Wenn der Tod naht: Auch die Letzte Hilfe muss man lernen
Hilflosigkeit und Unsicherheit. Neigt sich das Leben eines nahen Angehörigen oder Freundes dem Ende zu, sind viele Menschen überfordert. In vier Stunden lässt sich das ändern.
WIEN. Sterben gehört zum Leben. Wenn Susanna Kammeringer über den Tod spricht, dann ist da keine Unsicherheit in ihrer Stimme zu bemerken. Eine Sicherheit, die man lernen kann. Kammeringer, die bei der Hospizbewegung in Salzburg beschäftigt ist, leitet Seminare, in denen Menschen erfahren, welches Verhalten richtig ist, wenn bei Familienmitgliedern oder nahen Freundinnen und Freunden das Ende des Lebens näher rückt. Vier mal 45 Minuten reichen, um zu lernen, wie man Letzte Hilfe leisten kann.
„Das Sterben ist eigentlich in unserer Gesellschaft immer noch ein Thema, das eher ausgegrenzt, zur Seite geschoben wird“, sagt sie. Dabei eröffne sich für diejenigen, die sich mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen, ein neuer Blick auf das Leben. Vielen werde dabei klar, dass sie eigentlich zu Hause sterben wollten. Umfragen zufolge hätten 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes diesen Wunsch, sagt Kammeringer.
Tatsache sei aber auch, dass sich die Angehörigen auf diese Situation vorbereiten sollten, so die Hospizmitarbeiterin. Wobei sowohl medizinische als auch rechtliche und organisatorische Themen zu berücksichtigen seien. „Da geht es zum Beispiel darum, wann muss ich einen Bestatter informieren, wie schaut es mit der Totenbeschau aus, welche Kosten fallen an“, sagt sie. Gerade wenn Menschen persönlich vom Tod eines Angehörigen betroffen seien und trauerten, sei es gut, wenn solche Fragen geklärt und im besten Fall schon erledigt seien. Aber natürlich sei für viele Besucherinnen und Besucher der Seminare vor allem wichtig, wie sie einen
Menschen, der im Sterben liegt, begleiten und betreuen können, erzählt Kammeringer.
Vieles, was eigentlich bei sterbenden Menschen normal sei, werde, wenn man es nicht wisse, oft falsch interpretiert und führe zu unnötigem Stress und Ängsten. Das beginnt etwa damit, dass sterbende Menschen aufhören zu essen und zu trinken, der Puls schwächer und schneller wird, die Körpertemperatur sinkt, sie schneller, flacher und unregelmäßig atmen, die Muskulatur erschlafft. Wer darüber informiert ist, der wird dann Menschen, die im Sterben liegen – so wie es Experten empfehlen –, nicht zum Es
sen und Trinken animieren, ihnen aber trotzdem etwa die Lippen befeuchten, damit der Mund nicht austrocknet, oder dafür sorgen, dass Hände und Füße warm gehalten werden, weil diese in der Sterbephase rasch auskühlen. Und sterbende Menschen sollten, wenn es geht, auch nicht allein gelassen werden, empfehlen Fachleute.
Auch wenn man diese Informationen habe, sei es wichtig, dass die Angehörigen, wenn es notwendig sei, immer auf medizinische Hilfe zurückgriffen, sagt Kammeringer, etwa auf die Palliativ-Teams der Hospizbewegung. Es mache einen wesentlichen Unterschied in der Betreuung aus, ob ein Mensch einfach sterbe, weil er alt sei, oder ob er eine schwere Krankheit und dadurch starke Schmerzen habe, sagt Kammeringer. Aber auch Informationen,
welche Hilfsangebote es gibt, werden bei den Letzte-Hilfe-Kursen angeboten. Das Interesse an diesen Kursen ist jedenfalls groß. „Ältere Personen, die sich mit ihrem Lebensende auseinandersetzen wollen, kommen ebenso wie Angehörige von kranken Menschen“, sagt Kammerlinger.
Was man bei diesen Kursen nicht brauche, seien Vorkenntnisse. Nur Zeit. In den vier Modulen werden von zwei Moderatoren und Moderatorinnen die Themen „Sterben als Teil des Lebens“, „Vorsorgen und entscheiden“, „Leiden lindern“und „Abschied nehmen“behandelt.
Bei der Salzburger Hospizbewegung sind diese Kurse kostenlos, gebeten wird nur um freiwillige Spenden.
Sterbende Menschen hören auf zu essen