Salzburger Nachrichten

Die Retter von Gaißau haben es nicht eilig

Die neuen Eigentümer der Skischauke­l machen es spannend: Ein Projekt oder gar der Neustart ist noch nicht in Sicht. Betroffene wollen Klarheit.

- THOMAS AUINGER

HINTERSEE. Nach dem dritten Konkurs der Gaißau Hintersee Bergbahnen 2022 soll mit den neuen Eigentümer­n, die im Sommer letzten Jahres als Käufer eingesprun­gen sind, ein Neustart gelingen. In der Region mehren sich mittlerwei­le die Zweifel, was den Fortgang der Bemühungen betrifft. Betroffene­n geht zu wenig weiter. Es tue sich „einfach gar nichts“. „Worauf warten die?“„Derzeit ist nichts konkret.“„Das war heuer noch nie Thema.“„Die sagen nicht viel.“„Die hätten sich das vorher überlegen sollen.“ „Die Luft ist draußen.“„Das ist sehr ernüchtern­d.“„Wenigstens versuchen sollte man einen Liftbetrie­b 2024/25.“Das sind Kommentare aus Gemeinden und anderer Beteiligte­r. Die Eigentümer können ihre Zurückhalt­ung aber durchaus begründen.

GH Projektent­wicklung GmbH heißt die neue Firma mit Sitz in Anif. Gesellscha­fter sind die Firmen Harlander Baumanagem­ent, Schnaitman­n Holz und Böckl Baugerätev­erleih sowie ein Privater. Martin Harlander versichert: „Wir haben nichts zu verstecken.“Man wolle aber keine schlafende­n Hunde wecken. Es

brächte nichts zu spekuliere­n. „Wir arbeiten intensiv und haben im Hintergrun­d unsere Hausaufgab­en gemacht.“Das betreffe Wasserunte­rsuchungen für eine Beschneiun­g und die Prüfung von Vorprojekt­en, so der Pongauer Unternehme­r . Nächste Woche treffen sich die Eigentümer zu einer Besprechun­g. Harlander: „Mitte April können wir mehr sagen.“Auch Thomas Böckl betont: „Wir entwickeln ein ganzheitli­ches Projekt, das Hand und Fuß hat.“Die Qualität müsse stimmen, „wenn wir etwas vorstellen“.

Aussagen Böckls bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des Tourismusv­erbands Fuschlseer­egion im Herbst vor 120 Teilnehmer­n lösten Verunsiche­rung aus. Zuhörer vernahmen, dass die Firma eine Entwicklun­gs-, keine Betriebsge­sellschaft sei. Muss also erst ein Betreiber gesucht werden? „Nein“, sagt Böckl. Er stellt klar: „Wir wollen dann schon auch Betreiber sein.“Zuerst müsse das Projekt stehen.

Für eine grundlegen­de und langfristi­ge Modernisie­rung müssten wahrschein­lich zig Millionen

investiert werden. Alles oder nichts scheint das Motto zu sein. Das heißt, dass so gut wie alle Beteiligte­n einen Ganzjahres­betrieb für notwendig halten. Ohne Sommerbetr­ieb mit Attraktion­en müsste wohl auch der Winterbetr­ieb sterben. Das ist nebenbei auch ein Signal an die

„Die Bundesfors­te werden einen Ganzjahres­betrieb unterstütz­en.“Erwin Stampfer, Forstbetri­ebsleiter (Bild: SN/RATZER)

Grundbesit­zer, deren Zustimmung zu Pachtvertr­ägen notwendig ist. Geplant ist, den Skiliftbet­rieb im Winter 2025/26 aufzunehme­n. Fix ist das aber nicht.

Noch nicht abgeschlos­sen ist das Insolvenzv­erfahren über die Vorgängerg­esellschaf­t, weil von ihm als Masseverwa­lter „noch Forderunge­n zu betreiben sind“, erklärt Anwalt Wolfgang Hochsteger. Zudem ist inzwischen auch der damalige Chef der Bergbahnen selbst in Konkurs. Am 4. März wurde auf Gläubigera­ntrag über den Abbruch- und Baggerunte­rnehmer das Insolvenz

verfahren eröffnet. Forderunge­n sind bis 15. Mai anzumelden.

Die Liegenscha­ft mit der Talstation und dem Kassa- und Bürogebäud­e in Gaißau hat im Vorjahr die Gemeinde Krispl um 410.000 Euro erworben. Im Kaufvertra­g ist festgelegt: Kommt es zu keinem Liftbetrie­b mehr, stehe „die Verwendung zur Befriedigu­ng öffentlich­er Interessen an erster Stelle“.

Aus den Reihen der (kleineren) Grundbesit­zer ist zu erfahren, dass die Projektbet­reiber nach einer Zusammenku­nft im vergangene­n Herbst nach dem Winter Einzelgesp­räche mit ihnen planen würden. Größter Grundeigen­tümer sind die Bundesfors­te. „Wenn es weitergeht, werden wir das unterstütz­en“, betont der Betriebsle­iter für den Tennengau und Flachgau, Erwin Stampfer, und er fügt hinzu: „Wenn es ein Ganzjahres­konzept gibt.“Ein Pachtvertr­ag müsse zeitnah geschlosse­n werden, sonst herrsche ein vertragslo­ser Zustand. Die Nachfrage sei groß, „der Berg wird gut angenommen“. Zumindest den Skitourenb­etrieb stellen die Tourismusv­erbände sicher. Heuer war allerdings die Saison mangels Schnee kurz.

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Die Liegenscha­ft mit der Gaißauer Talstation gehört der Gemeinde Krispl.
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Eile mit Weile …
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BILD: SN/ROBERT RATZER

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