks mit 15 Millionen Euro. Zusammen mit früheren Betriebsversammlungen wird der Schaden auf 24 Mill. Euro veranschlagt. Dazu kämen durch die BV nächste Woche noch einmal 5 bis 10 Mill. Euro.
Dazu könnte noch ein Imageschaden kommen. Der sei schwer einzuschätzen, sagt Markenexpertin Irene Sagmeister. Ob ein Schaden
bleibe, hänge von zwei Dingen ab, meint sie – „ob die Erzählung nachvollziehbar und im Einklang mit der Marke ist und wie mit den Betroffenen umgegangen wird“. Im öffentlich ausgetragenen Konflikt mit der Belegschaft sei aktive Kommunikation gefragt, die im Einklang mit der Marke und ihren Werten sein müsse. „Das Versprechen Gastfreundschaft und Herzlichkeit muss auch in dieser Situation glaubhaft gelebt werden“, sagt Sagmeister. Als früher einmal selbst Betroffene einer Flugstreichung im Konzern habe sie erlebt, dass es um das Troubleshooting nicht immer zum Besten bestellt sei.
AUA-Management und Gewerkschaft beziehungsweise Betriebsrat entschuldigten sich bei den Fluggästen, die zwischen die Fronten des Arbeitskonflikts geraten waren. Man arbeite mit Hochdruck daran, die Auswirkungen „so gering wie möglich zu halten“, sagte AUA-Chefin Annette Mann. Sie bat um Verständnis für längere Wartezeiten, man habe „mit dem 20-fachen Volumen an Anrufen zu kämpfen“.
Betriebsversammlung statt neuer Gespräche