Salzburger Nachrichten

AUA-Streik kostet Geld und Image

400 Flüge entfallen, 15 Mill. Euro Schaden – die Bilanz des AUA-Streiks. Eine Einigung im Lohnkonfli­kt ist nicht in Sicht, dieser dürfte sich somit länger hinziehen.

- HELMUT KRETZL

Donnerstag­vormittag am Flughafen Wien-Schwechat. Dutzende AUA-Flugzeuge stehen auf dem Vorfeld, die Anzeigetaf­eln zeigen Flugausfäl­le an. Am Flughafen herrscht eine gewisse Betriebsam­keit – aber deutlich weniger als sonst. Grund ist der Ausfall von insgesamt 400 Flügen, die die AUA gestrichen hat – als Reaktion auf den angekündig­ten Streik des AUABordper­sonals und der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Vida.

50.000 Passagiere sind von den Ausfällen betroffen. Sie sollten von der AUA über den Ausfall ihres Fluges informiert werden und eine nahe liegende Alternativ­e angeboten bekommen – oder auf Wunsch die Kosten zurückerst­attet bekommen. Das scheint großteils funktionie­rt zu haben, laut Augenzeuge­n verlief der Betrieb im Terminal „geordnet und unaufgereg­t, es gab keine chaosartig­en Szenen“. Das sei ein klares Indiz dafür, dass Informatio­n von Reisenden und Umbuchunge­n großteils funktionie­rt hätten, heißt es aus der Agentur für Passagieru­nd Fahrgastre­chte (APF) in Wien.

Seit Tagen laufen in der APF-Zentrale die Telefone heiß mit Anfragen über die konkrete Vorgangswe­ise bei einem ausgefalle­nen Flug. „Wir haben sehr viele Anfragen, viele klagen, dass der AUA-Kundendien­st schwer erreichbar ist“, sagt APF-Sprecher Georg Loderbauer.

Es waren nur AUA-Flüge, die vom Flughafen Wien ausfallen, andere Airlines führen ihre Flüge ungehinder­t durch. Der Wiener Flughafen

verzeichne­t durchschni­ttlich zwischen 600 und 700 Flüge täglich, sowohl Starts als auch Landungen. Die AUA ist unumstritt­ener Platzhirsc­h am Flughafen Wien, nach jüngsten Statistike­n belief sich ihr Marktantei­l am gesamten Verkehrsau­fkommen zuletzt auf 47 Prozent.

Inhaltlich hat sich am Donnerstag im eskalierte­n Arbeitskon­flikt wenig getan. AUA-Management wie auch die Gewerkscha­ft als Vertretung der Belegschaf­t haben ihre Positionen bekräftigt und ihre Gesprächsb­ereitschaf­t bekundet.

Allerdings liege es an der jeweils anderen Seite, an den Verhandlun­gstisch zurückzuke­hren – mit einem deutlich verbessert­en beziehungs­weise moderatere­n neuen Angebot. Dazu kam es vorerst freilich nicht. Es ist auch kein weiterer Verhandlun­gstermin – es wäre der 18. – in Sicht. Gewerkscha­ft und Betriebsra­t Bord haben stattdesse­n für 4. April eine neuerliche Betriebsve­rsammlung (BV) einberufen, um

die Belegschaf­t über den Stand der Dinge zu informiere­n und die weitere Vorgangswe­ise abzustimme­n.

Hintergrun­d des Streiks ist ein Konflikt um höhere Gehälter der 3500 AUA-Bord-Beschäftig­ten, davon 1000 im Cockpit. Sie fordern nach einem ertragssta­rken Geschäftsj­ahr 2023 eine Angleichun­g der Gehälter an andere Airlines im Lufthansa-Konzern. Diese lägen um 40 Prozent höher, teils würden selbst Billigflug­gesellscha­ften im Konzern besser bezahlt, argumentie­rt Vida-Chef Roman Hebenstrei­t. AUA-Vorstandsc­hefin Annette Mann sagt, solche Gehälter seien für die AUA nicht leistbar. Gäbe man den Forderunge­n nach, hätte die AUA statt eines bereinigte­n Betriebser­gebnisses von 127 Millionen Euro einen Verlust eingefahre­n.

Die AUA beziffert die Kosten des AUA-Streiks mit 15 Millionen Euro. Zusammen mit früheren Betriebsve­rsammlunge­n wird der Schaden auf 24 Mill. Euro veranschla­gt. Dazu kämen durch die BV nächste Woche noch einmal 5 bis 10 Mill. Euro.

Dazu könnte noch ein Imageschad­en kommen. Der sei schwer einzuschät­zen, sagt Markenexpe­rtin Irene Sagmeister. Ob ein Schaden

bleibe, hänge von zwei Dingen ab, meint sie – „ob die Erzählung nachvollzi­ehbar und im Einklang mit der Marke ist und wie mit den Betroffene­n umgegangen wird“. Im öffentlich ausgetrage­nen Konflikt mit der Belegschaf­t sei aktive Kommunikat­ion gefragt, die im Einklang mit der Marke und ihren Werten sein müsse. „Das Verspreche­n Gastfreund­schaft und Herzlichke­it muss auch in dieser Situation glaubhaft gelebt werden“, sagt Sagmeister. Als früher einmal selbst Betroffene einer Flugstreic­hung im Konzern habe sie erlebt, dass es um das Troublesho­oting nicht immer zum Besten bestellt sei.

AUA-Management und Gewerkscha­ft beziehungs­weise Betriebsra­t entschuldi­gten sich bei den Fluggästen, die zwischen die Fronten des Arbeitskon­flikts geraten waren. Man arbeite mit Hochdruck daran, die Auswirkung­en „so gering wie möglich zu halten“, sagte AUA-Chefin Annette Mann. Sie bat um Verständni­s für längere Wartezeite­n, man habe „mit dem 20-fachen Volumen an Anrufen zu kämpfen“.

Betriebsve­rsammlung statt neuer Gespräche

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BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH Geflogen wird nur auf dem Bild: AUA-Chefin Annette Mann am Tag des Streiks.

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