Sein Stern strahlt immer heller
Drei Tage voller Anspannung. Drei Nächte ohne Schlaf. Ergebnis: Ein Traum wurde wahr.
SALZBURG. Hunderte meldeten sich an. Aus aller Herren Länder. Aber er bekam den Zuschlag. Die Rede ist von Lorenz Widauer (25). „Ein junges, herausragendes Talent der österreichischen Jazzszene.“Diesen Befund stellten die SN dem Salzburger schon vor längerer Zeit aus. Aber worum geht es hier und jetzt? Und um welchen Traum?
Wir sitzen einander an diesem Nachmittag in der Bar der Szene Salzburg gegenüber. Lorenz Widauer kommt auf die Minute pünktlich mit seiner großen Tasche zur Tür herein. Inhalt: zwei Trompeten. Er braucht sie im Anschluss, in knapp einer Stunde. Im Saal der Szene wird nämlich geprobt für eine Konzertserie mit Hubert von Goisern und der Lungau Big Band. Die gibt es seit vierzig Jahren. Das wird mit einer Tournee quer durch Österreich gefeiert. Lorenz Widauer ist als Trompeter Teil der Lungau Big Band. Und auch zu Hubert von Goisern gibt es eine spezielle Verbindung. 2020 gewann Widauer mit der Musikformation Chez Fría den Hubert-von-Goisern-Kulturpreis.
Jetzt wartet ein neues Abenteuer. Es begann mit drei schlaflosen Nächten. Doch die, so scheint’s, fokussierten ihn in besonderer Weise. Lorenz Widauer hatte sich für das „Focus Year“des Jazz Campus Basel beworben. Diesen Campus gibt es seit 2014. „Ein Ort für Jazz, für Musiker/-innen, für das kulturelle Basel, für die Region und für Jazzbegeisterte aus der Schweiz und aus der ganzen Welt. Ein Labor für die wegweisendste Musikform unserer Zeit, die hier gelebt und von Basel aus weitervermittelt wird“, lautet die Eigendefinition.
Das „Focus Year“ist, sportlich ausgedrückt, ein Trainingscamp unter allerbesten Bedingungen. Die österreichische Jazzinstitution Wolfgang Muthspiel ist heuer für die sechs Gewinner/Teilnehmer am „Focus Year“2024 Begleiter und Mentor.
Lorenz Widauer erzählt: „Es war intensiv und einzigartig. Jeder und jede musste alle Facetten des musikalischen Könnens abrufen und präsentieren. Auch das kompositorische Talent und Können wurden abgefragt, was mir taugt und liegt. Nicht zuletzt ging es auch um soziale Kompetenz.“Warum? „Wir gehen auf
Tournee, spielen in angesagten Clubs, arbeiten an uns und mit den besten Musikern – da ist ein gutes Miteinander die wesentliche Basis.“
Hineingeboren in eine musikalische Familie, stand für ihn schon als junger Mann fest, eines Tages eine eigene Band gründen zu wollen. Ganz und gar für die Musik zu leben – und von ihr auch leben zu können. Zunächst konzentrierte er sich auf das Klavier. Sein Können öffnete bald Wege in namhafte Konzertsäle, etwa das Große Festspielhaus in
Salzburg oder das MuTh in Wien. Als Klaviersolist arbeitete er, so vermerkt es seine Vita, „mit Orchestern wie der Philharmonie Salzburg und interpretierte Mozarts Klavierkonzerte bis hin zu Gershwins ,Rhapsody in Blue‘“. Ein wesentlicher Antrieb, so sagt er, sei es immer gewesen, offen für alle Spielformen und Genres zu sein. Doch langsam und sicher reifte in ihm ein Entschluss: Er wollte weg vom Klavier und sich ganz und gar der Trompete als Hauptinstrument widmen.
Lorenz Widauer formuliert es pointiert: „Allein am Mozarteum werden mehr Pianistinnen und Pianisten ausgebildet, als es Konzertsäle auf der Welt gibt.“Das freie Spiel, Jazz, Improvisation, das reizte ihn immer mehr. Die spitze Anmerkung „Der Sohn will Jazztrompeter werden – für Eltern vermutlich der Traum schlechthin“quittiert er mit einem Lachen und mit der Feststellung: „Ich gehe meinen Weg.“
Nun: Die Eltern sind ohnehin stolz auf ihn. Und der Gewinn des „Artedea“- Wettbewerbs und des Joe-Zawinul-Awards belegen: Der Weg stimmt, sein Stern strahlt immer heller.
„Wir gehen auf Tournee und spielen in angesagten Clubs.“Lorenz Widauer, Musiker