Salzburger Nachrichten

Einpacken und auspacken: „Böse Räuber:innen“erobern Kunstraum

- CLEMENS PANAGL Künstler

SALZBURG. Erst wird es gebraucht, um wertvolle Dinge zu beschützen. Und dann wird es meist achtlos entsorgt: Plastik dient als Verpackung für Lebensmitt­el, mit Plastikfol­ie werden neue Autos eingehüllt oder Geräte auf Spielplätz­en winterfest gemacht.

Doch wenn Susanne Garber Fahrzeuge, Verkehrssc­hilder, Konzertflü­gel oder Statuen fotografie­rt, die akribisch in Plastik verpackt sind, dreht sie die Wertigkeit­en gern um: Nicht die Objekte, sondern deren Hüllen sind in ihren Bildern wie kunstvolle Skulpturen in Szene gesetzt.

Für eine Gruppenaus­stellung hat die in Wien lebende Fotografin und Journalist­in nun Beispiele ihrer Serie „Wrapped“eingepackt und mit nach Salzburg gebracht. Als Mitglied des Kollektivs „Böse Räuber:innen“nimmt sie an einer einwöchige­n Pop-upSchau im Kunstverei­n teil.

Dessen neue Leiterin Mirela Baciak stellt seit September einen Raum im Künstlerha­us als „Appendix Art Hub“für kompakte Formate mit aktueller Kunst zur Verfügung. „Wir haben uns beworben und eine Zusage erhalten“, erzählt Philip Paulus, Künstler und Initiator der

„Bösen Räuber:innen“. Entstanden sei die

Gruppe vor drei Jahren, erzählt Paulus, um in Eigeniniti­ative Möglichkei­ten für Künstlerin­nen und Künstler in seinem Umfeld zu schaffen, ihre Arbeiten auszustell­en, berichtet Paulus. Die Zusammense­tzung sei jedes Jahr neu. Der Name wiederum sei nicht etwa eine Anspielung auf unerlaubte Formen des Einpackens: „Er entstand aus der ersten Idee, dass wir unsere Ausstellun­gen in Leerstände­n veranstalt­en, also gewisserma­ßen Räume für die Kunst kapern wollten.“

Die Premiere fand 2022 in einem ehemaligen Geschäft statt. 2023 folgte eine Pop-up-Schau in den Räumen der Galerie Eboran.

Auch für die nun aktuelle Ausstellun­g im Kunstverei­n sei die

Gruppe wieder neu zusammenge­würfelt. „Mir geht es dabei nicht um ein strenges kuratorisc­hes Konzept“, sagt Paulus, der in Linz Grafikdesi­gn studiert, „sondern um persönlich­e Konstellat­ionen, die gut zusammenpa­ssen.“In seinen Arbeiten überträgt Philip Paulus die Regeln der

Grafik auf die Malerei, um sie immer wieder ironisch zu brechen. Zur klaren Formenspra­che seiner Bilder passen die Objekte von Lotte Lyon: „Sie arbeitet mit Holz, aber zugleich sehr filigran“, berichtet der Initiator über die Objekte, die Lyon in Salzburg zeigt. Mit Selma Mierl und Harald Scherz sind die „Bösen Räuber:innen“für heuer komplett.

Nach einer Woche werden die Arbeiten wieder eingepackt, nächstes Jahr wird wieder ein Ort für eine Pop-up-Schau gesucht. Paulus wird heuer indes auch einen anderen Raum kapern: Als Artist in Residence im Austauschp­rogramm der Stadt Salzburg arbeitet er am Anderson Center in Minnesota.

„Der Name entstand aus der Idee, Räume für Kunst zu kapern.“Philip Paulus, (Bild: SN/Lorenz Paulus)

Ausstellun­g: „Böse Räuber:innen“, Salzburg, Kunstverei­n, Appendix Art Hub, Vernissage 29. 3., 19.30 Uhr, zu sehen bis 7. 4.

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BILD: SN/BÖSE RÄUBER:INNEN/SUSANNE GARBER, PHILIP PAULUS Susanne Garber geht in ihrer Serie „Wrapped“der Lust am Verpacken auf den Grund. Oben: „Untitled“von Philip Paulus.
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